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  • 22.09.2023, 23:35
    Gaga
    Moin zusammen, Hi 3ee,

    dann würde ich mich dem Thema der besonders kritischen Stellen bei Hörnern / Waveguides - Anpassung des Treibers an den Hornhals und Anpassung des Hornmunds an die Umgebung - mal von der Seite Waveguide mit Kalotte nähern. Du machst das ja gerade für Hörner mit Kompressionstreibern. Denke das sollte ganz gut zusammenpassen und letztlich die selben Probleme ansprechen. Zunächst über Simulationen und dann mit der Entwickung eines Waveguides, bei dem die bis dahin gemachten Erkenntnisse möglichst gut angewendet werden sollen.

    Zu einem guten Teil habe ich das am Anfang diesen Threads schon gemacht (ich verweise ggf. darauf), kürzlich auch im Zusammenhang mit der Diskussion zu HOMs - siehe den Thread von JFA hier.

    Ich beginne mit den dort schon vorgestellten Basics und den entsprechenden Simulationen. Das erscheint ir sinnvoll, um die weiteren Schritte besser nachvollziehen zu können. Es geht also um die Abstrahlung von Schallwellen und welche Probleme/Fehler dann letztlich bei einem Waveguide auftauchen - und warum. Konstruktive Beiträge, Hinweise auf Fehler und Versäumnisse, Korrekturen, Kommentare und Fragen sind natürlich wie immer erwünscht.

    Der Ausgangspunkt:
    Eine (fast) ideale Schallquelle (flache Membran mit 1mm Durchesser) in einer unendlichen Schallwand. Also keine Anpassung an einen Hornhals und keine Anpassung des Hornmunds an die Umgebung oder eine Schallwand. Das sieht dann so aus (zunächst Simulationen mit AxiDriver).

    Die Abstrahlung der Punktschallquelle bei (willkürlich gewählten) 15kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...0&d=1694102555

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1694102598

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1694102555

    Die auf 0° normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1694102555

    Was ist zu sehen? Praktisch ideales Verhalten, d.h. keine Bündelung, keine Resonanzen, keine Störungen durch Fehlanpassung an den Hornhals oder durch den Abschluss des Hornmunds. Kein Wunder, das ist ja alles nicht da....

    Da wir im richtigen Leben mit realen Treibern arbeiten müssen, die selbe Simulation mit einer idealen (keine eigenen Resonanzen), flachen Membran mit einem Durchmesser d=2,5cm in einer unendlichen Schallwand:

    Die Abstrahlung bei 15 kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...5&d=1694102845

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1694102845

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1694102893

    Die auf 0° normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1694102845

    Was ist passiert? Die größere Membran fängt entsprechend ihrem Durchmesser ab einer bestimmten Frequenz (hier etwas über ca. 7 kHz) an zu bündeln. Ansonsten ist noch alles in Ordnung. Es ist trotzdem sinnvoll, das im Hinterkopf zu behalten, da Waveguides oder Hörner (ich nenne sie mal Schallführungen) also je nach Durchmesser des Treibers ab einer bestimmten Frequez anfangen zu bündeln, falls man die Kontur nicht verengt und mit Diffraktion arbeitet (was wieder andere Probleme verursacht).

    Wie sieht's bei einer Schallführung mit dem Öffnungswinkel +/-90° und einem Durchmesser von 13,6cm aus?

    Die Abstrahlung bei 15kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1695420905

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1695420905

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1695421388

    Die normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1695421388

    Was ist passiert? Eine +/-90°-Schallführung ist ja ein rundes Gehäuse - wir sehen also die Inteferenzen die durch die Kantendiffraktion versrsacht werden. Als Unregelmäßigkeiten (Einbrüche / Überhöhungen) im Frequenzgang und auch in der nun unregelmäßgen Directivity. Die mit hohen Frequenzen zunehmende Bündelung ist in der Directivity immer noch zu sehen.
    Als +/-90° Schallführung betrachtet, sind das die Unregelmäßigkeiten / Fehler im Frequenzgang und Abstrahlverhaten, die durch den abrupten Abschluss am Hornmund verursacht werden.

    Bei Gehäusen versuchen wir das durch die Abrundung der Gehäusekanten zu minimieren - bei Schallführungen ebenfalls....

    An der Stelle nur noch die Anmerkung, dass wir bisher 'nur' den EInfluß des Treiber-Durchmessers (Membrandurchmessers) und des Abschlusses des Horn- oder W-Munds auf die Abstrahlung und den Frequenzgang betrachtet haben. Zur Anpassung von Treiber/Membran und Schallführungs-Mund dann später.

    Im nächsten Beitrag zunächst weiter mit einer 0°-Schallführung, also einem Rohr. Was ebenfalls noch eine ideale Anpassung von Membran und Schallführungs-Mund zulässt...

    Bis dahin, Grüße,
    Christoph
  • 24.09.2023, 01:02
    Gaga
    Ideale Flachmembran (d=2,5cm) - Konisches Korn - Öffnungswinkel +/-90° bis 0°
    Moin zusammen,

    im letzten Beitrag habe ich zunächst das Abstrahlverhalten einer (fast) idealen Punktschallquelle, einer idealen Flachmembran mit 2,5cm Durchmesser in einer unendlichen Schallwand und in einem (runden) Gehäuse mit 13,6cm Durchmesser simuliert. Mit dem Hinweis, dass ein solche Schallwand auch als +/-90° konische Schallführung gesehen werden kann.

    Während die 'ideale' Punktschallquelle in einer unendlichen Schallwand fehlerfrei abgestahlt hat, hat die 2,5cm Flachmembran - ebenfalls in einer unendlichen Schallwand - bei hohen Frequenzen über ca. 7kHz die zu erwartende Bündelung gezeigt. Der Frequenzgang war linear und es waren keine Resonanzen oder sonstigen Änderungen zu sehen.

    Anders bei der Flachmembran im Gehäuse (bzw. bei der +/-90° Schallführung): Hier ist die - ebenfals zu erwartende - Kantendiffraktion zu sehen. Oder aus der Sicht als Schallführung die Diffraktion am WG-/Hornmund. Der Übergang von Membran zum WG-/Horn-Hals erzeugt hier noch keine Probleme.

    Daher im nächsten Schritt die Frage: Was passiert, wenn die +/-90°-Schallführung immer weiter bis 0° (was dann ein Rohr mit dem Membrandurchmesser darstellt) eingeengt wird? Was passiert soll heißen, welche Störungen kommen dazu.

