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  • 13.09.2023, 13:55
    4711Catweasle
    Hi,

    Zitat:

    Zitat von Rainer_Zufall Beitrag anzeigen
    Und natürlich ist ein Forum dazu da auch mal dumme Fragen zu stellen. Aber ich finde es angemessen dass man sich selbst vorab ein wenig informiert und sich nicht alles vorkauen lässt. Schließlich hätte ich auch keine Lust immer die selben Anfängerfragen beantworten zu müssen, wo die Infos doch mit etwas Recherche zu finden sind. Aber das nur am Rande. Ich bin ja für jede Hilfe dankbar.

    Wenn die Ausschläge um 250-300 Hz tatsächlich vom Chassis kommen, kann man natürlich nicht viel machen.

    In dem Fall würde ich mich eher drauf konzentrieren die Längsresonanz im Gehäuse um 140-150 Hz noch etwas kleiner zu bekommen. Warum ist die im Wasserfalldiagramm eigentlich nicht zu sehen? Ich dachte Resonanzen und besonders Stehwellen haben viel Energie gespeichert und schwingen lange nach?

    Zu Noppenschaum hätte ich mal eine Verständnisfrage. Wie genau helfen die Noppen dabei den Schall besser zu Bedämpfen, im Vergleich zu Vollmaterial? Bisher hatte ich das so verstanden, dass die Schallschnelle an der Wand am geringsten ist (Schalldruck am höchsten) und man zum Dämpfen tieferer Frequenzen (und damit größerer Wellenlängen) Materialstärke proportional zur Wellenlänge braucht. Darum kann ich auch gut nachvollziehen, warum es sinnvoll sein kann das Dämpfungsmaterial mit etwas Abstand zur Wand zu montieren. Aber ist Noppenschaum nicht eigentlich das genaue Gegenteil davon? Vollmaterial direkt an der Wand und in etwas Abstand nur noch ein par Zipfel? Oder wird durch die Noppengeometrie ein anderer physikalischer Effekt genutzt?

    Ja, wobei es dumme Fragen imho nicht (naja kaum) gibt....meist muß man mit den dummen Antworten klarkommen...:D

    Prüf mal mit einer freeair Impedanzmessung.

    Wenn Du das Diagramm auf 30dB "aufziehst" ist da ggf. mehr zu sehen....wobei der "Fehler" im Frequenzgang
    an der Stelle nicht mehr wirklich groß ist.
    Oft ist die Schwierigkeit gemessene "Problemstellen" für den "Höreindruck" richtig zu gewichten....manchmal arbeitet man sich an
    Problemen ab die "gehört" effektiv keinen wirklich relevanten Einfluss haben.

    Das weiß ich nicht - bisher hatte ich halt nur Noppe (und kein glattes/volles Material) im Einsatz.
    Imho hast Du an den Wänden Druckmaximum.....darum dringt die Gehäuse Längsreso bei Deinem unteren TMT auch stärker nach außen.
    Im Druckmaximum wirkt Bedämfung imho am effektivsten.*
    Bezogen auf (Noppen)schaum - der wirkt mEn. ab / oberhalb ca. 300-400Hz und "killt" ab da Resos und rückseitig abgestrahlten
    Schall der "stört" recht effektiv.

    Unterhalb von 300-400Hz muß man entweder mit einem "Sumpf" o.Ä. arbeiten (vergrößert das virtuelle Volumen z.T. recht ordentlich)
    oder man arbeitet mit IRR oder IHA....
    ....oder man bewertet die gemessene Störung als klanglich nicht relevant und belässt das so.

    *Habe dunkel Experimente eines anderen Bastlers im Gedächnis der mit, im Schnellemaximum aufgehängter, Bedämfung experimentiert hat.....
    Das war wohl nicht sonderlich wirksam.
  • 13.09.2023, 14:02
    stoneeh
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
    So.. das widerstrebt jetzt ganz stark meinem Verlangen nach Kohärenz.. aber bevor unnötig recht viel Zeit aufgewendet wird für etwas, das vll. irreführt, hole ich mich kurz aus meiner angekündigten reinen Mitleserrolle heraus.


