Um sich dem Phänomen Line-Array weiter zu nähern, nun wie eingangs erwähnt, ein Vergleich zu einem weiteren Projekt:
Mich hat interessiert, ob sich die Focussierung wirklich so stark auswirkt und ich wollte ausserdem mal wieder etwas anderes ausprobieren:
Es wurde ein Array mit verstellbarer Krümmung. 9 Stück Monacor SP205/8 übereinander. Open Baffle.
Die stärkste Krümmung focussiert auf 1,5 m und kann mittels Einstellschablonen auf bis 6 m Hörabstand eingestellt werden.
Dazu habe ich noch ein eine Vorrichtung gebaut, mittels derer man mit einem Laserpointer die exakte Focussierrung überprüfen kann. Im Bass wird das Ganze ab 100 Hz durch das Eckhorn entlastet.
Die Abstrahlfläche ist hier etwa vier mal so gross wie bei dem 18 er Array.
Dann natürlich Dipol- Abstrahlung.
Vertikal ist die Bündelung bei den Monacors nicht ganz so stark ausgeprägt, horizontal ähnlich dem eines einzelnen Breitbänders in der offenen Schallwand.
Das Abstrahlverhalten ist aber garnicht der interessante Punkt, weil es sich gehörmäßig bei mir nicht so auswirkt.
Wie sind die Unterschiede gekrümmt / focussiert- gestreckt in der Messung und vor allem vom Höreindruck her?
Zunächst einige Bilder:
[ATTACH=CONFIG]61209[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]61210[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]61211[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]61212[/ATTACH][ATTACH=CONFIG]61218[/ATTACH]
Focussiert auf 2,9 m(grün)/ gestreckt (blau)SPL:
[ATTACH=CONFIG]61213[/ATTACH]
Ab 10 kHz haben die Monacors sowieso einen Höhenabfall-die zwei fehlenden Ganztöne bis zu meiner Hörgrenze kann ich angesichts der verbliebenen 118 Halbtöne darunter verschmerzen.
Interessant ist, daß auch die focussierte Variante ab 4 kHz abfällt- eine Oktave früher, als zu erwarten ist, wenn man das 18 er Array damit vergleicht. Warum ist das hier so? Liegt das am Abstand der Treiber? Oder am Dipol-Verhalten, das gestreckt anders aussieht als gekrümmt? Die gestreckte Variante allerdings fällt 2-3 Oktaven früher schon zu den Höhen hin ab.
Höreindruck : Focussiert fehlen mir die Höhen überhaupt nicht, gestreckt ist es schon etwas wenigel luftig oben herum.
Dieses Phämomen kann aber leicht mit einer DSP- Korrektur ausgeglichen werden, wäre also kein Problem.
Clarity:
.[ATTACH=CONFIG]61208[/ATTACH]
Verzerrung :
[ATTACH=CONFIG]61216[/ATTACH]
Vor dem Bau hoffte ich daß die große Abstrahlfläche zusammen mit dem hohen Wirkungsgrad sich irgendwie günstig auf das Verzerrungsverhalten auswirken könnten- na ja.
Es steigt leider zu den Höhen an, bei der gestreckten Variante- warum auch immer - noch mehr.
Blos- hört man das?
Ich kann nicht sagen, daß es irgendwie unsauber klingt, gerade die Höhen kommen sehr fein daher. Wenn es sehr laut und vor allem komplex wird- dann gehen allerdings Details unter - es verwischt sich manches.Wobei man insgesamt schon irre laut mit dem Array hören kann.
Focussiert oder gestreckt gibt sich da nichts.
Impulsantwort:
[ATTACH=CONFIG]61205[/ATTACH]
Hier wird es schon interessanter:
Innerhalb der ersten ms, die entscheident für die Ortung und Bestimmung der Klangfarbe sind, hat die gekrümmte Variante eindeutig die Nase vorne.
Idealerweise würde es ja so aussehen:
[ATTACH=CONFIG]61206[/ATTACH]
das ist der Sprung vom 18 er Array.
Beim Monacor Array spielen schon die Membranresonanzen mit herein und bei der gestreckten Variante zusätzlich der zeitliche Versatz der einzelnen Chassis zum Ohr.
Höreindruck:
Das gestreckte Array klingt weichgespült und verschwommen. Transienten sind dennoch irgendwie hart und gleichzeitig unnatürlich.
So kenne ich das auch von den meisten Boxen. Die Ortung ist, wenn man nichts anderes gewöhnt ist, wegen den sehr guten akstischen Bedingungen (mindestens 1,7 m Wandabstand) sehr gut, aber nicht bis ins letzte ausdifferenziert.
Das focussierte Array dagegen ist viel präziser in der Tiefenstaffelung, Klavieranschläge sind klar. Alles klingt offener, voller und wärmer. Ein Trommelschlag klingt einfach richtig und nicht nach Zisch-Bumm
Auch bei anderen Distanzen bis 5,5 m sind diese Unterschiede hörbar.
Mit FIR Filtern kann man zwar einiges verbessern, aber die Unterschiede bleiben.
Ein gestrecktes Array wäre für mich daher niemals eine Option.
Wenn es laut und komplex wird hilft aber auch die Krümmung nicht- da sind die Monacors trotzden - wenn auch auf hohem Niveau - überfordert.
Gruppenlaufzeit spricht für sich:
[ATTACH=CONFIG]61207[/ATTACH]
Meine subjektiven Erkenntnisse, die ich aus dem Experiment für mich gewinnen konnte:
Das Abstrahlverhalten ist, falls ein ein entsprechender Hörraum mit sehr guter Akustik und DSP- Korrekturmöglichkeit vorhanden ist, von untergeordneter Bedeutung-
aber nur dann!
Das heist z.B. 6x7 Meter mindestens für ein Stereo- Dreieck mit 3 m Basisbreite.
Chassisresonanzen machen den Klang lahm- im schlimmsten Fall lästig.
In der Sprungantwort kann man sehen, was sich in den ersten 5 ms abspielt.
Je sauberer das aussieht, umso natürlicher, räumlicher und schöner klingt es.
Die Gruppenlaufzeit ist ein relevantes Kriterium zur Bestimmung der Klangqualität.
Natürlich können wir dabei über die Größenordnungen streiten

Was oberhalb von 10000 Hz los ist, ist (jedenfalls in meinem Alter) praktisch egal.
Fragen und Kritik gerne erwünscht!