    Für die Simulationen wird die Länge der Schallführung konstant gehalten, d.h. an die Membran setzt immer eine Schallführung mit 6,8cm Länge an, nur in unterschiedlichen Winkeln. D.h. auch, dass der Schallführungsdurchmesser immer kleiner wird. Andere Varianten ggf. später, falls sinnvoll für das Verständnis oder die Diskussion...

    Als Ausgangspunkt dient die im letzten Beitrag gezeigte Simulation der Abstrahlung der 2,5cm-Membran in einer unendlichen Schallwand, die - bis auf die Einengung der Abstrahlung bei hohen Frequenzen - keine Probleme zeigt.

    Wie sieht das für ein konisches Waveguide mit +/-75° Öffnungswinkel aus, dessen Mund in eine unendliche Schallwand mündet?
    (Obacht: Der Übergang in eine unendliche Schallwand ist im Vergleich zu einem frei stehenden, oder in ein Gehäuse eingebautes WG noch relativ 'sanft'.)

    Aber jetzt, endlich - die Abstrahlung bei 6kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1695510913

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...5&d=1695510913

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1695512399

    Die normierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1695512399

    Was ist passiert? Gegenüber der Membran in einer unendlichen Schallwand
    - sind im Frequenzgang Einbrüche bei ca 5kHz und 10kHz zu sehen. Der Frequnzgang ist nicht mehr linear, sondern wird wellig;
    - wird die Abstrahlung - neben der durch den Membrandurchmesser verursachten Bündelung ab ca 7kHz - ebenfalls unregelmäßig/wellig;
    - sind die Einbrüche im Frequenzgang bei ca 5 und 10 kHz in der normierten Directivity als Aufweitung der Abstrahlung zu sehen.

    Vor der Diskussion um Ursachen und mögliche Lösungen, diese Fehler/Unregelmäßigkeiten zu vermeiden, zunächst die weiteren Simulationen:

    Die konische Schallführung mit +/-60° Öffnungswinkel. Die Abstrahlung bei 6kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1695511024

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1695511024

    Die Directivity:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...0&d=1695511024

    Und die normierte Directivity:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...1&d=1695511024

    Was ist passiert? Gegenüber der +/75°-Schallführung
    - haben sich die Einbrüche im Frequenzgang nach oben auf ca 7-8kHz und ca 14kHz verschoben. Die Welligkeit hat sich verstärkt;
    - wird die Abstrahlung - neben der durch den Membrandurchmesser verursachten Bündelung ab ca 7kHz - ebenfalls unregelmäßig/wellig;
    - ist neben der Einengung bei hohen Frequenzen mit etwas gutem Willen die Wirkung der Schallführung in der Directivity erkennbar;
    - sind die Einbrüche im Frequenzgang bei ca 7-8 und ca 14 kHz in der normierten Directivity ebenfalls als Aufweitung der Abstrahlung zu sehen.

    Morgen dann die weiteren Simulationen der konischen Schallführungen mit +/- 60, 45, 15 und 0 Grad. Und ein wenig Interpretation der Ursachen für das beobachtete Verhalten dazu.

    Ist eigenlich noch jemand dabei? Etwas Geduld brauchst's noch, bis es zu Lösungsansätzen kommt....

    Grüße,
    Christoph
  • 24.09.2023, 05:47
    Eggger
    Zitat:

    Zitat von Gaga Beitrag anzeigen
    Ist eigenlich noch jemand dabei? Etwas Geduld brauchst's noch, bis es zu Lösungsansätzen kommt....


    Hallo Christoph, danke dass du uns teilhaben lässt :)
    Da ich persönlich Schallverstärkungslinsen ganz toll finde, lese ich gespannt mit. Kann leider sachlich nicht viel beitragen :prost:
    Bitte gerne so weiter machen

    Grüßle Daniel

    Edith: IHR alle uns teilhaben lässt, danke :)
  • 24.09.2023, 07:46
    ZwackHKH
    Servus,

    ich lese auch gespannt mit. Kann leider nichts dazu beitragen.
    Bedanke mich für EUREN unermüdlichen Forscherdrang uns das Thema Schallführung etwas näher zu bringen.

    Gruß Heinz:thumbup:
  • 24.09.2023, 08:07
    Chlang
    Danke Christoph,

    passt gerade wunderbar zu meinen aktuellen Überlegungen zu einer neuen Box! :prost:

    Grüße
    Chlang
  • 24.09.2023, 12:11
    Gaga
    Moin zusammen, Moin Daniel, Heinz und Chlang,

    zunächst vielen Dank für eure freundlichen Rückmeldungen. Es ist sehr angenehm und motivierend, nicht ausschließlich in's Forum-off zu kommunizieren.

    Denn mal weiter im Text, d.h. ich vervollständige die Reihe der Simulationen von konischen Schallführungen mit den Simus für +/-45°, 30°, 15° und 0°. Danach eine Zusammenfassung und der Versuch, die Ursachen für die Abweichungen der Frequnzgänge und der Abstrahlung zu erklären. Soweit mir das gelingt, bitte ggf. einspringen und/oder korrigieren (@3eepoint, JFA usw.).


    Die Kontur und Abstrahlung der konischen Schallführung mit +/-45° Öffnungswinkel bei 6kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1695511080

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1695511080
    Ein ordentlicher Einbruch bei ca 12kHz, dazu später mehr.

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1695511080
    Der Einbruch auf Achse bei ca 12 kHz ist hier auch gut zu sehen, sowie die Richtwirkung der Schallführung und wieder die zunehmende Bündelung zu den hohen Frequenzen hin (durch die Membran bzw. den Halsdurchmesser).

    Die normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...5&d=1695511080
    in der normalisierten Darstellung ist der Einbruch als Aufweitung zu sehen.


    Die Kontur und Abstrahlung der konischen Schallführung mit +/-30° Öffnungswinkel bei 6kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1695511178

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1695511178
    Der Einbruch ist zu höheren Frequenzen hin gewandert - bei ca. 18kHz.

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1695511178
    Auch hier der Einbruch auch Achse bei ca 18kHz...

    Die normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1695511178
    ...hier wieder als Aufweitung zu sehen.


    Die Kontur und Abstrahlung der konischen Schallführung mit +/-15° Öffnungswinkel bei 6kHz:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...0&d=1695511269

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...1&d=1695511269
    Der Einbruch hat sich zu Frequenzen außerhalb des dargestellten Frequenzbereichs verschoben. Dafür werden die 'Welligkeiten' im Frequenzgang stärker.