    (Edit: im letzten Post, der zeitgleich zu meinem verfasst worden ist, bereits teilweise angesprochen: )

    Anbei links das Wasserfalldiagramm (Burst Decay), GPM Freifeld, einer unbedämpften Regalbox, mit den Standardeinstellungen in ARTA - 30 dB Range, 30 Perioden. Rechts gleiche Messung, Darstellung nach den von dir verwendeten Settings (20 dB Range, 20 Perioden):

    Anhang 71542 Anhang 71543

    Es kommt zwar auch auf den Bezugspunkt des Diagramms (der lauteste Punkt der Messung) an; aber dieses Beispiel kann trotzdem veranschaulichen, dass was du sehen willst, der lange, schmalbandige nachschwinger einer Resonanz hoher Güte (wie eben eine Gehäusereso, oder Porteigenreso), mit den von dir gewählten Settings "verschluckt" werden kann. Ich würde dringend dazu raten die Range wieder auf den Standardwert zu erhöhen.
    Falls bei -30 dB im BD zu viel Noise in der Messung aufscheint, ist das SNR der Messung schlecht. Als Abhilfe schlicht den Messpegel erhöhen. (Aufpassen, den Mic-Preamp als auch das digitale Audioformat in Windows nicht zu übersteuern - Gain und/oder Windows-Lautstärke bei Bedarf anpassen.)


    Zusätzlich - man würde zwar vll. meinen, Resonanzen würden in einer Nahfeldmessung ebenfalls zu erkennen sind, was sie zmd. ansatzweise sind - aber es zeichnet sich da trotzdem oft ein deutlich "schwammigeres", inkomplettes Bild. Bei BR-Lautsprechern rührt das auch daher, dass die Gehäusereso nicht nur über die Membran, sondern auch den Port rausstrahlt, welche ja bei der Membran-Nahfeldmessung essentiell ignoriert wird.
    Anbei nochmal als Beispiel / Demonstration die gleiche Lautsprecherbox wie zuvor, am gleichen Tag unter den gleichen Bedingungen gemessen, Nahfeld vor der Membran; links 30 dB Range, rechts 40 dB, um die Reso aus dem Floor "hervor zu holen":

    Anhang 71540 Anhang 71541

    Ich würde also ebenfalls empfehlen, für die Diagnose, falls möglich, wieder auf GPM Freifeld, oder auch GPM in einer großen Halle, oder RAR, zu wechseln. Wiederum, auf ausreichendes SNR achten.
  • 13.09.2023, 14:22
    4711Catweasle
    Zitat:

    Zitat von stoneeh Beitrag anzeigen

    Zusätzlich - man würde zwar vll. meinen, Resonanzen würden in einer Nahfeldmessung ebenfalls zu erkennen sind, was sie zmd. ansatzweise sind - aber es zeichnet sich da trotzdem oft ein deutlich "schwammigeres", inkomplettes Bild. Bei BR-Lautsprechern rührt das auch daher, dass die Gehäusereso nicht nur über die Membran, sondern auch den Port rausstrahlt, welche ja bei der Membran-Nahfeldmessung essentiell ignoriert wird.

    Absolut richtig - wobei, wenn ich mich nicht verlesen habe, es sich in diesem Fall um ein CB Top handelt ?
  • 13.09.2023, 15:44
    stoneeh
    Ich hatte in Erinnerung dass der TE ursprünglich zwischen CB und BR geschwankt ist, und ich hab gar nicht nachgeschaut was es nun tatsächlich geworden ist. Das Zitat soll eine generelle Aussage sein, nicht zwangsweise ausschließlich bzw. vollinhaltlich auf diesen Fall bezogen. Bei CBs kann (vll. nicht zwangsweise muss; Basis für meine Aussage ist eigene Praxiserfahrung an einer kleinen Anzahl an Fällen) ebenso das ausschwingen im Nahfeld unterschiedlich als im Fernfeld aussehen bzw. Trugschlüsse verursachen, und im Falle des BRs wird bei der reinen Membran-Nahfeldmessung halt zusätzlich noch die Port-Response ignoriert.

    Ich würde allermindestens via einer zusätzlichen Fernfeldmessung die Ergebnisse überprüfen. Vll. sieht man was, das man in der Nahfeldmessung nicht sieht. Wenn nicht, auch gut.
  • 14.09.2023, 10:09
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
    Stimmt, wenn ich die Standard Einstellung von ARTA benutze ist viel mehr zu sehen
    Anhang 71548 Anhang 71549

    Besonders wenn man die beiden Einstellungen gegenüberstellt kann man gut sehen das da noch einiges versteckt war. Könnten Resonanzen sein oder Messfehler? Ist irgendwie auffällig, dass die sich mit fortschreitender Zeit zu höheren Frequenzen verschieben.
    Anhang 71550 Anhang 71551

    Im Bereich zwischen 100 und 200 Hz ist trotzdem nichts zu sehen. Entweder ist diese Reso tatsächlich kein Problem, oder ich muss die Messungen noch mal im Freien wiederholen.

