Mahlzeit,
mtthsmyr schrieb:Hochinteressantes Thema - hast Du noch die Möglichkeit eine Impedanzmessung im Vergleich zu machen (starre Koppelung vs. entkoppelt)?
Done!
Ich habe dafür mein Testgehäuse genommen:
Hier nochmal ein Bild um was es geht:
Untersucht habe ich die ursprüngliche starre, kraftschlüssige Verbindung (per Einschlagmutter) mit der Gummipuffer-Aufhängung. Verglichen habe ich:
- Frequenzgang
- Ausschwingen
- Sprungantwort
- Klirr
- IMD (alles gemessen im Nahfeld vor der Membran)
- Impedanz
- sich daraus ergebene TSP
- Frequenzgang bzw. Ausschwingen an zwei Stellen vor der Rückwand (hier mit Kreuzen markiert):
Bei den ersten fünf Punkten ergaben sich keine nennenswerte Unterschiede. Alles lag im Rahmen von üblichen Messdifferenzen. Einzig auf der Einbauresonanz (150Hz) schienen die Unterschiede etwas größer zu sein und könnten ihren Ursprung in der Befestigungsart haben. Aber von besser oder schlechter würde ich da grundsätzlich nicht sprechen und da ich das Chassis auf der Resonanzfrequenz sowieso nicht betreibe, war mir das auch egal.
Wirkliche Unterschiede konnte ich bei der Impedanz und bei den Messungen an der Rückwand feststellen.
Für die Impedanzmessung wurde das Chassis vorher mit definiertem Pegel fünf Minuten eingeschwungen und dann zwei Minuten "abkühlen" gelassen, so dass der Betriebszustand vergleichbar war. Grün ist mit Gummipufferaufhängung, türkis ist die starre Montage:
![[Bild: picture.php?albumid=1824&pictureid=33375]](https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1824&pictureid=33375)
Bitte die Skalierung beachten!
Die Unterschiede sind nicht dramatisch, aber vor allem auf der Chassis-Resonanzfrequenz erkennbar.
Der Qms steigt von 1.1071 auf 1.1852. Fs und Qes bleiben nahezu identisch. Eine zweite Resonanzfrequenz, die durch die weiche Chassimontage entstehen (könnte?), ist nicht erkennbar. Entweder liegt sie unterhalb des Messbereichs oder ist zu gut bedämpft. Edit: Zu tiefen Frequenzen steigt die Impedanz ganz schwach an. Die Resonanz der Gummiaufhängung könnte also "da unten" irgendwo liegen...
Wirklich aufschlussreich waren aber die Messungen an der Rückwand. Um die Unterschiede deutlich darzustellen, musste ich an der Skalierung des Ausschwingverhaltens eine ganze Zeit rumprobieren. Ich habe dann aber doch deutliche Unterschiede feststellen können, als ich die Auflösungstiefe auf 40dB erhöht habe und eine sehr lange Zeit (300ms) betrachtet habe. In den Frequenzbereichen unter 500Hz und über 2000Hz habe ich keinen nennenswerten Unterschiede feststellen können. Deswegen habe ich mich auf den Bereich von 500Hz bis 2000 Hz beschränkt.
Hier einmal auf Höhe des oberen Kreuzes (Mittelpunkt der Rückwand) starre Montage:
Zum Vergleich dazu mit den Gummipuffern:
Hier auf Höhe des unteren Kreuzes (Chassismittelpunkt):
Zum Vergleich dazu mit den Gummipuffern:
Grundsätzlich als Erklärung zu allen vier Diagrammen: Die Berge in den ersten 50ms entstehen vor allem durch den Direktschall, der sich um das Gehäuse herum beugt bzw. vom Raum reflektiert und so zum Mikro geleitet wird. Hier konnte ich mit meiner Sitzposition schon leichte Unterschiede provozieren.
Wirklich spannend sind aber die Resonanzen um 562 Hz, 897 Hz und 1389 Hz. Sie sind zwar zwischen 20 und 30dB leiser als der Nutzschall (wohlgemerkt direkt vor der Rückwand gemessen), aber schwingen extrem lange (fast eine Sekunde) nach. Wenn man diese Frequenzen als Sinustöne auf das Chassis gibt und dann abrupt abschaltet, hört man diese Frequenzen auch in großem Hörabstand glockenartig nachschwingen. Ich könnte mir also sehr gut vorstellen, dass man sie im ungünstigsten Fall auch bei Musik wahrnehmen kann.
Wirklich erfreulich ist natürlich die Tatsache, dass bei der Montage mit Gummipuffer die Resonanzen deutlich reduziert bzw. gar nicht mehr erkennbar sind. Auch das konnte ich mit sinusförmigen Signalen per Ohr problemlos nachvollziehen.
Fazit: Der Gummipuffer-Trick bzw. die Entkopplung des Chassis vom Gehäuse funktioniert sowohl mess- als auch gehörtechnisch zweifelsfrei. Danke an JFA für den Tip! Für kompromisslose Projekte würde ich diese Montage bei Hoch- und Mitteltönern immer empfehlen, zumal ich keine Nachteile feststellen konnte.
Der handwerkliche Aufwand ist übrigens überschaubar und bei bestehenden Projekten auch einfach nachzurüsten. Vier Sacklöcher fräsen und den Gummipuffer von hinten mit Mutter und Unterlegscheibe kontern - fertig. Etwa 15 Minuten Arbeit und ein paar Euros für Gummipuffer, Muttern, Schrauben und ggf. Dichtung.
Gruß, Christoph