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1695511269

    Die normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1695511269


    Endlich! Die Kontur und Abstrahlung der konischen Schallführung mit +/-0° Öffnungswinkel bei 6kHz - das Rohr:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1695511323

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...5&d=1695511323
    Die 'Rohr-Resonanzen'. Dazu auch später mehr...

    Die Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1695511323
    Die Resonanzen sind auch hier gut zu sehen.

    Die normalisierte Directivity in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1695511323
    Durch die Normalisierung 'verschwinden' die Resonanzen. Die zunehmende Bündelung der Abstrahlung ab ca 7kHz ist wie bei der Simulation der Membran in einer unendlichen Schallwand ganz ähnlich zu sehen - kein Wunder, die Abstrahlfläche des Schallführungs-Munds ist identisch mit der Membranfläche.

    Jede Menge Simulationen, Daten, Abbildungen - was nu?

    Als Einstieg die Zuammenstellung der gezeigten Frequenzgänge in einem Graphen:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1695553740

    Im nächsten Beitrag der Versuch der Interpretation der 'Störungen', die in den unterschiedlichen Darstellungen zu sehen sind. Versuch, weil ich nicht sicher bin, ob ich alle Effekte erklären kann. Mal sehen...

    BIs dahin, Grüße,
    Christoph
  • 26.09.2023, 13:25
    Gaga
    Moin zusammen,

    ich habe inzwischen überlegt, wie die beobachteten Phänomene an besten nachvollziehbar und systematisch erklärt werden können. Ich denke es ist sinnvoll, zunächst die extremen Situationen, d.h. (1) das Rohr und dessen Rohrresonanzen (90°-Schallführung) und (2) die Diffraktion an Gehäusewänden (die 0°-Schalführung) anzuschauen. Und von da aus die 'Zwischenzustände', also Schallführungen mit unterschiedlichen Öffnungswinkeln und die verbleibenden und möglichen weiteren Effekte / Störungen.

    Leide kommt verschärfend hinzu, dass die Betrachtungen der Phänomene und dadurch beobachteten Störungen von der Größe der Schallführungen und dem betrachteten Frequenzbereich abhängen. Dazu später mehr.

    Nun denn. Das Rohr (90°-Schallführung) und dessen Resonanzen:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1695511323

    Die 90°-Schallführung stellt ein Rohr mit der Länge L (hier=6,8cm) und dem Durchmesser d=2,5cm (hier gleich dem Durchmesser der idealen, flachen Membran), siehe letzter Beitrag #766, letzte Simulation.

    Bei einem halboffenen Rohr (Memrbanseite geschlossen, Öffnung gegenüber) entstehen - abhängig von der Rohrlänge) Resonanzen. Eine bildliche Darstellung mit Rechner ist hier zu finden.

    Warum passiert das? Ich versuche in vereinfachenden Worten eine möglichst nachvollziehbare Erklärung (man möge mir die damit einhergehenden Unschärfen und unzulässigen Vereinfachungen nachsehen - ich freue mich aber über Korrekturen und Kommentare, die die Zusammenhänge klarer und richtiger beschreiben).

    Zunächst wandert die Schallwelle also von der Membran zur Öffnung. Auf dem Weg befindet sich keine Störung, die Membran strahlt eine plane Welle in das Rohr ab und unterwegs gibt es keine Konturänderungen. Sobald die Schallwelle auf die Öffnung trifft (hier 90° Öffnungswinkel in eine unendliche Schallwand) gibt es einen plötzichen Impedanzsprung. Der Schall strahlt nun in verschiedene Richtungen ab - weiter nach vorne, zur Seite (bei einem Gehäuse oder einem frei stehenden Hornmund (abhängig von der Frequenz/Wellenlänge) nach hinten - und auch zurück in's Rohr. Daher wird diese Stelle/Kante auch als 'sekundäre Schallquelle betrachtet.

    Wie viel wird zurück reflektiert? Es gibt dazu verschiedene Ansätze, dies zu berechnen (dazu später mehr), je nach Methode schwanken die Werte zur Ratio von reflektiertem zu weiter nach vorne abgestrahltem Schall. Für die weiteren Betrachtungen ist es ok, einen Anteil im Bereich von 50% reflektiertem Schall anzunehmen.

    Dieser bewegt sich nun mit 180° Phasenverschiebung und der Zeitverzögerung, die die Schallwelle von der Membran bis zum Hornmund benötigt, zurück in's Rohr. Die Schallwellen (gleicher Frequenz, aber unterschiedlicher Phase) überlagern sich und führen - je nach Phasendifferenz zu einer Addition oder Subtraktion, d.h. die Amplitude der Schwingung vergrößert sich, oder wird kleiner. Eine schöne Animation der Überlagerung von zwei Sinusen mit unterschedlicher Phase ist hier zu finden.

    Die Resonanzen (Addition) im Rohr passieren also bei den Wellenlängen, bei denen sich der von der Membran ausgehende Schall und der am Rohrende reflektierte Schall addieren. Das passiert bei der Länge L=λ/4 und weiter für alle ungeraden harmonischen n= 1, 2, 3, ..., also 1. Resonanz bei λ/4, dann 3λ/4, 5λ /4, etc....

    Für das simulierte Rohr mit einer Länge L=6,8 cm müsste dies bei den Frequenzen 1264Hz, 3791Hz, 6318Hz, 8848Hz, 11376Hz etc. passieren und im Frequenzgang entsprechend sichtbar sein.

    Uff - endlich. Hier die Abbildung der Frequenzgänge der verschiedenen, simulierten Schallführungen. Die auffälligen Spitzen im Frequenzgang der 90°-Schallführung (dem Rohr) sind mit Pfeilen gekennzeichnet:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1695720190

    Das haut ziemlich gut, aber doch nicht ganz hin. Der Grund liegt an der fehlenden 'End-Correction'. Die sekundäre Schallquelle befindet sich nicht exakt am Ende des Rohrs, sontern etwas weiter draußen. Das Rohr ist also virtuell (bzw. aus sicht des Schalls) etwas länger, als es geometrisch ist.

    Keine Nebenbemerkung: Mit dem Phnomen haben wir auch bei der Dimensionierung von Bassreflex-Rohren zu tun, mit dem kleinen Unterschied, dass diese beidseitig offen sind. Natürlich auch mit deren Reonanzen...