    Zu überprüfen, ob das Gemessene wirklich ein hörbares Problem ist oder Nicht, halte ich auch für sehr sinnvoll.


    Edit: Ach ja, es ist ein geschlossenes Gehäuse. Wollte die Box so klein und leicht wie möglich bekommen. BR wäre locker doppelt so groß geworden.
  • 14.09.2023, 22:41
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 4)
    Ich habe jetzt noch mal eine Lage Melaminschaum zwischen die beiden Streben gepackt. Somit sind insgesamtz zwei mal 80 mm Schaumstoff zur Bedämpfung der Längswellen im Gehäuse. Es hat ein bischen was gebracht, aber eine kleine Senke im Frequenzgang ist immer noch da.
    Anhang 71562 (Bild: Nur die zusätzliche Lage Schaumstoff, ohne die Platten davor und dahinter)
    Anhang 71563 (Rot: vorher, 2x60 mm Schaumstoff. Blau: mit extra Schaumstof, 2x80 mm Schaumstoff)


    Da ich seit gestern zwei Gehäuse fertig habe, werde ich mir den Klang der Teile am Wochenede mal genauer anhören. Es steht zufällig gerade ein Familienfest mit Liveband und DJ an. Ich habe dazu ein wenig am EQ gedreht und die Trennfrequenz laut Herstellerempfehlung auf 1,2 kHz gelegt (ich sehe gerade, da nuss ich noch mal ran, das ist noch nicht ganz richtig). Alles nur provisorisch, damit man die Lautsprecher überhaupt nutzen kann. Wenn mir nichts negatives auffällt, lasse ich die Bedämpfung einfach so und konzentriere mich auf die nächsten Schritte.
    Anhang 71565
    Anhang 71564 (Alles direkt am Chassis gemessen, Glättung 1/6)
  • 15.09.2023, 02:21
    stoneeh
    Quer verlaufende (links oben nach rechts unten) Ausschwinger können in der Tat auf ein Problem in der Messung (Reflektion, irgendwas aus der Messkette, ..) hindeuten. Die Impulsantwort der zuletzt geposteten Messungen wäre dazu interessant / aufschlussreich.

    Aktuell schaut das Wasserfalldiagramm auf jeden Fall wirklich noch wild aus.

    Man könnte jetzt noch weit ausholen / erklären. Aber, vll. einfacher: wenn du gegenprüfen willst, wie sich das Gehäuse komplett ohne Resonanzen misst und anhört, besorg dir ein paar Packungen davon -> https://www.thomann.de/at/visaton_da...gsmaterial.htm , und mach das Gehäuse voll damit. Damit hast du die Resonanzen garantiert weg (entsprechende Messserie, die sich auch mit meinen eigenen Erfahrungen deckt: Bedämpfung von Gehäusen | Visaton). Mach dir über das vll. 1 dB Pegelverlust in einem begrenzten Frequenzband keine Sorgen, das hörst du ohne direkten Vergleich eh nicht.

    Dann hast du eine Referenz, wie ein sauberes Wasserfalldiagramm aussehen soll (was mitunter übrig bleibt ist dann auf die Messmethode zurückzuführen), und auch wie sich eine Lautsprecherbox komplett ohne Gehäuseresonanzen anhört. Mit der Information kannst du dann weiterarbeiten.
  • 15.09.2023, 08:38
    Azrael
    Zitat:

    Zitat von Rainer_Zufall Beitrag anzeigen
    Anhang 71564 (Alles direkt am Chassis gemessen, Glättung 1/6)

    Das wird in einer Fernfeldmessung schon anders aussehen, sich in Abhörentfernung also auch anders anhören, als diese Messung vermuten lässt, denke ich. :denk:

    Viele Grüße,
    Michael
  • 15.09.2023, 08:38
    SimonSambuca
    Ist in den teuren Visaton Packungen nicht auch nur ein 300g/m² Polyestervlies :confused: :rolleyes:
  • 15.09.2023, 10:03
    4711Catweasle
    Moin,

    Zitat:

