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Mitteltonmüll aus dem Bassreflexrohr
#1
Hallo,
mir ist schon bekannt, dass dieses Thema bereits mehrfach behandelt wurde. Auch Pico, von HiFi Selbstbau hat dazu einige Versuche angestellt.
Die Frage, die aus meiner Sicht bisher nicht beantwortet wurde, ist:
"Wie kann ich den Mitteltonmüll wirksam unterdrücken?"

Die allgemein gültige Antwort kennen wir alle, nämlich das Bassreflexrohr auf keinen Fall auf der Front anzubringen (siehe Timmermann, seitlich, nach unten oder nach hinten). Eine Ausnahme bildet der Sub, bei dem der Mittelton keine Rolle mehr spielt.


Sieht man sich jedoch unter den Studiomonitoren ein wenig um, dann sind die Rohre eben doch an der Front, sicherlich weil es auch nicht anders sinnvoll wäre.
Nun könnte man denken, die Hersteller nehmen den Müll in Kauf. Dem ist jedoch nicht in jedem Fall so. Neumann Monitore bringen fast keinen Mittelton aus dem Reflexrohr. Wie machen die das?
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass durch eine hohe Bedämpfung mittels Polyesterwatte überwiegend der Mittelton beeinflusst wird und der Tiefton ungehindert bis zum Reflexrohr durchdringt. Damit fehlt die Anregung und der Mitteltonmüll verringert sich.


Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen gemacht oder kennt jemand die Tricks der Monitorhersteller?

Gruß
Wolfgang

#2
Hallo Wolfgang,

ich habe mit einem Auspuffrohr aus Edelstahl einen Versuch gemacht. Das ist im Prinzip ein Lochblech in Form eines Rohres. Um das Rohr habe ich zwei Zentimeter Basotect gewickelt und darum wiederum ein stabiles Papprohr.
Das ist ein klassischer Schalldämpfer und funktioniert sehr gut. Man könnte übrigens auch mit verschiedenen Kammern arbeiten.

Gruß Patrick
スピーカ ist japanisch und heißt Lautsprecher

#3
Ein BR Rohr ergibt in erster Linie einen akustischen Tiefpaß 2.Ordnung ( siehe Bandpaß Gehäuse ). Problematisch ist eigentlich nur die Rohrresonanz selber... Um diese zu dämpfen, gibt es diverse Ansätze.. Am effektivsten geht das mit schmalbandigen Resonatoren. ( z.B. der IRR a la Tonfeile oder extern angebrachte Helmholtz Resonatoren ).

Bei 3-Wegern ists kein Thema. da die Rohrresonanz weit oberhalb des Arbeitsbereichs liegt...
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#4
Bizarre schrieb:Ein BR Rohr ergibt in erster Linie einen akustischen Tiefpaß 2.Ordnung ( siehe Bandpaß Gehäuse ). Problematisch ist eigentlich nur die Rohrresonanz selber... Um diese zu dämpfen, gibt es diverse Ansätze.. Am effektivsten geht das mit schmalbandigen Resonatoren. ( z.B. der IRR a la Tonfeile oder extern angebrachte Helmholtz Resonatoren ).

Bei 3-Wegern ists kein Thema. da die Rohrresonanz weit oberhalb des Arbeitsbereichs liegt...

Hallo,
an einen Resonator habe ich ebenfalls schon gedacht. Wenn ich jetzt den IRR nehme, auf welche Länge sollte ich den abstimmen? Ich kenne den IRR nur in Verbindung mit Gehäuseresonanzen, also halbe Gehäuselänge. Wäre in unserem Fall die halbe Reflexrohrlänge das richtige Maß?

Gruß
Wolfgang

#5
Prinzipiell gibt es ja zwei Ursachen von Mittelton aus dem BR-Rohr:
1. Stehwellen im Gehäuse
2. Rohrresonanzen

Punkt 1 kann man mit der Bedämpfung im Gehäuse in den Griff bekommen. Entweder mit Helmholzresonatoren (bedämpfte Rohre wie in hoschibills Teltow) oder mit geschickter Bedämpfung. Bei der Bedämpfung gibt es deutlich bessere Materialien wie Polyesterflies. ZB Basotect wirkt schmalbandiger und kostet weniger Basspegel. Wenn ich mich recht entsinne hatte Christoph Gebhart mal Untersuchungen zu dem Thema gemacht. Ein Sandwich aus Basotect und Fibsorb war glaube ich die beste Kombi.