    Für die End-Correction werden verschiedene (überschlägige) Berechnungen vorgeschlagen, z.B. eine Verlängerung um 0,6 x r (r= Radius des Rohrs). Hier wäre das eine Verlängerung um 1,25 cm, aslo eine End-Correction Rohrlänge von 8,05cm. Die berechneten Resonanzen mit dieser Länge sind: f1=1067Hz, f3=3202Hz, f5=5337Hz etc... Schon beser.

    Was ist klar bisher:
    - Ein Rohr als Schallführung für hohe Frequenzen ist blöd, wird aber für niedrige Frequenzen als TML gerne benutzt (wird bei der TML benutzt, weil man im Wesentlichen eine Resonanz nutzen und die anderen geschickt dämpfen will...).
    - Abrupte Änderungen der Imedanz (durch abrupte geometrische Änderungen der Schallführungen) sind blöd, weil sekundäre Schallquellen entstehen, die mit der primär abgestrahlten Schallwelle interagieren und so - abhängig von der Phase / dem Ort der Impedanzänderung - zu Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang führen.
    - Praktisch immer tauchen plötzliche Impedanzänderungen am Mund der Schallführung auf, bzw. an Gehäusekanten.

    Bei den bisheigen Betrachtungen habe ich der Einfachheit halber verschiedene Aspekte unterschlagen. Ich greife sie zum Teil in den forlgenden Beiträgen auf. Z.B. habe ich hier bisher nur den zurück in's Rohr (die Schalführung) reflektierten Anteil betrachtet. Aber die Sekundärschallquellen strahlen auch nach vorne ab, wie auch der Schall aus dem Rohr. Dies führt auch bei nach vorne abgestrahlten Schall zu Interferenzen, die sich - je nach Abstand vom Hornmund - addieren oder subtrahieren. Zur Veranschaulichung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1476814496
    Das wurde ganz am Anfang des Threads in den Beiträgen #18, #28, #204 und Weiteren dargestellt und diskutiert. Trotzdem ebenfalls dazu später mehr.

    Bevor ich zu der Betrachtung der Diffraktion an Gehäusekanten komme (die 0°-Schallführung, Öffnungswinkel 180°) noch eine kurze Betrachtung: Wennd as Rohr Resonanzen hat, dann müssten die doch auch für sehr enge Schalführungen zu sehen sein?

    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...1&d=1695550543
    Tatsächlich ist die erste Resonaz bei λ/4 auch bei den (sehr) eng abstrahlenden Schallführungen (+/-15° orange, +/-30° blau und +/- 45° rot) noch gut zu sehen. Die Resonazfrequenzen shiften zu höheren Frequenzen hin, da die Schallführungen mit steigendem Öffnungswinkel kürzer werden. Und sie schwächen sich ab, weil die Impedanzänderung am Mund der Schallführung mit steigendem Öffnungswinkel kleiner wird. Zumindest für die hier simulierten Schallführungen, die immer in eine unendliche Schallwand übergehen.

    Ich hoffe das war nachvollziehbar und verständlich, ohne durch die Vereinfachungen zu viel Blödsinn zu verzapfen. Wie immer: Konstruktive Kommentare, notwendige Korrekturen, bessere Erklärungen etc. sind sehr erwünscht.

    Im nächsten Beitrag dann die Betrachtung der +/-90°-Schallführung, oder auch der Effekte der Schallwand und Diffraktion an deren Kanten...

    Grüße,
    Christoph
  • 28.09.2023, 19:42
    3eepoint
    Wenn Gaga hier so fleißig ist will ich euch auch mal etwas besser auf dem laufenden halten!

    Ich habe das Programm so abgeändert, dass die VGM erst nach dem ansetzen der 2. Kontour greift:

    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...4&d=1695925566

    Die Flächenänderung vom Hornhals bis zur 2. Kontour ist erstmal einfach stetig. Am Übergang befindet sich dann leider nach wie vor ein Sprung. Wietere unstetigkeiten zum Mund hin werden aber ausgeglichen. Es sind da aber noch ein paar Kleinigkeiten die mich stören:

    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1695925566

    Hier ist der Übergang wo die 2. Kontour anfängt. Das könnte noch formschöner passieren. Außerdem ist in der Vertikalen Kontour noch ein Knick drin der da nicht sein sollte. Ich denke da werde ich andere Smoothing Methoden anschauen müssen um sowas ab zu fangen.

    Ansonsten geht es langsam vorran. Was ich als nächstes machen will:

    -->Einbringen Trieber Flare rate
    Zumindest der Übergang soll sprungfrei sein. Ob es dann weiter Optimiert wird, sehe ich dann wenn ich dazu Daten habe.

    -->Displacement Plug
    Der Sprung in der Flare rate kommt dadurch zu stande, dass die 2. Kontour schlagartig anfängt sich zu öffnen. So eine Art Plug, der den Volumenverlauf etwas anpasst könnte dem entgegen wirken. ob es das wert ist, entscheide ich nach dem ich die ersten 3D Simulationen gemacht habe.

    -->Smoothen der Geometrie
    Siehe Bild 2. Der Autist in mir will das weg haben! Ich werde erstmal mehr Stützstellen probieren und dann mal sehen ob ich an der grundliegenden Methode noch was ändern muss. Irgendwie bleibt die Oberseite runder als die außenseite :rtfm:
  • 28.09.2023, 19:53
    Gaga
    Die Kantendiffraktion... mal wieder
    Moin zusammen,

    jetzt also die +/-90°-Schallführung. Machen wir ja dauernd beim Einbau von HTs in Gehäuse.

    Das wurde natürlich schon x-Mal diskutiert, auch hier im Forum. Hier zum Beispiel. Oder da.

    Hier also nochmal im Zusammenhang mit Schallführungen, bzw. Störungen, die bei Schallführungen auftauchen. Weil so ne Schallführung (in der Regel) blöderweie früher oder später auch an einer 'Kante' endet.

    Zunächst für eine Punktschallquelle (fast, 1mm Durchmesser). Die Punktschallquelle sitzt mittig in einer Schallwand mit 16,1cm Durchmesser, also worst case, sozusagen. In einer rechteckigen Schallwand würde die Effekte etwas verschmieren.

    So sieht das simulierte Gehäuse (Rohr) und die Abstrahlung bei 6kHz aus:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...5&d=1695915565

    Der Frequenzgang in 1m Entfernung:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1695915565
    Ganz schön heftig, worst-case halt. Die Einbrüche/Überhöhungen habe ich mit Pfeilen gekennzeichnet, gleich mehr dazu.

    Die Directivity, 1m:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1695915565
    Die Einbrüche und Überhöhungen sind auf Achse (0°) mit etwas gutem Willen zu erkennen.