    Zitat von Azrael Beitrag anzeigen
    Das wird in einer Fernfeldmessung schon anders aussehen, sich in Abhörentfernung also auch anders anhören, als diese Messung vermuten lässt, denke ich. :denk:

    jupp - zudem ist die Nahfeldmessung TMT (12er ?) eh nur bis roundabout 430Hz (für einen 12er) gültig.
    Zitat:

    fmax = 10950 / D
    wobei D = der effektive Durchmesser des Lautsprechers in Zentimetern ist
    Horn/Treiber im Nahfeld messen sollte man imho sein lassen - das führt zu fehlschlüssen.
  • 15.09.2023, 12:14
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 9)
    Das stimmt. Der gemessene und eingestellte Frequenzgang entspricht natürlich nicht ganz der Wirklichkeit. Eine Nahfeldmessung im (kleinen) Arbeitszimmer war die schnellste Möglichkeit die Lautsprecher halbwegs einsatzbereit zu bekommen um mal ein paar Höreindrücke unter realen Bedingungen zu kriegen. Ich nehme mein Messsystem auch mit und wenn nach dem Aufbau noch Zeit ist, mache ich noch ein paar Messungen im Fernfeld. Und falls die Lautsprecher völlig unbrauchbar sein sollten, habe ich immer noch ein paar andere Tops mit.
    Trotzdem danke, dass ihr noch mal drauf hingewiesen habt. Damit keine Missverständnisse aufkommen.


    Hier die Impulsantwort vom TMT oben und unten von der letzten, unequalisierten Messung mit Dämpfungsmaterial
    Anhang 71567 Anhang 71568

    Und hier noch mal über eine längere Zeitspanne dargestellt
    Anhang 71569 Anhang 71570

    Und vom Horn (weil kein Gehäuseeinfluss)
    Anhang 71571 Anhang 71572 Anhang 71573 Anhang 71574 Anhang 71575


    Der Link zu dem Visaton Beitrag ist auch interessant. Ich hatte bisher versucht möglichst wenig Dämpfungsmaterial einzubringen, um möglichst wenig Pegelverlust zu haben. Und ich habe (stark dämpfenden) Melaminschaum benutzt weil ich davon noch ne Menge hier rumliegen habe. Aber es wurde ja eigentlich schon erwähnt und auch auf verschiedenen verlinkten Seiten erklärt das mehr, dafür aber schwächer dämpfendes Dämmmaterial im Volumen verteilt bei geschlossenen Gehäusen von Vorteil ist. Gerade bei tieferen Frequenzen.
  • 15.09.2023, 14:19
    stoneeh
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 2)
    In der IR sehen wir nun das Echo / die Reflektion, die im Wasserfalldiagramm als dieser diagonale Verlauf aufscheint.

    Anhang 71576

    Leider kann man da jetzt nicht 100% beurteilen, was im Burst Decay dieses Echo ist, und wie viel davon die verbleibende Gehäuseresonanz ist, da man beides ja nicht voneinander trennen kann. Wegfenstern kannst du die Reflexion in der IR leider in dem Fall auch nicht, da du damit gleichzeitig auch etwaige Gehäuseresonanzen zeitlich "beschneidest".
    (Edit: Zusatzkommentar entfernt, hinfällig.)

    Zur Klarstellung, falls man es dazusagen muss - eine Gehäuseresonanz scheint in der IR nicht als Echo auf - als Demonstration, die Impulsantwort meines Beispiels aus Post #202 eines Lautsprechers mit unbedämpftem Gehäuse und im BD klar erkennbarer Resonanz - nach der Response des Lautsprechers komplett sauber:

    Anhang 71577

    Vorschlag zur Diagnose für deinen Fall: scheint das Echo auch in Freifeld-Fernfeldmessungen auf, stammt es aus der Messkette. Ist es nur in der Nahfeldmessung zu sehen, ist es auf den Messaufbau der Nahfeldmessung zurückzuführen.
  • 30.09.2023, 17:54
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
    Ich wollte mal eine kurze Rückmeldung zum Praxistest geben. Es war leider nicht genug Zeit um die Boxen noch mal in einer Ground Plane Messung etwas besser einzustellen. Darum habe ich nur schnell die Übergangsfrequenzen und Delays nachjustiert. Der Klang war wie erwartet ... nichr ganz Perfekt. Aber auch nicht schlecht. Es war klar zu hören welches Potential in der Box steckt. Klarer und detailreicher Sound (für eine PA Box). Es war aber auch klar zu hören, dass noch einiges zu tun ist. Mich hat das noch mal sehr motiviert.

