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Schon wieder ein Quarantäne-Lautprecher: Coax-19
#21
Hallo Bernd,

kann ich an sich gerne machen, allerdings bin ich wie gesagt noch völlig am Anfang mit meinen DSP-Versuchen und bin mir nicht sicher, dass mein Ansatz so passt. Ich hab Dir auf jeden Fall schon mal mein Testprojekt in X-over mit allen Messungen hochgeladen, da kannst Du meinen passiven Ansatz sehen und selber ein bisschen spielen. (Edit: nicht erschrecken, es ist wie gesagt nur ein Ansatz und weit entfernt von einer fertigen Weiche)

Frage an die DSP-Profis: ich habe erstmal angefangen, am Hörplatz zu messen und dann versucht, sowohl den Frequenzgang des Treibers als auch die Raumeinflüsse durch den Output PEQ zu begradigen. Da gerade der Raum hier jede Menge lustiger Sachen macht, führt das dazu, dass ich gerade im Tieftonzweig eigentlich mit den 10 EQs nicht wirklich hinkomme, ich bräuchte noch ein oder zwei mehr für das gewünschte Ergebnis. Jetzt erklärt mir aber das junge Kerlchen in diesem beeindruckend guten Video (https://www.youtube.com/watch?v=ihOMKQ3i2OM), ich sollte die Raumeinflüsse gar nicht korrigieren, sondern statt dessen den Raum optimieren... Confused Klar, das ist natürlich die Ideallösung, aber meine Frau ist da irgendwie anderer Meinung... Big Grin

In einem anderen Tutorial habe ich gelesen, man sollte die Output PEQs für die Treiberlinearisierung benutzen und die Input PEQs für die Raumeinflüsse - also quasi erst im möglichst freien Feld messen und linearisieren, dann aufstellen und alle Sauereien mit dem Input Equalizer anpacken - scheinbar nicht der vom Hersteller gedachte Einsatz, scheint aber ansonsten eigentlich Sinn zu machen.

Und noch eine Frage: macht es Sinn, sich die Filter von REW berechnen zu lassen? Oder lieber gleich alles von Hand setzen? Wie macht Ihr das?

Ich bin auf jeden Fall schwer beeindruckt von den Möglichkeiten, die sich durch die Aktivierung und den DSP bieten, wirklich ein sehr nettes Spielzeug.

Und als erstes Fazit zu den Reckhorn-Treibern: die können richtig was. Zu Verarbeitung und Haptik hatte ich ja oben schon was geschrieben und auch klanglich bin ich absolut beeindruckt, vor allem hinsichtlich des geradezu lächerlichen Preises. In dem Gehäuse sind mit DSP 40Hz kein Problem, bei gehobener Zimmerlautstärke sieht man kaum eine Bewegung am Tieftöner, da ist also noch einiges an Reserven. Den Hochtöner empfinde ich teilweise noch etwas spitz, aber das hat natürlich auch mit der unfertigen Abstimmung zu tun. Mal schauen, was da noch rauszuholen ist. Ich tue mich ja immer etwas schwer mit Klangbeschreibungen, aber ich werde es nochmal versuchen, wenn ich fertig bin.

Schönen Gruß,
Lars


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.zip   ReckhornCoax_Xover.zip (Größe: 76,27 KB / Downloads: 116)
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#22
Hi Lars,

wenn Du über den Raum abstimmst, verbiegst Du dir die erste Wellenfront. Deshalb ist das hier auch der Weg, denauch ich immer beschreite (auch wenn man natürlich erst die Weiche setzen kann):

Zitat:In einem anderen Tutorial habe ich gelesen, man sollte die Output PEQs für die Treiberlinearisierung benutzen und die Input PEQs für die Raumeinflüsse - also quasi erst im möglichst freien Feld messen und linearisieren, dann aufstellen und alle Sauereien mit dem Input Equalizer anpacken - scheinbar nicht der vom Hersteller gedachte Einsatz, scheint aber ansonsten eigentlich Sinn zu machen.

Also: erst den Baffelstep des Tieftöners entzerren (Highshelf Filter bei ca. 400 Hz mit Q 0,7 und minus 3-4 dB) und dann die Membranresonanz runterdrücken (Peak Filter bei 6 Khz mit -10 dB und ca. Q 3). So wie der Verlauf des Tieftöners ist, solltest Du eigentlich auch keine 10 Filter brauchen. Wahrscheinlich musst du nochmal einen kleinen Buckel im Mittelton begradigen, aber das sollte es dann schon gewesen sein.

Beim Hochtöner das gleiche, hier würde ich irgendwo zwischen 3.500 und 4.000 einen Peak Filter mit Q 1,5 bis 2 setzen, um den Buckel in der Gegend loszuwerden. Danach dann die Trennfrequenz setzen mit 24 dB LR und weitersehen.

:prost:

VG
Ludger
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#23
Hi Ludger,

vielen Dank für Deine Erklärungen. Ich hab jetzt mal versucht, das Ganze quick & dirty umzusetzen, aber so richtig verstehe ich den Ansatz nicht.