    Und die normierte Directivity:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1695915565
    Hier etwas deutlicher. Obacht: Die 'Aufweitungen' treten in der auf 0° normierten Darstellung bei den Einbrüchen auf Achse auf (ca bei 4kHz, 8kHz, 12kHz....).

    Warum entstehen die?

    Wer's genau wissen will, kann das vertieft z.B. in der Arbeit von Tore Skogberg über 'Loudspeaker Cabinet Diffraction' hier oder hier bei A. Unruh nachlesen.

    Mir ist nur das Prinzip wichtig, um das dann später auf die Störunungen zu beziehen, die bei WGs und Hörnern beobachtet werden. Und mit diesem Verständnis zu überlegen, ob und wie sich diese ggf. vermeiden lassen. Be Gehäusekanten machen wir das ja oft - wir verrunden, oder bringen eine Fase an.

    Daher beschränke ich mich - wie schon im Beitrag zur 0°-Schallführung (Resonanzen im Rohr) - auf die Erklärung, dass an Gehäusekanten durch die plötzliche Änderung der akustischen Impedanz*, hier die Änderung der Abstrahlung vom Halbfeld (Schallwand) in ein '3/4'-Feld (an der Gehäusekante) eine sekundäre Schallquelle entsteht. Diese Sekundaärschallquelle strahlt die ankommenden Schallwellen in alle Richtungen ab, d.h. es passiert Reflexion zurück Richtung Schallquelle (mit -180° Phase), nach vorne und ein Teil strahlt (frequenzabhängig, siehe Baffle-Step) auch nach hinten ab.

    (*diese plötzliche Änderung der akustischen Impedanz schwächen wir ja mit den Verrundungen / Fasen an den Gehäusekanten ab.)

    Die Reflexion zurück in's Rohr war ja auch die Erklärung für die Entstehung der charakteristschen Rohr-Resonanzen, siehe im letzten Beitrag #767.

    Wie kommt es, ausgehend von der Vorstellung der sekundären Schallquelle zu den charakteristischen Überhöhungen/Auslöschungen?

    Die Schallwellen, die von der Schallquelle (hier Point Source) ausgehen, interferieren mit den von der Sekundärschallquelle ausgehenden Schallwellen und führen so zu Überhöhungen oder Einbrüchen, je nachdem, wie sehr sie in Phase oder Gegen-Phase aufeinandertreffen.

    Überhöhungen entstehen - abhängig vom Durchmesser der Gehäusefront, d.h. der Zeit, die die Schallwelle zum Erreichen der Gehäusekante braucht bei:
    Frequency(N) = (N+0.5)/Delay. N = 0, 1, 2, 3, etc.

    Einbrüche entstehen bei:
    Frequency(N) = N/Delay. N = 0, 1, 2, 3, etc.

    Berechnet für das simulierte Gehäuse:
    Delay=0,161m/343m/s = 0,235ms.

    Überhöhungen:1,5/0,235ms = 6383Hz; 2,5/0,235ms = 10638Hz, 3,5/0,235ms = 14894 Hz ...

    Einbrüche: 4255Hz, 8511Hz, 12766Hz, 17021Hz ...

    Das haut ganz gut hin (siehe FR oben), aber nicht exakt. Ich vermute weil auch hier (wie beim Rohr, End-Correction) die Sekundärschallquelle etwas über die Gehusefront raus geht, diese virtuell also einen etwas größeren Durchmesser hat.

    Wie sieht das für eine (wieder flache, ideale) Membran mit 2,5cm Durchmesser im identischen Gehäuse aus?

    Die Abstrahlung bei 6kHz, 1m:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1695916669

    Der FR, 1m:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...0&d=1695916669
    Aha. Die Überhöhungen/Einrüche liegen bei ungefähr selben Frequenzen - ist ja auch dasselbe Gehäuse. Deutliche Unterschiede: Die 'Peaks' sind etwas breiter (die Membran hat ja auch einen größeren Duchmesser) und die Amplitude wird zu höheren Frequenzen hin kleiner (die Membran fängt zu höheren Frequenzen an zu bündeln).

    Die Directivity, 1m:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...1&d=1695916669
    Auch hier ist die Bündelung prima zu sehen.

    Die normierte Directivity:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1695916669
    Im Vergleich zur Punktschallquelle die etwas verbreiterten 'Aufweitungen' (=Einbrüche auf Achse).

    So weit so gut bisher. Ein paar Anmerkungen:
    - AxiDriver hat Limits. Z.B. musste ich das Gehäuse vor die immer vorhandene, unendliche Schallwand setzen. Daher (zum Teil) die Welligkeiten bei den niedrigen Frequenzen.
    - Die Betrachtungen gelten nur für einen bestimmten Frequenzbereich (und entsprechende Gehäusegrößen). Dazu später bei der Betrachtung von Schallführungen an entsprechenden Stellen mehr.
    - Die Einbrüche sehen auf Achse im FR dramatischer aus, als sie insgesamt sind, Die Betrachtung unter anderen Winkeln habe ich bisher der Übersichtlichkeit halber außen vor gelassen. Greife ich aber spätestens bei der Betrachtung unterschieddlicher Konturen auf.

    Offene Topics:
    - Welche der bisher für die extremen Szenarien (0° und +/-90°) betrachteten Störungen treten bei den Zwischenzuständen auf? Und in welchem Ausmaß, abhängig vom Öffnungwinkel, treten die Effekte auf?
    - Welche 'Probleme' gibt es neben den bisher betrachteten (nicht-ideale Membran, Anpassung an den Hornmund,....) noch?
    - Wie lassen die sich lösen?
    - ...

    Weiter dann also mit der Betrachtung der einfachen, konischen Schallführungen. Danach die anderen Themen. Münden soll ads in der Konstruktion einer challführung für einen gewählten, einfachen Anwendungsfall. So weit der Plan, hoffe es ist noch jemand mit dran.

    Schönen Abend, Grüße,
    Christoph

    PS: Hi 3ee! Da haben wir offenbar parallel gearbeitet.
    :prost:


  • 28.09.2023, 20:01
    3eepoint
    Moin gaga,

    hatte beim Hochladen der Bilder schon gesehen das du auch was hochgeladen hast, hatte mich schon gefragt ob das zeitgleich passiert ^^ Ich lese deine Beiträge ebenfalls gespannt mit!:prost:
  • 29.09.2023, 10:22
    JFA
    Moin Christoph,

    sehr schöne Untersuchung. Zeigt auch gut, was ich neulich mal erwähnt hatte, nämlich den TML-"Mode" von praxisrelevanten Waveguides. Der ist sogar noch bei dem "30°" genannten WG zu sehen, wenn auch nicht mehr so sehr ausgeprägt. Das sind immerhin 120° Öffnungswinkel.