    Anhang 71751

    Bei der Gelegenheit habe ich besonders auf den tieferen Frequenzbereich geachtet, wo laut Messung ja noch ein paar Resonanzen sind. Zugegeben, die Hörumgebung war nicht perfekt, aber mir ist kein hohler, dröhniger (zu wenig bedämpft) oder lebloser (überdämpft) Klang aufgefallen.
    Ist zwar noch nicht perfekt, aber ich werde es erst mal so lassen und damit weiter machen. Eventuell gehe ich das Thema Bedämpfung später noch mal an. Dann würde ich, wie häufig vorgeschlagen, die komplette Box locker mit schwächer dämpfendem Material füllen und mal vergleichmessen. Zunächst steht aber die Polarmessung an (hoffentlich nächste Woche in einem reflexionsarmen Halbraum).


    Ich möchte hier zur beseren Übersicht (vor allem für mich) kurz zusammenfassen, was ich bisher über das Thema Bedämpfen von Lautsprecherboxen gelernt habe.

    - Dämmung ungleich Dämpfung. Gedämmt werden zum Beispiel Gehäusewände um Schwingungen der Wände zu unterdrücken oder den Schall am Austreten zu hindern. Gedämpft werden Resonanzen im Inneren des Gehäuses durch Entziehen der Schallenergie.
    - Poröse Absorbermaterialien (Dämpfungsmaterial) vergrößern das Gehäusevolumen virtuell. Resonanzfrequenz des Gehäuses sinkt.
    - Je mehr Dämpfungsmaterial in das Gehäuse eingebracht wird, desto stärker sinkt der Wirkungsgrad des Lautsprechers im Bereich der Gehäuse-Resonanzfrequenz.
    - Zwischen zwei parallelen Wänden bilden sich stehende Wellen.
    - Die halbe Wellenlänge (Lambda/2) der stehenden Welle entspricht dem Abstand der Wände.
    - An den Wänden ist der Schalldruck Maximal.
    - Im Abstand Lambda/4, mittig zwischen den Wänden, ist das Maximum der Schallschnelle stehender Wellen.
    - Es entstehen auch (weniger ausgeprägte) stehende Wellen mit einer Wellenlänge des vielfachen von Lambda/2. Deren maximale Schallschnelle ist dann entsprechend nicht in der Mitte zwischen den Wänden.
    - Poröse Absorbermaterialien (Dämpfungsmaterialien) wirken nur auf die Schallschnelle, nicht auf den Schalldruck und sollten wenn möglich im Bereich der maximalen Schallschnelle positioniert werden.
    - Die Stärke der Dämpfung von Dämpfungsmaterial wird durch den Strömungswiderstand quantifiziert.
    - Je höher der Strömungswiderstand desto stärker die Dämpfung (mehr Energie wird dem Schall beim Durchqueren entzogen).
    - Höhere Frequenzen lassen sich gut mit Dämpfungsmaterial mit großem Strömungswiderstand bedämpfen. Es reichen geringe Materialstärken, entsprechend der zu bedämpfenden Frequenzen (ab Lambda/4).
    - Zur Bedämpfung von tiefen Frequenzen muss der Schall mit seiner großen Wellenlänge tief in das Dämpfungsmaterial eindringen. Ist der Strömungswiderstand vom Dämpfungsmaterial zu groß, wird der Schall eher reflektiert und kann nicht tief eindringen.
    - Die Dämpfung ist nicht über den kompletten Frequenzgang gleich. Welche Frequenz wie stark absorbiert wird hängt vom Material ab.
    - Ein Wandabstand des Dämpfungsmaterials von bis zu der Hälfte der Materialstärke erhöht die Dämpfungseigenschaften fast auf das Niveau des Vollmaterials und spart dadurch Material (genanntes Beispiel Schallabsorber im Hörraum).
    - Resonanzen können auch gezielt mit einem Resonaror eliminiert werden (Beitrag von Ton-Feile). Die Abstimmung ist etwas aufwändiger
    - Die Kombination von verschieden stark dämpfenden Dämpfungsmaterialien kann die Wirkung verbessern.
    - Dämpfungsmaterial an den Wänden (zum Beispiel Noppenschaumstoff) funktioniert bis zu einer Frequenz, deren viertel Wällenlänge (Lambda/4) der Materialstärke entspricht. Bei üblichen Materialstärken von Noppenschaumstoff sind das eher höhere Frequenzen.
    - Tiefere Frequenzen können mit dünnem Dämpfungsmaterial an den Wänden nicht mehr effektiv bedämpft werden.
    - In geschlossenen Boxen soll alles bedämpft werden was resoniert.
    - In BR Konstruktionen sollte darauf geachtet werden das tiefe Frequenzen trotz Dämpfungsmaterial noch am BR-Port ankommen.
    - Bei "Watte" oder ähnlichen nicht formstabilen Materialien ist dafür zu sorgen, dass sie an ihrer vorgesehenen Position bleiben und nicht durch die Box wandern oder die Bewegung der Chassis stören.
    - Resonanzen des Chassis können nicht bedämpft werden
    - Resonanzen sind in der Impulsantwort nicht zu sehen.