Hier der TT unbeschaltet, mit dem High Shelf Filter und dem Peak:
[ATTACH=CONFIG]55485[/ATTACH]

Hm... eher so mittelprächtig... klar, Finetuning hier und da, aber die große Berg- und Talbahn kommt ja nun eindeutig vom Raum, wenn man mal die unbeschalteten Freifeldmessungen im ersten Post vergleicht. Was spricht also dagegen, eben diese Raumeinflüsse so gut wie möglich auszugleichen? Es geht mir ja nicht darum, dass die Box anschließend an egal welchen Aufstellungsort gut klingt, sondern sie soll genau da funktionieren, wo sie jetzt steht. Und wenn ich dann mal die Variante mit Raumkorrektur darüber lege, ist mir schnell klar, welche ich bevorzugen würde (selbst wenn die Raumkorrektur mangels EQs an 2 oder 3 Stellen besser aussehen könnte):
[ATTACH=CONFIG]55486[/ATTACH]

spendormania schrieb:wenn Du über den Raum abstimmst, verbiegst Du dir die erste Wellenfront.

Mal ganz provokant gefragt: na und? Das Mikrofon steht ziemlich genau dort, wo in der normalen Abhörsituation mein Kopf ist. Was spricht dagegen, alles was möglich ist zu tun, um den Frequenzgang genau für diesen Punkt zu optimieren? Hab ich da irgendeinen kapitalen Denkfehler?

Schönen Gruß,
Lars


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#24
Huhu Lars,

muss leider was tun, später daher mehr.

Nur ganz kurz: natürlich spricht nichts dagegen, den Frequenzgang am Hörplatz zu korrigieren. Aber Du weißt doch gar nicht, was vom Raum und was vom Lautsprecher kommt...


VG
Ludger
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#25
Eben... deswege tendiere ich ja auch schwer dazu, alles glatt zu ziehen... Wink

Edit: ok, ich glaube ich verstehe langsam, was er in dem Video gemeint hat. Es funktioniert schlichtweg nicht, alle Raumeinflüsse rauszufiltern. Um eine 16dB-Senke aufzufüllen reicht der Headroom vom Verstärker nicht, außerdem fängt der Treiber hörbar an zu klirren. Der Frequenzgang sieht dann zwar an der Stelle besser aus, dafür klingt es bescheiden - es wird also wohl letzten Endes darum gehen, eine gesunde Balance zwischen Machbarem und Wünschenswertem zu finden.
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#26
Hi Lars,

alles glattziehen klingt meistens eh nicht gut, außer man sitzt wie Christoph Gebhard in einem ansonsten quasi unbewohnbaren Hörraum. Big Grin

Das Problem bei der Entzerrung am Hörplatz ohne vorherige Linearisierung der Box ist folgendes.

Nehmen wir an, die Box macht auf Achse 3dB zusätzlich bei 1.000 Hz, und der Raum addiert durch Reflektionen weitere 3 dB bei 1.000 Hz dazu.

Dann misst Du am Hörplatz 6 dB Überhöhung bei 1.000 Hz. Die nimmst Du jetzt mit einem Equalizer raus.

Jetzt siehst Du zwar am Hörplatz eine glatte Linie. Aber tatsächlich hast Du auf Achse, also bei der ersten Wellenfront, aus den vorher 3 dB Überhöhung einen Einbruch von 3dB bei 1.000 Hz verursacht und somit eine Verfärbung auf Achse produziert. Das ist deshalb besonders blöd, weil Deine Ohren bzw. der Rechner dazwischen immer zuerst erste Wellenfront wahrnimmt und daraus die räumliche Ortung zusammenbaut.

Bei der vorher linearen Box hingegen korrigierst Du nur den Raum.

Ich habe in Power Point mal schnell ein Bildchen gebastelt, das hoffentlich gut illustriert, was ich meine:

[ATTACH=CONFIG]55506[/ATTACH]

Deshalb sind auch viele Leute mit den (einfachen) automatischen Einmesssystemen unzufrieden und schmeißen die wieder raus. Gut funktioniert das eigentlich nur mit Systemen wie Dirac, die eben auch Laufzeit und Phase korrigieren können und es dem Hirn leichter machen. Wink

Hier ist noch ein Link, der das Gesetz der ersten Wellenfront ganz gut erklärt:

https://www.baunetzwissen.de/akustik/fac...ont-147645

Nicht verschwiegen sollte natürlich, dass es auch Leute gibt, die das alles für Quatsch halten und denken, dass Hallsoße und Direktschall gleichgewichtet ausgewertet werden. Meine Erfahrung ist allerdings, dass es immer besser ist, zuerst die Box und dann das Gewimmel am Hörplatz zu korrigieren. Wink

VG und ein schönes Wochenende,

Ludger


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#27
das scheint mir als laie auch logisch - ansonsten hätt ich nicht die erfahrung machen können, dass "gute" boxen sich grundsätzlich in den unterschiedlichsten räumen gut präsentieren (und mit der erfahrung steh ich anscheinend nicht alleine da).
gruß reinhard
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#28
Hallo Ludger,

sorry, ich hatte ein volles Wochenende...

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung, jetzt hab ich's auch verstanden... Wink

Dann werde ich die Tage also wohl mal den Akt auf mich nehmen, die ganze Kabelei wieder auseinander zu reißen und die Boxen mit nach unten zu nehmen zum Messen... dafür müsste man sich ja eigentlich fast ein Zweit-DSP anschaffen... Big Grin

Ich hoffe, dass ich im Laufe der Woche dazu komme, meine Tochter zieht gerade um, van daher sind die Tage ziemlich voll.

Geht aber auf jeden Fall so schnell wie möglich weiter.

Schönen Gruß,
Lars
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