    Ein Frage zur Geometrie, vielleicht habe ich es überlesen: ist die Tiefe des WGs konstant oder sind die Schrägen immer gleich lang?
  • 29.09.2023, 11:45
    FoLLgoTT
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
    Nach meiner Erfahrung funktionieren gerade Konturen bei rotationssymetrischen Schallführungen (für kolbenförmig schwingende Treiber) überhaupt nicht. Die Ergebnisse von Gaga decken sich mit meinen Untersuchungen damals. Je abgerundeter die Kontur, desto stetiger wird auch der Amplitudengang und das Abstrahlverhalten. Der Radius über der Tiefe bestimmt dann quasi den Verlauf der Bündelung über die Frequenz. Sprich: über die Steigungen der (idealerweise unendlich kleinen) Segmente lässt sich das Abstrahlverhalten für bestimmte Frequenzbereiche formen.

    Bei Linienstrahlern ist das übrigens nicht ganz so kritisch. Die Rotationssymmetrie verstärkt den Effekt. Das gilt auch für alle anderen Anpassung - oder Konturprobleme der Schallführung.


    Rohr (rotationssymmetrisch):
    Anhang 71737

    Schacht/Graben? (Linienstrahler, 2D):
    Anhang 71736


    PS: nicht über den Abfall wundern, der Treiber in AxiDriver hatte "irgendwelche" Parameter und in ABEC (Linienstrahler) war es eine ideale Anregung. Es geht mir hier nur um die Resonanzen zwischen Mund und Hals.
  • 29.09.2023, 11:56
    JFA
    Genau, ohne Kantenverrundung wird das nix. Das war dann übrigens für mich irgendwann der Grund auf Bezier-Konturen bzw. NURBSe umzusteigen, mit jeweils tangentialer Randbedingung beim Übergang zu Schallwand.
  • 30.09.2023, 12:57
    Gaga
    Moin zusammen,

    vielen Dank für eure Rückmeldungen.

    @3ee:
    Ich finde das passt ganz gut zusammen im Moment, was wir da machen. Im Grund schlagen wir uns mit den selben Fragen rum - Du mir Deinem mathematischen Ansatz in Richtung eines 'Horns' (mit Druckkammertreiber, wennich das richtig sehe) und ich mit meinem etwas grundlegenden Simulationsansatz Richtung 'Waveguide' mit konventionellem Hochtöner. Die Topics (i) Anpassung des Treibers an den Hals, (ii) Vermeidung (bzw. bewusster Einsatz) von Sprüngen in der Schallführungskontur, (iii) Anpassung des Munds an die Umgebung, (iii) möglichst gleichmäßige Abstrahlung schauen wir beide an und versuchen gute Lösungen zu finden. Bei der 'Ladung' der Schallführung / Schalldruckgewinn in bestimmten Frequenzbereichen gehen die Konzepte 'Horn' und 'Waveguide' dann etwas auseinander.
    Ich möchte am Schluss der Betrachtungen ein für eine bestimmte Einbausituation (Anpasung der Directivity an den TMT) angepasstes Waveguide simulieren, drucken, messsen, also in der Praxis schauen, wie gut das gelingt. Hast Du vielleicht auch Lust mit Deinen Simus dahin zu steuern?

    @JFA:
    Zitat:

    Zeigt auch gut, was ich neulich mal erwähnt hatte, nämlich den TML-"Mode" von praxisrelevanten Waveguides. Der ist sogar noch bei dem "30°" genannten WG zu sehen, wenn auch nicht mehr so sehr ausgeprägt. Das sind immerhin 120° Öffnungswinkel.
    Deine 'TML'-Sicht hat mich tatsächlich zum Nachdenken gebracht und war bei den Betrachtungen dann ziemlich hilfreich für mich. Du hast es bemerkt, aber tortzdem nochmal die Klarstellung:
    Mit der Angabe der Öffnungswinkel bin ich in den Abbildungen falsch, zumindest mussverständlich umgegangen. Ich habe das später im Text korrigiert, in den Abbildungen aber so stehen lassen. In der Abbildung hier:
    steht die 0°-Kurve den Öffnungswinkel von +/-90°, die 15°-Kurve den Öffnungswinkel von +/-75°, die 30°-Kurve den Öffnungswinkel von +/-60° etc. Die Pfeile kennzeichnen also das Rohr mit +/-0° Öffnungswinkel und die Kurven mit +/-15°, +/-30° und +/-45°.
    Ich fand es auch erstaunlich, dass der 'TML'-Effekt sogar noch bei einem Öffnungswinkel von 120° zu sehen ist.
    Zu Deiner Frage: Ich habe die Kantenlängen der Schallführungen bei den Simulationen konstant gehalten, d.h. die Länge der Schallführungen wird mit größeren Öffnungswinkeln immer kürzer. Die TML-Resos verschieben sich ja auch mit größeren Öffnungswinkeln zu höheren Frequenzen hin. Die Überlegung war, die Wandlänge konstant zu halten, um die Interpretation der Ergebnisse hinsichtlich Interferenzen der primär- und sekundär-Schallquellen zu vereinfachen. Hinsichtlich TML-Reso nicht so sinnvoll - danke für den Denkanstoß, ich werde das nochmal aufgreifen.

    @Nils:
    Vielen Dank für den HInweis auf Deine Untersuchungen und den link zu Deiner (gewohnt) super-klaren und strukturierten Zusammenfassung. Ich nutze Deine pdfs immer wieder - die hier hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Ich werde im Lauf der Diskussion von Schallführungs-Konturen darauf zurück kommen, bzw. darauf verweisen.
    Du hattest e ja schonmal früher im Thread vorgeschlagen - das motiviert mich wieder, den wesentlichen Inhalt dieses mittlerweile sehr langen und zum Teil daher unübersichtlichen Threads ebenfalls möglichst strukturiert in einem Dokument zusammenzufassen.