    Daraus ziehe ich die Schlüsse:
    - Bedämpfung von Gehäusen wird viel diskutiert.
    - Wie bedämpft wird (Material, Position, Geometrie, Sumpf, Resonator, ...) hängt von der Box und der Bauform, den auftretenden Resonanzen, der Vorliebe und der Mode ab.
    - So viel wie nötig, so wenig wie möglich.


    Diese Zusammenfassung basiert größtenteils auf den folgenden Quellen, die weiter vorne gepostet wurden:
    - Grundlagen Absorbermaterialien im Heinkino
    - Eigenschaften verschiedener Absorbermaterialien im Heimkino
    - Bedämpfung geschlossener Gehäuse von Visaton
    - Bedämpfung BR-Gehäuse von Visaton
    - Resonator von Ton-Feile
    - Lautsprecherentwicklung "White Wedding"
    - Lautsprecherentwicklung "MS ZWO" (ausführliche Tests zu Absorber Materialien und Positionen)
    - IKEA Kissen als Dämpfungsmaterial
  • 05.10.2023, 11:02
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 27)
    Ich bin jetzt auch endlich dazu gekommen die Polarmessung durchzuführen.
    Leider hat der Motor von meinem Drehteller gestreikt, sodass ich kurzfristig zur manuellen Bedienung eine Skala aufmalen musste. Dazu habe ich einen Linienlaser an die Seite gestellt und ein Geodreieck auf den Mittelpunkt geklebt. Damit es auch ordentlich flutscht habe ich die Räder und die Lauffläche gründlich mit Silikonspray eingesprüht.
    Anhang 71799 Anhang 71800

    Um den Lautsprecher auf Höhe zu bringen habe ich mir einen Adapter mit TV Zapfen gebaut, sodass ich jedes beliebige Lichtstativ benutzen kann. Zur liegenden Messung habe ich 30° Schrägen angeklebt, zur stehenden Messung passt der Lautsprecher dazwischen. Vorne zwei kleine Metallwinkel, damit der Lautsprecher nicht runter rutscht.
    Anhang 71801 Anhang 71802

    Zur Ausrichtung vom Mikrofon zum Drehteller habe ich den Linenlaser auf den Drehteller gestellt und an der Winkelmarkierung ausgerichtet. Dann das MIkrofon so lange gedreht und positioniert bis die Laserlinie der Länge nach am Mikrofon zu sehen war. Die Höhe vom Mikro habe ich einfach gemessen.
    Anhang 71803 Anhang 71804

    Verstärker Laptop und Soundkarte (und mich) habe ich hinter die Box hinter einer Wand aus Schaumstoff aufgebaut. Auf den Boden zwischen Lautsprecher und Mikrofon ist noch ein wenig Schaumstoff gekommen.
    Anhang 71805 Anhang 71806

    Für die vertikalen Messungen habe ich den Lautsprecher so weit es geht (und noch sicher ist) seitlich überstehen lassen und mit einem Spanngurt gesichert. Deswegen habe ich mich aber nicht getraut das Stativ höher als zwei Meter auszuziehen. Die Messungen sind also erst ab 150 - 200 Hz auswertbar. War mir aber lieber als wenn mir das Teil nachher umkippt. Um den Winkelfehler klein zu halten wurden alle Messungen mit einen Abstan von 2,5 Metern von Lautsprecher zu Mikrofonspitze durchgeführt.
    Anhang 71807 Anhang 71808 Anhang 71809

    Am Schluss habe ich beide TMT noch im Nahfeld gemessen. Hoffentlich kann man das irgendwie zusammenfügen.
    Anhang 71811 Anhang 71810