Punkt 2 muss man eben im Rohr angehen. Entweder das Rohr/den Port mittig durchbohren (bei Hifi-Selbstbau gibts Messungen dazu) oder einen internen Resonator ala Tonfeile einbauen (ist im Prinzip das gleiche wie zur Bedämpfung im Gehäuse).
Ja den IIR legst du auf die halbe Rohrlänge aus. Es ist ja die gleiche Wirkweise wie mittige Bohrungen (Reduktion des Schalldrucks in der Mitte des Rohrs).

Bei einem Studiomonitor werden keine so großen Kennschalldrücke benötigt. Da wird denke ich schon ordentlich bedämpft. Hat jemand mal eine KH210 oder vergleichbares aufgeschraubt und reingeschaut? Würde mich interessieren wie die kommerziellen das bei Monitoren lösen.
Beste Grüße,
Markus

#6
Hallo Markus,
zum Resonator ala Helmholtz oder ala Tonfeile ergibt sich noch eine Frage. Die Resonatoren dienten bisher dem Abbau der stehenden Welle im Gehäuse. Dies ist notwendig, damit diese sich nicht den Weg über die Membran zurück zum Zuhörer nimmt. Wenn ich jedoch den Mitteltonanteil des Reflexrohres in seiner Außenantwort reduziere, ändere ich damit aber auch den Schalldruck im Innern des Gehäuses. Dieser wiederum beeinflusst den Frequenzgang des Membranschalls.

Ist es so möglich, dass ich einerseits die Rohrresonanz reduziere andererseits aber auch den Frequenzgang des Chassis ungewollt beeinflusse?


Gruß
Wolfgang

#7
Hallo,
in einem anderen Forum habe ich gelesen, dass man sich von einem abgewinkelten Reflexrohr eine Verbesserung verspricht. Kann so etwas bestätigt werden?

Soweit mir bekannt ist sind die ansonsten üblicherweise vorgeschlagenen Methoden (schräges Absägen des Reflexrohres, Strohhalme einbringen, Bohrung in der Mitte des Rohres) eher von mäßigem Erfolg gekrönt.

Gruß
Wolfgang

#8
MK_Sounds schrieb:Bei einem Studiomonitor werden keine so großen Kennschalldrücke benötigt. Da wird denke ich schon ordentlich bedämpft. Hat jemand mal eine KH210 oder vergleichbares aufgeschraubt und reingeschaut? Würde mich interessieren wie die kommerziellen das bei Monitoren lösen.

Mich würde das auch interessieren!

Gruß
Wolfgang

#9
Da hilft nur, selber austesten, weil : (Nur) Die eigene Erfahrung hat den Vorteil vollkommener Gewissheit
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#10
Hallo Beisammen

Was bei der KH120 gezaubert wurde könnt Ihr bei HSB nachlesen.

Im Endeffekt wurde ordentlich bedämpft und dann auf die Abstimmfrequenz hin entzerrt ... schlau, aber auch mit Nachteilen verbunden.

[Bild: attachment.php?attachmentid=48095&d=1552004680]
Der effektivste Weg der Längsreso des BR-Rohres beizukommen ist Diese aureichend weit nach oben zu verschieben. Dies ist zu erreichen durch eine geschickte Auslegung von Volumen/Tiefgang/Trennfrequenz/Absorption/Portposition und nicht zuletzt dem Portdurchmesser.

Maßnahmen wie Löcher/Schlitze/flexible Bereiche im Rohr, können die Reso nochmals abmildern/verschmieren (siehe auch bei der KH120), machen aber nur dann wirklich Sinn, wenn es grundsätzlich schonmal passt...