    Nochmal @JFA:
    Zitat:

    Genau, ohne Kantenverrundung wird das nix. Das war dann übrigens für mich irgendwann der Grund auf Bezier-Konturen bzw. NURBSe umzusteigen, mit jeweils tangentialer Randbedingung beim Übergang zu Schallwand.
    Ich habe mich kurz zu Bezier-Konturen / NURBSe kundig gemacht. Leider fehlen mir da die mathematischen Basics, um tiefer einzusteigen. Letztlich mache ich es aber bei der Konstruktion von Schallführungen mittlerweile meist genauso: Ich optimiere die Konturen in Fusion 360 mit der b-spline-Funktion und schaue dann mit AKABAK nach, wie ich der gewünschten Direktivity näher komme. Zum Ansatz von 3ee fehlen mir leider wieder die Mathe-Basics.

    @all:
    Im nächsten Beitrag komme ich nochmal auf Varianten des Rohrs (der Schallführung mit 0° Öffnungswinkel zurück, um möglicht nachvollziehbar darzustellen, was da im Schallfeld davor passiert. Generell ist das Thema schwierig, weil sowohl die Dimensionen der Schallführungskontur über das Delay zur Sekundärschallquelle, das Verhältnis von Größe der Kontur zu Frequenz/Wellenlänge einen Einfluß haben (und noch mehr, wie die Form der Mundöffnung, Anpassung an den Hornhals....) und das Ganze auch noch Frequenzabhängig ist. Ich hoffe mal, dass das mit der Vereinfachung der Betrachtung eines Rohrs gelingt....

    Bis denn, Grüße,
    Christoph
  • 30.09.2023, 19:19
    3eepoint
    Zitat:

    Zitat von Gaga Beitrag anzeigen
    @3ee:
    Ich finde das passt ganz gut zusammen im Moment, was wir da machen. Im Grund schlagen wir uns mit den selben Fragen rum - Du mir Deinem mathematischen Ansatz in Richtung eines 'Horns' (mit Druckkammertreiber, wennich das richtig sehe) und ich mit meinem etwas grundlegenden Simulationsansatz Richtung 'Waveguide' mit konventionellem Hochtöner. Die Topics (i) Anpassung des Treibers an den Hals, (ii) Vermeidung (bzw. bewusster Einsatz) von Sprüngen in der Schallführungskontur, (iii) Anpassung des Munds an die Umgebung, (iii) möglichst gleichmäßige Abstrahlung schauen wir beide an und versuchen gute Lösungen zu finden. Bei der 'Ladung' der Schallführung / Schalldruckgewinn in bestimmten Frequenzbereichen gehen die Konzepte 'Horn' und 'Waveguide' dann etwas auseinander.
    Ich möchte am Schluss der Betrachtungen ein für eine bestimmte Einbausituation (Anpasung der Directivity an den TMT) angepasstes Waveguide simulieren, drucken, messsen, also in der Praxis schauen, wie gut das gelingt. Hast Du vielleicht auch Lust mit Deinen Simus dahin zu steuern?

    Ja das ergänzt sich grade ziemlich. Ich stör mich nur ein wenig an dem Ausdruck Mathematisch. Das spricht mir wesentlich mehr Kenntniss dieses Feldes zu als ich besitze. Das ganze ist mehr automatisieren ;)

    Jup, ich will Richtung Druckkammertreiber, dass macht es teilweise einfacher und ich mag das Prinzip einfach. Sowas wie die BMS4590 finde ich auch klanglich recht geil und denke mit dem richtigen Horn kann ich da eine ziemlich gute Lösung zaubern. Das wird dann auch mein Praxisobjekt werden wenn es so weit ist. Es spricht aber nichts dagegen, dass ich mein Script mal an deine Zielsetzung rangehen lasse. Ist sicher auch mal n cooler Vergleich, von daher gerne. Und in den offenen, zu ergründenen Punkten bin ich bei dir.

    Das mein Ansatz mehr wie ein Horn wirkt ist übrigens Zufall. Mein Ziel ist eine kontrollierte Abstrahlung zu erreichen und die Geometrie die ich hier immer wieder zeige ist das Ergebnis der Kompromisse die ich dafür eingehe. Die zusätzliche Ladung ist ein netter (an sich netter) Nebeneffekt und das ich versuche die möglichst smooth zu halten eine Konsequenz aus dem vorhanden sein.

    Ich habe mal versucht, die Stützstellen zu erhöhen:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1696097895

    so richtig besser wird es nicht, aber die Gesamtstruktur sieht smoother aus also bleibt es erstmal drin. Ich muss da nochmal in mich gehen.....
  • 30.09.2023, 20:03
    JFA
    Moin Christoph,

    wegen TML-Mode: wenn die Kantenlänge gleich bleibt, dann bleibt doch die TML-Länge gleich, oder? Zumindest ungefähr. Was sich auf jeden Fall ändert ist der Abschlusswiderstand, und damit die scheinbare Länge. Nutzt man auch in der Antennentechnik, wo mit einer Dachkapazität die Antenne "verlängert" wird.

    Bezier/NURBS: hab kein Fusion, aber die üblichen CAD-Programme können Freiformflächen, und die werden aus NURBSsen gebaut. Das sind dann im wesentlich B-Splines, und die sind eine generalisierte Form von Bezierkurven/-flächen. Das war dann ein weiterer Grund solche zu verwenden, weil ich die dann einfach umsetzen konnte ohne mir die Ohren zu brechen. Ich hatte zwischendurch auch mit (Super-)Ellipsen hantiert, da ist damals das CAD-Programm (Solid Edge, also Parasolid-Kern) aber oftmals ziemlich abgekackt, oder mit tabellarischen Kurven die dann kaum sinnvoll parametrisierbar waren.

    NURBSe waren dagegen super:
    - Anfangsquerschnitt ein Kreis der Kalotte+Sicke umschließt, Kontur steht senkrecht darauf
    - Endquerschnitt eine Ellipse*, Länge und Breite variabel, Kontur ist tangential dazu.
    - Dann noch die Tiefe definieren, Viola! hat es einen gut funktionierenden Waveguide.
    Der lässt sich dann auch gut exportieren (zB als STEP), in GMSH meshen und in ABEC/Akabak importieren.

    Ich hab irgendwo noch einen Generator, der Bezierkurven passig für den Import in ABEC/Akabak generieren kann, für zirkuläre Symmetrie. Ich muss mal schauen ob ich den wiederfinde. B-Splines habe ich damit nie gemacht, wozu auch, konnte ja das CAD-Programm :D
  • 02.10.2023, 13:55
    3eepoint
    Hallöchen,

    ich hatte eine Eingebung bzgl. wie ich die Ausdehnung für die Volumenkorrektur etwas schöner gestalten könnte. Der anfangs Elliptische Querschnitt "Wächst" jetzt schön in die Begrenzungen rein anstatt sich einfach nur aus zu dehnen. Letztere sorgte dafür, dass die Oberfläche quasi gegen die Seiten gedrückt hat und dadurch diese eher senkrechten Seitenwände und die damit verbundenen Kanten entstehen. Das hab ich jetzt behoben:

    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...6&d=1696250839

    Das sieht schonmal wesentlich smoother aus...