    Die Ergebnisse sehen im ersten Entwurf schon ganz gut aus. Messabstand: 2,5 m, Messhöhe: 2 m, Winkelabstand: 5°, Messungen Horizontal: 0°-180 ° (Symmetrische Abstrahlung), Messungen Vertikal: 360°. Messmikrofon: iSEMcon EMX7150, Soundkarte: Focusrite Scarlett 2i2. Verstärker: KMT DC5

    Impulsantwort und Frequenzgang Fernfeldmessung. Gefenstert (13 ms und 6,5 ms) und ungefenstert.
    Anhang 71816 Anhang 71817

    Polarmessung HT und TMT Horizontal:
    Anhang 71812 Anhang 71813

    Polarmessung HT und TMT Vertikal
    Anhang 71814 Anhang 71815

    Impulsantwort und Frequenzgang Nahfeldmessung beider TMT. Ungefenstert
    Anhang 71818 Anhang 71819

    Wasserfalldiagramm TMT Fernfeld
    Anhang 71820 Anhang 71821

    Wasserfalldiagramm TMT Nahfeld
    Anhang 71822 Anhang 71823


    Die Artefakte und Ausschwninger im Wasserfalldiagramm, die ich in den vorherigen Messungen im Wohnzimmermessung hatte, sind vollständig verschwunden. Das hat entweder mit dem Messraum zu tun, oder weil ich diesmal eine andere Endstufe zum Messen benutzt habe. Wie auch immer, die Bedämpfung der Box mit Melaminschaum hat funktioniert, was mich sehr freut.


    Als nächstes muss ich die Messergebnisse in Vituix CAD laden und Trennfrequenz sowie Entzerrung simulieren. In die Software muss ich mich aber erst noch einlesen, weshalb das vermutlich noch eine Weile dauern wird. Als erste Abschätzung habe ich die Polarmessungen von TMT und HT an der vom Hersteller empfohlenen Trennfrequenz von (ungefähr) 1,2 kHz in Powerpoint übereinandergelegt.

    Horizontal
    Anhang 71824

    Vertikal
    Anhang 71825
  • 06.10.2023, 17:45
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
    Ich hab gerade mal in VituixCad reingeschaut und ich muss sagen, das ist deutlich einfacher und intuitiver als befürchtet. Die Messungen habe ich eh nach Anleitung gemacht, der Rest ist im Handbuch ganz gut erklärt.
    Messdaten fenstern, konvertieren, mit Nahfeldmessung zusammenfügen, in Software einladen und die ersten Fiter setzen ging schneller als gedacht.
    Anhang 71830


    Sehr coole Software. Vor Allem das man die Auswirkung aller Einstellungen in Echtzeit sehen kann.
    Jetzt muss ich das Ganze noch ein mal in Ruhe ordentlich machen und drauf achten, dass auch alles richtig eingestellt ist und alle Haken richtig gesetzt sind. Dann kann es losgehen.

    Als Nächstes muss ich mir dann wohl überlegen, wo ich hin will. Also wie sieht ein "perfekter" Lautsprecher aus, auf welche Daten und Auswertungen muss besonders geachtet werden, was lohnt es zu verbessern und was hat zu wenig Auswirkung auf das Gesamtergebnis. Muss jeder Hubbel im Frequenzgang geplättet werden, oder sind an mancher Stelle vielleicht andere Faktoren wichtiger? Echt spannend :-)
  • 06.10.2023, 21:44
    Gaga
    Hallo Reiner,

    Zitat:

    Echt spannend :-)
    Ja, find ich auch! Vielen Dank für Deine ausführliche Dokumentation. Das sieht doch schon ganz gut aus.

    Ich hab den Thread jetzt nicht nochmal gelesen, kann also sein, dass Du es schon geschrieben hast: Wie willst Du die Lautsprecher nutzen, also in welchen Räumen? Oder sollen die fest an einem Ort stehen?

    Grüße und bitte weitermachen,
    Christoph
  • 07.10.2023, 12:00
    Rainer_Zufall
    Gerne. Ich dokumentiere das unter anderem auch für mich so ausführlich. Einerseits hilft es die Gedanken zu ordnen und andererseits habe ich so ein Projekttagebuch für später zum nachschlagen.
    Es freut mich aber auch wenn hier mitgelesen wird. Vielleicht hilft es ja irgendwann jemandem, meine Lautsprecherentwicklung von vorne bis hinten nachvollziehen zu können und über die Diskussionen zu verstehen wie/warum Entscheidungen getroffen wurden.

