Kaspie schrieb:Je länger das Horn, desto tiefer kann es spielen. Das gleiche gilt für die Fläche; je größer diese ist desto tiefer spielt das Horn.
Ist eines dieser "Größen" unterschiedlich, gilt das Kleinere als Maßstab- unter der die Frequenz FU nicht wiedergegeben werden kann
Als Beispiel; Liegt die Länge (Hornkonstante) bei 300Hz und die Hornmundfläche bei 500 Hz, ist die 500 Hz maßgeblich.
Liegt die Länge bei 800Hz und die Hornmundfläche bei 500Hz ist es 800Hz.
Diese Vorstellung ist gar nicht so verkehrt, trifft es allerdings nicht richtig.
Ein Horn ist ein akustischer Impedanztransformator, d. h. die akustische Impedanz (Zak) des Hornmundes wird auf Zak des Hornhalses abgebildet. Aus der anderen Richtung gesehen wird ein Treiber, montiert am Hornhals, mit der Zak des Hornmundes belastet. In ungefähren Zahlen: ein kreisförmige Kolbenmembran hat bei Wellenlänge = Umfang (ka=1) ungefähr die halbe Schallkennimpedanz (Z0) als reellen Strahlungswiderstand (in den Realteil wird die Schallleistung abgegeben, deswegen ist der interessant). Montiert man ein Horn, dessen Hornmund den doppelten Umfang der Membran hat, vor diese Kolbenmembran, dann ist bei der gleichen Wellenlänge der Strahlungswiderstand doppelt so hoch, d. h. die Leistungsabgabe verdoppelt sich ebenfalls. Man könnte auch sagen, durch das Horn vergrößert man die Membran.
Das gilt unter 2 Bedingungen:
1.) Der Hornhals hat den gleichen Strahlungswiderstand wie die Membran
2.) Die Wellenausbreitung kann als eben angenommen werden
Beide Bedingungen sind bei einem sehr kurzen Horn (z. B. ein sehr kurzes, dafür aber mit großem Hornmund ausgestattes konische Horn; aber auch der Baffle Step) nicht mehr erfüllt, die lassen sich dann nicht mehr so vereinfacht beschreiben wie ich es jetzt hier tue.
Wichtig: wenn man den Hornmund immer weiter vergrößert so senkt man nur die untere Grenzfrequenz, aber nicht (!) die maximal abgestrahlte Leistung. Und unterhalb der Grenzfrequenz steigert sich die abgegebene Schallleistung ebenfalls, genauso wie es eine größere Membran auch tun würde.
Soweit der Hornmunde, kommen wir zur Hornlänge.
Es gibt noch eine weitere Form der Impedanzanpassung, nämlich durch Resonanz. Ein Horn ist ein Rohr, also bekommt man wie auch bei einer TML lambda/4-Resonanzen. Jede einzelne Resonanz erhöht den Strahlungswiderstand am Hornhals, also kann man diese zur weiteren Leistungssteigerung verwenden.
So eine Resonanz entsteht durch Fehlanpassung am Hornmund: je kleiner dessen Zak gegenüber Z0 ist, umso stärker ist die Reflektion. Das heißt auch, dass oberhalb von ~ka=2, wenn Zak~=Z0 ist, keine Resonanz mehr stattfindet. Also legt man die Länge des Horns idealerweise so aus, dass die erste und einzige (!) Resonanz knapp unterhalb von ka=2 liegt. Dann erhält man da nochmals etwas Verstärkung, und hat nicht mit weiteren Reflektionen unterhalb oder oberhalb zu rechnen.
Von daher ist das mit Hornmundfläche und Hornkonstante nicht verkehrt, aber die Hintergründe sind etwas komplexer.
Ich hoffe, es ist ungefähr klar geworden, was ich meine.