    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...7&d=1696250839
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...8&d=1696250839

    Hier nochmal mit einer anderen Lofting Methode, die die Vertikale Kontour schöner erhält:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...9&d=1696250839

    Damit bin ich erstmal sehr zufrieden. Wenn ich meckern müsste, könnte man die kleine Kante die entsteht villeicht noch entsachärfen aber das triggert mich jetzt erstmal nicht genug als das ich das machen werde. Meine nächsten Schritte:

    -->Verbesserung der Optimierung VGM
    Das Ergebnis der Flare Rate ist noch nicht da, wo ich es haben will und ich denke es liegt an der Optimierungsmethode. Da werde ich ein wenig rumprobieren, mal sehen ob da noch was geht.

    -->Anpassung Treiber->Horn
    Was Gaga ja schon gepostet hatte will ich einfließen lassen um einen sprungfreien Übergang erzeugen zu können. Dazu muss ich den Treiber als Flare Rate einbringen und an das Horn hängen und dem Optimierer wieder mehr Möglichkleiten geben.Das wird ein Spaß =D
  • 02.10.2023, 14:40
    Gaga
    Hi 3ee,

    Zitat:

    ich hatte eine Eingebung bzgl. wie ich die Ausdehnung für die Volumenkorrektur etwas schöner gestalten könnte. Der anfangs Elliptische Querschnitt "Wächst" jetzt schön in die Begrenzungen rein anstatt sich einfach nur aus zu dehnen. Letztere sorgte dafür, dass die Oberfläche quasi gegen die Seiten gedrückt hat und dadurch diese eher senkrechten Seitenwände und die damit verbundenen Kanten entstehen. Das hab ich jetzt behoben:
    Sehr cool :cool:!

    Ich hab' da mal 'ne Frage: Was waren Deine Überlegungen, den 'Schlitz' (also die engere Kontur) in Deinem Horn vertikal zu legen? Ich frage, weil ich bei meinen elliptischen WGs genau den anderen Weg gegangen bin, d.h. den vertikalen Flare eher konstent durchlaufen zu lassen und horizontal zunächst den Kontur-Verlauf eng zu halten und dann gleichmäßig und über eine längere Strecke zu expandieren. Die Überlegung dabei war, die horizontale Abstrahlung auch bei den hohen Frequenzen möglichst auch zu den höreren Frequenzen hin breit (konstant) zu halten. Vertikal nehme ich halt die engere Abstrahlung und den 'Pattern-Flip' in kauf.

    Kleine Nebenbemerkung: Die Auswirkung auf das vertikale Abstrahlverhalten und die Ankopplung an den TMT bei der Übernahmefrequenz habe ich bisher hinten angestellt, ist aber auf meiner Liste.

    Hast Du vieleicht schon das Abstrahlverhalten Deiner aktuellen Kontur simuliert? Vielleicht würde sich die Antwort auf meine Frage daraus ergeben....

    Grüße,
    Christoph
  • 02.10.2023, 14:56
    3eepoint
    Zitat:

    Zitat von Gaga Beitrag anzeigen
    Hi 3ee,

    Ich hab' da mal 'ne Frage: Was waren Deine Überlegungen, den 'Schlitz' (also die engere Kontur) in Deinem Horn vertikal zu legen? Ich frage, weil ich bei meinen elliptischen WGs genau den anderen Weg gegangen bin, d.h. den vertikalen Flare eher konstent durchlaufen zu lassen und horizontal zunächst den Kontur-Verlauf eng zu halten und dann gleichmäßig und über eine längere Strecke zu expandieren. Die Überlegung dabei war, die horizontale Abstrahlung auch bei den hohen Frequenzen möglichst auch zu den höreren Frequenzen hin breit (konstant) zu halten. Vertikal nehme ich halt die engere Abstrahlung und den 'Pattern-Flip' in kauf.


    Danke =)

    Das hat sich auch hier eher aus der Simulation ergeben und war eine Konsequenz aus: https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...l=1#post309825 Die Vertikale Kontour konnte wesentlich weniger tief ausfallen für das gegebene breiten/längen Verhältnis also hab ich das so übernommen. Aber an sich bin ich bei dir. Horizontal ist mir auch wichtiger als Vertikal. Wie gesagt ergibt sich das aus der Optimierung und den Abmessungen. Welche Maße hat dein Versuchsobjekt denn?

    Zitat:

    Zitat von Gaga Beitrag anzeigen
    Hast Du vieleicht schon das Abstrahlverhalten Deiner aktuellen Kontur simuliert? Vielleicht würde sich die Antwort auf meine Frage daraus ergeben....

    Ne hab ich noch nicht und hatte ich erstmal auch nicht vor. In den Vorherigen Postst hat sich gezeigt, dass die Optimierung und die VGM ganz zuverlässig ihren Job machen und deswegen konzentrier ich mich erstmal auf Detailverbesserungen wie z.B. die Flare rate, die ich dann später überprüfe. Eine 3D Simulation für jeden Schritt dauert mir auch einfach zu lange.

    Sag mal wie verlinkst du eigentlich immer so schön die Beiträge? Ich bin da zu doof zu :C
  • 02.10.2023, 23:23
    Gaga
    Hi 3ee,

    ich arbeite z.Zt. an einer Schallführung für einen Mitteltöner. Ziemlich knifflig - auch das ein Grund für den Ausflug in die Basics.
    Und natürlich plane ich die Beiträge hier mit einem Waveguide abzuschließen. Ich dachta daran das für eine konkrete Anwendung zu machen, also z.B. 2-Weger mit 17er oder 20er TMT. Das WG soll dann die Abstrahlung im Übergangsbereich zum TMT anpassen, darüber möglichst gleichmäßig abstrahlen.

    Zitat:

    Sag mal wie verlinkst du eigentlich immer so schön die Beiträge? Ich bin da zu doof zu :C
    Endich mal ne einfache Frage :).

    Wenn Du auf einen Beitrag antwortest, findest Du die Verlinkfunktion hier:
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...2&d=1696285277



    Es öffnet sich das Fenster, in dem Du die Link-Adresse einkopieren kannst....
    https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/...3&d=1696285277

    Grüße,
    Christoph
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