    Die Lautsprecher sollen später für mobile Veranstaltungen eingesetzt werden. Eher kleinere Events von wenigen zehn bis wenigen hundert Teilnehmern. Konzerte, Partys, Vorträge. Die Aufstellung wird voraussichtlich überwiegend so sein wie auf dem Bild von meiner Familienfeier (s.o.): Links und rechts ein Top auf einem Stativ oder per Distanzstange über einem Subwoofer. Je nach Gegebenheit auchmal als Türmchen auf zwei bis drei Subwoofern stehend. Die Räume sind dementsprecchend eher kleinere Locations. Gelegntlich nutze ich die Lautsprecher auch für Open Air Veranstaltungen. Haupt Einsatzgebiet wird aber drinnen sein.
  • 07.10.2023, 12:02
    Rainer_Zufall
    Zitat:

    Zitat von Gaga Beitrag anzeigen
    Ich hab den Thread jetzt nicht nochmal gelesen...

    Bei über 200 Beiträgen mehr als verständlich ;-)
  • 07.10.2023, 12:44
    MK_Sounds
    War bisher interessierter, aber stiller Mitleser. Habe über die Jahre auch die Erfahrung gemacht, dass man sich die Inhalte am besten so "unbefangen" wie möglich selbst erarbeitet. Deine Vorgehensweise kann ich also nachvollziehen.

    Eine Frage zum Messaufbau drängt sich mir auf. Wenn ich im Halbraum messe, dann immer GPM, sonst ist der Halbraum ja auch witzlos, wenn ich die Bodenreflexion weggaten muss.
    Auch dass du und dein Equipment mit im Raum sind wundert mich. Bei solchen Räumen ist doch immer eine bestehende Infrastruktur an Leitungen (Signal und Power) von außen vorhanden.
    Wie kam es denn zu diesem Setup?
  • 07.10.2023, 19:39
    Rainer_Zufall
    Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
    Jaaa, das ist in der Tat eine gute Frage.

    Zunächst hatte ich gehofft in den Vollraum zu kommen, aber der war leider mit einer Dauermessung belegt.

    Ich hatte dann überlegt die Box auf den Boden zu stellen und das Mikrofon drum herum zu bewegen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob das funktioniert hätte. Der Lautspreccher ist fast einen Meter groß und hat zwei TMT mit je 30 cm Durchmesser. Das bedeutet, dass ich immer einen leichten (und je nach Messung unterschiedlichen) Winkel zwischen Box und Mikro gehabt hätte. Gleiches wenn ich den Lautsprecher zusätzlich noch angewinkelt hätte. Auf Achse hätte das funktioniert, aber seitliich und hinter der Box? Keine Ahnung

    Ich hab auch überlegt den Lautspreccher direkt auf den Drehteller zu stellen, aber dann wäre der noch gut 20 cm weiter vom Boden weg gewesen. Wusste also auch nicht, ob die Messergebnisse zuverlässig gewesen wären. Ist ja sogehesen auch keine Ground Plane Messung mehr.

    Darum habe ich mich kurzerhand an die "etablierte" Vorgehensweise gehalten. Lautsprecher auf Stativ, Bodenreflexion wegfenstern und alles unter (ca.) 200 Hz per Nahfeldmessung ergänzen. Dadurch ist die Messung zumindest korrekt durchgeführt und ich habe Ergebnisse die ich sicher benutzen kann. Der Messraum war sogesehen nur ein interessantes Erlebnis. Außerdem windstill, ruhig und regensicher. Aber ja, eine Halle oder ein trockener, windstiller Tag draußen hätte wahrschenlich genau so gut funktioniert.

    Das Messequipment hab ich mit in den Raum genommen als klar war, dass ich die Messungen eh fenstern muss. Dadurch war der Weg zum (manuellen) Drehteller kürzer. Der Abstand zur Box und zum Mikrofon war groß genug dass da keine Reflexion stören konnte. Laptop und Verstärker haben keine hörbaren Lüfter. Außerdem stand da noch eine Wand aus über einem halben Meter dickem Schaumstoff vor. Das ist zwar nicht üblich, aber besser als jedes Mal rein und raus zu gehen und die "Tür" zu benutzen.
    Anhang 71845
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