!Edit: Vorsicht: ich habe bei der Erstellung des Beitrags fälschlicher Weise angenommen, dass der Knoten ein Maximum bezeichnet. Das stimmt so nicht (s.u.) - der Knoten bezeichnet ein Minimum (den Nulldurchgang). Also: Druckknoten = Schnellenmaximum - die zitierte Aussage von JFA ist korrekt :o!
Hi JFA,
JFA schrieb:Eine Lösung, die ich mir zurecht gedacht habe ist, den Port so zu legen, dass er im "gefährlichen" Bereich möglichst schlecht angeregt wird, also zB in einem Druckknoten im Gehäuse. Also Portlänge und Gehäuseabmessungen so legen, dass die Resonanzen übereinander liegen und sich gegenseitig neutralisieren.
Müsste das nicht genau anders herum sein? Also das Reflexrohr in ein Schnellenmaximum des (entsprechend geschickt dimensionierten) Gehäuses bei der Resonanzfrequenz des Rohres legen, damit diese nicht angeregt werden kann? :denk:
Ich hole jetzt auch mal ein bisschen aus, weil mir bei deiner Erklärung oben doch leicht schwindlig wurde

(ich kann mir mechanische Bauteile einfach besser vorstellen, da ich eben kein gebürtiger Nachrichtentechniker bin :o) und hoffe, ich kapere den Thread nicht zu sehr.
Bassreflex kann man sich ja bei großen Wellenlängen vereinfacht als Masse-Federsystem vorstellen: Eine Masse (Luft im Reflexrohr) hängt an einer Spiralfeder (Federsteife der Luft im Gehäuse) und wird am Aufhängepunkt (Cassis) durch Auf- und Abbewegung angeregt. Drei Fälle sind hier interessant:
- die Anregung erfolgt sehr langsam im Vergleich zur Eigenresonanz des Federpendels => die Masse bewegt sich mit der langsamen Anregung zeitgleich auf und ab (das Gehäuse wirkt wie ein offenes Gehäuse)
- die Anregung erfolgt sehr schnell in Bezug auf die Eigenfrequenz des Federpendels => die Trägheit der Masse verhindert eine (größere) Bewegung; die Feder zwischen Anregung und Masse gleicht die Amplitude der Anregung aus (das Gehäuse verhält sich wie ein geschlossenes Gehäuse)
- der gewollte (Bassreflex-)Fall: die Anregung erfolgt mit der Frequenz der Eigenschwingung des Federpendels => es entsteht eine Resonanz: die Anregung dehnt die Feder, die träge Masse folgt mit Verzögerung und ist noch in der Aufwärtsbewegung, wenn die Anregung die Feder schon wieder staucht. Optimal viel Energie kann eingekoppelt werden (und die Anregung (das Chassis) dabei gedämpft werden), wenn auf der Resonanzfrequenz die Anregung genau gegenphasig zur Schwingung verläuft. Deswegen schwingen Lautsprecher und Reflexrohr gegenphasig.
Wichtig bei dem Ganzen ist noch, dass die Masse im Reflexrohr nur von einer Druckdifferenz an der Begrenzungsfläche des Rohrs angeregt werden kann. Oder anders gesprochen, wenn da nur ein Lüftchen (Schallschnelle) weht, interessiert das das Reflexrohr nicht ;-)
Abgesehen von der oben vernachlässigten Dämpfung wird die Sache erst kompliziert, wenn die Wellenlängen in die Größenordnung der Abmessungen von Gehäuse und Reflexrohr kommen. Jetzt herrscht nicht mehr überall in der Struktur dieselbe, vom Chassis eingekoppelte Druckdifferenz, da die Druckwelle mit ihrer Schallgeschwindigkeit noch gar nicht die ganze Abmessung durchlaufen konnte, bevor das Chassis schon wieder einen anderen Druck vorgibt.
Im Gehäuse entstehen Resonanzen, wenn sich die an den Gehäusewänden reflektierten Schallwellen positiv überlagern. Als erstes ist das möglich, wenn eine halbe Wellenlänge zwischen die Wände passt – dann haben wir an der Wand jeweils einen Druckknoten (klar, da kann sich kein Luftmolekül mehr bewegen und der sich aufbauende Druck wirkt wieder wie eine Feder) und in der Mitte des Gehäuses eine Schallschnelle (da bewegen sich die angeregten Luftmoleküle mit ihrer Masse (!) maximal schnell). Das passiert analog auch bei Frequenzen, bei denen mehrere halbe Wellenlängen zwischen die Wände „passen“.
Bei Reflexrohren ist es genau umgekehrt: Da haben wir bei der Rohrresonanz kein Druckmaximum am Ende (klar, das Rohr ist ja offen), dafür haben wir hier maximale Schallschnelle – und zwar an beiden Enden. Schwingen die Luftmoleküle in den Enden gleichphasig z.B. nach innen (Masse), komprimieren sie die Luft im Rohr und genau in der Mitte entsteht ein Druckknoten (Feder): die erste Rohrresonanz bei der Hälfte der anregenden Wellenlänge. Das kann analog dem geschlossenen Gehäuse ebenfalls immer dann passieren, wenn mehrere halbe Wellenlängen ins Rohr „passen“.
Wir halten also fest:
- die Haupt-Resonanz im Bassreflexrohr entsteht bei der Wellenlänge, die der doppelten Länge des Rohrs entspricht
- ein Bassreflexrohr kann kaum in einem Schnellenmaximum der zugehörigen Frequenz angeregt werden, da hier der Druck minimal ist
Durch geschickte Wahl der Gehäusedimensionen (stehende Wellen) und der Lage des Anfangs des Bassreflexrohrs, kann eine Anregung der (Haupt-)Resonanz des Bassreflexrohres vermieden werden. Wenn man es genau nimmt, kann man auch noch die Position der Anregung durch das Chassis so gestalten, dass einige stehende Wellen im Gehäuse erst gar nicht angeregt werden.
Prinzipiell habe ich das mal
hier für eine Dimension des Gehäuses durchsimuliert. Ist aber ganz gut zu verallgemeinern, da i.d.R. nur die längste Gehäuseausdehnung problematisch ist – höhere Frequenzen, wie sie bei stehenden Wellen bei kürzeren Wandabständen entstehen, lassen sich i.d.R. gut bedämpfen.
Noch besser: man trennt den Bassreflexteil schon bevor die Portreso angeregt wird. :p
Zur Info: Ich habe gerade ein seeehr langes Bassreflexrohr simulatorisch in der Mache :eek: – vielleicht schaffe ich es ja und mache dazu einen Thread auf…
Grüße
Chlang