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   

#11
MK_Sounds schrieb:Hat jemand mal eine KH210 oder vergleichbares aufgeschraubt und reingeschaut? Würde mich interessieren wie die kommerziellen das bei Monitoren lösen.
Das Innenleben der KH120.

#12
Moin,
sehr interessant, Merci.
Die Bassreflexrohre sehen aus als stammten sie aus dem Kfz-Bereich und betreiben "Eckabsaugung"Cool.
Der Midbass mit Blechkorb stammt anscheinend von Peerless.
Vor Jahrzehnten gabe es Bassrefelexrohre, die zur Vermeidung von "Fremdtonaustritten" mit dicken Strohalmen gefüllt waren.
Dann käme auch eine Lösung wie ehedem bei Dynaudio in Frage, der Fließwiderstand.
Ein sehr große großer Kanalquerschnitt, um den Fließwiderstand der Basotectfüllung auszugleichen, könnte vielleicht auch eine Lösung sein .... der Übergang zur TL wäre wie immer fließendRolleyes.
Jrooß Kalle

#13
Moin,

das Lage des BR-Rohrs im Gehäuse hat einen großen Einfluss darauf, wie viel Mitteltonanteil durch's BR-Rohr abgestrahlt wird. Verschiedenen Simu-Programme können das auch prima zeigen, bzw. voraussagen...

Gruß,
Christoph

#14
Moin,

da hatte auch der Herr Kirchner von ATB damals in seinen Fotostorys interessante Lösungen erklärt:
https://www.kirchner-elektronik.de/uploa...lung-1.pdf
https://www.kirchner-elektronik.de/uploa...ory-OK.pdf
http://www.leovox.eu/
Gruß
Thomas
[h=1]Wer der Herde folgt, sieht nur Ärsche_ frei nach Hannes Jaenicke[/h]

#15
Moin Kalle,

der TT sieht in der Tat aus, wie mein Peerless-Lieblings-TMT SDS-P830656, allerdings mit konvexer Staubschutzkalotte.

BG, Peter

#16
Moin Peter,
wenn du 1000 Stück bestellst prägen sie dir in die Kalotte auch "Wastler" ein.Big Grin
Jrooß Kalle

#17
Man kann auch den Mitteltonmüll reduzieren in dem man den Port flexibel baut, siehe Seiten 16 und 17:
https://www.kefdirect.com/pub/media/wysi..._paper.pdf

#18
Hallo Kalle,

weiß ich doch Wink

BG, Peter

#19
roomcurve schrieb:Man kann auch den Mitteltonmüll reduzieren in dem man den Port flexibel baut, siehe Seiten 16 und 17:
https://www.kefdirect.com/pub/media/wysi..._paper.pdf

Die hat nebenbei einen Rear Port. Wie übrigens auch die Genelec 8351 z.B. einen rückwärtigen Port hat.

Zum Mittelton Müll selbst:
Gerade bei Zweiwegern mit großem Frontport hab ich die Erfahrung gemacht, dass generell noch abgestrahlter Schall des TMT mit rauskommt. Das klingt dann teilweise deutlich 'hohler' als die gleiche Box mit wesentlich kleinerem Port. Der dann aber andere Probleme bereitet. Ist auch irgendwie logisch, denn das Loch in der Box arbeitet ja nicht einfach nur als Resonator, so ein Arsch...
Sicher kann man darauf Einfluss nehmen, Neumann macht das ja z.B. offentsichtlich. KEF macht es trotz rückseitigem Port...

Die einfache und effektive Methode: Ich verfrachte den Port wo anders hin. Genau das machen sehr viele Hersteller. Mit Sicherheit nicht grundlos. Kann beim Monitor aber, je nach Aufstellung, zu ganz neuen Problemen führen. Und offensichtlich ist es, siehe u.a. LS50, für sich alleine noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss.

#20
Kalle schrieb:Moin,
sehr interessant, Merci.
Die Bassreflexrohre sehen aus als stammten sie aus dem Kfz-Bereich und betreiben "Eckabsaugung"Cool.
....
Schaut euch den vorderen Kanal mal innen an, da sieht man die Dämpfungsmatte durch einen sogar relativ breiten Schlitz durchlugen.....



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