Moin,
die Tatsache, dass die freie Meinungsäußerung sich zusammen mit der Freiheit von Lehre und Wissenschaft in einem Artikel des Grundgesetzes findet, ist kein Zufall.
Es ist nicht nur statthaft sondern eine Notwendigkeit, dass man Thesen und Sachzusammenhängen, die einer wissenschaftlichen Betrachtung oder Evaluation oder gar einem Beweis nicht standhalten und allein in ihrem Ansatz bereits als logisch fragwürdig bis hanebüchen zu bezeichnen sind, mit einer gesunden Skepsis begegnet. Demzufolge darf man wohl Maßnahmen und Zusammenhänge, die in ihrer Wirksamkeit nicht bewiesen und logisch nicht nachvollziehbar sind, mit einem gesetzlich verbrieften Recht als Mumpitz bezeichnen.
Das gilt z.B. für ein fiktives Gespräch mit meinem Nachbarn, in dem ich ihm eröffne, dass ein Schamane mein Haus beschworen hat, um Heizkosten zu sparen. Auf die Frage, ob ich das den bei der Abrechnung der Heizkosten bemerkt hätte, entgegne ich: "Nein, aber es fühlt sich wärmer an!"
Wir brauchen nicht lange darüber zu dikutieren, dass ich in dem Fall wohl einem Scharlatan aufgessen wäre, der mir für ein unsinniges Beschwörungs-Brimborium meine Kohle aus der Tasche geleiert hat.
Ebenso würde mir mein Energieversorger mit Fug und Recht 'den Vogel zeigen', wenn ich versuche meine Stromrechnung dadurch zu drücken, dass ich anführe, mein Verstärker spiele nicht mehr so frei auf, weil am Anschluß zuviel Atomstrom ankommt. Da wird wohl als Beweis der Stromzähler herhalten und meine Befindlichkeiten bzgl. Atomstrom werden wissenschaftlich und rechtlich in Ihrer Absurdität entlarvt.
Das gleiche gilt allerdings auch für digitale Geräte, die sich erst 'einbrennen' müssen, damit sich der optimale Klange entfalte oder sich gar eine ganz andere Klangcharakteristik einstelle. Für die Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme gibt es keinen messbaren oder logischen Beleg. Genauso könnte ich darauf pochen, dass sich bei meinem Mediareceiver das Bild verbessert, wenn er nur lange genug eingespielt hat. Analog zu den oben genannten fiktiven Besipielen wäre ein solches Prozedere aus Perspektive der Wissenschaft, die wie oben geschrieben auch gesetzlich verbrieft einen Bezug zur Meinungsfreiheit hat, als Tinnef zu bezeichnen. Die Tatsache, dass ein derartiges Vorgehen den Zustand auch nicht verschlechtert, ist persönlich beruhigend, ändert aber nichts an der wissenschaftlichen Fragwürdigkeit.
Genauso verhält es sich mit irgendwelchen Materialien, die in Fahrzeugen benutzt werden, um Fahrgeräusche zu mindern, wenn selbige zur Klangverbesserung auf einzelne Komponenten eines solchen DAC geklebt werden. Da könnte man messen bis zum jüngsten Gericht; was da am Ende rauskommt ist logisch und messtechnisch unabhängig davon, ob da Dynamat, Dynamit oder ein Stück Christstollen draufliegt. Egal, was der Schamane sagt, der das Zeug beschwört und verkauft!
In diesem Sinn ist auch Alex' Post zu den aroma-sensiblen Hochtönern zu sehen. Das ist natürlich überspitzt und relativ leicht als Mumpitz zu entlarven; obwohl er ja für sich in Anspruch nehmen könnte, Unterschiede gehört zu haben.
Daher empfinde ich die eingeforderte Toleranz bezüglich wissenschaftlich nicht belegter, völlig unlogischer, absurder Maßnahmen auf der einen Seite und der Empörung über bzw. Ablehnung von Alex' ironischem Post als intellektuel naiv.
Wenn wir hier bestimmte Maßnahmen, wie z.B. Alex' Aroma-Hochtönertest als Mumpitz entlarven, sollten wir dabei auch konsequent bleiben und alle Maßnahmen, die diesem Kriterium gerecht werden entsprechend betiteln. Eine wie auch immer geartete und eingeforderte Toleranz, die darauf abzielt, man möge doch bloß nicht nach einem Beweis oder einer Begründung für eine noch so abstruse Maßnahme fragen, empfinde ich als heuchlerisch.
In dem Sinne krieche ich jetzt weiter mit meinem Stabfeuerzeug durch das Wohnzimmer und brenne meine Kabel ein. Ich werde dann morgen vom 'feurigen' Klang der Lautsprecher berichten.


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Klar soll das hier auch aus meiner Sicht btt gehen, aber einer Toleranz, deren Stoßrichtung es ist, Scharlatanerie zu decken, erteile ich aus Sicht der Wissenschaft, die Meinungsfreiheit vernünftig ergänzen sollte, eine klare Absage.
LG Gazza