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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Messen mit REW - Room EQ Wizard



Slaughthammer
27.12.2013, 15:05
Moin,

nach meinen guten Erfahrungen mit dem Room EQ Wizard möchte ich die Software hier nun einmal vorstellen.

Was genau ist der Room EQ Wizard?

Erstmal ist es ein Programm zum Messen von Frequenzgängen. Zusätzlich bietet es Funktionen um automatisiert Korrekturfilter zu erstellen, insbesondere im Zusammenhang mit MiniDSPs.

Was kann der REW Messen?

Der REW misst über ein logSweep, welcher in Länge, Anfangs-, Endfrequenz und Lautstärke einstellbar ist Frequenzgänge und führt die bereits aus ARTA bekannten Transformationen durch, wodurch man sich auch die Impuls- und Sprungantwort ausgeben lassen kann. Zudem kann man auch Nachhallzeiten und das Ausschwingverhalten darstellen und Messungen fenstern. Darüber hinaus kann der REW Impedanzmessungen durchführen und TSP-Sätze daraus berechnen. Man kann Korrekturdateien für das Messmikrofon und die Soundkarte gesondert voneinander laden. Man kann akustische Messungen auch zweikanalig durchführen, um die absolute Phasenlage mehrerer Schallquellen zueinander zu bestimmen. Seit der aktuellen Beta-Version sind auch Klirrmessungen möglich. Damit sind also alle Messungen, die man für eine Lautsprecherentwicklung nötig sind, durchführbar.

Wo bekommt man das Programm?

Es ist leider nur im hometheatershack (http://www.hometheatershack.com/) im Downloadbereich der Messabteilung (http://www.hometheatershack.com/forums/downloads-area/) zu bekommen, auf die man nur zugriff hat, wenn man sich dort registriert. Dabei ist problematisch, dass die meisten in Deutschland verbreiteten Mailprovider dort gesperrt sind, Klick! (http://www.hometheatershack.com/bannedemail.html) Eine Gmail-Adresse sollte jedoch immer funktionieren. Wenn alles nicht hilft, einfach per PM nachfragen.

Warum sollte man dieses Programm nutzen?

Zum einen, weil es Freeware ist. Zum anderen, was meiner Meinung nach viel wichter ist: Weil es in der Bedienungn, wenn man des englischen mächtig ist, sehr komfortabel handhabbar ist. Ich selber habe mal kurz versucht, ARTA zu benutzen, wurde aber druch die etwas sperrige Oberfläche relativ schnell wieder abgeschreckt. Nichtso mit dem REW: Die primäre Oberfläche ist reduziert auf das Wesentliche, viele Optionen sind erstmal einigermaßen Sinnvoll voreingestellt. Die Erstkonfiguration ist für jemanden, der schon öfter mal mit verschiedenen Soundkarten rumgespielt hat selbsterklärend. Man hat ruckzuck eine Loopbackmessung zur Soundkartenkalibrierung gemacht, und die Mikrokorrektur ist auch unproblematisch geladen. Zudem gibt es eine gut strukturierte Hilfedatei zu dem Programm, die nicht so Übermächtig wie das ARTA-Kompendikum ist. (Womit ich dieses auf keinen Fall abwerten will, es stehen viele nützliche Informationen darin, die auch allgemein über ARTA hinaus Gültigkeit haben. Es schreckt Messneulinge jedoch auf Grund seines Umfanges recht effektiv ab.)

Soweit erstmal. Werde hier die Tage noch ein kleines Setup Tutorial erstellen.

Gruß, Onno

eltipo
27.12.2013, 15:18
Hi Onno,

bin gespannt und dankbar für deinen Beitrag.
Ich hab ca. 30 Minuten gebraucht, bis ich das wichtigste/notwendigste an dem Prog verstanden habe und Overlays und KorrekturKurven erstellen konnte.
Das Ding ist einfach nur mächtig....und super!:ok:


Die email.de-Endung wird im Forum dort übrigens problemlos akzeptiert.

FoLLgoTT
04.01.2014, 16:56
Damit sind also alle Messungen, die man für eine Lautsprecherentwicklung nötig sind, durchführbar.

Nein, nicht alle. ARTA kann einige Dinge, die REW (noch) nicht kann. Zum Beispiel:

- vollständige Kalibrierung aller Komponenten
- Winkelmessungen und Diagramme
- THD über Spannung
- THD über Auslenkung mittels Laser
- ...

ARTA ist für die Lautsprecherentwicklung immer noch vorzuziehen, auch wenn die Bedienung gegen REW wie ein mittelschwerer Krampf wirkt.

Dafür ist REW extrem stark was Raumakustik angeht. Das Wasserfalldiagramm, Spektrogramm, RT60 usw. sind sehr ausgereift und gut zu gebrauchen. Weitere Features:

- Automatische Filterberechnung für Equalizer aus Messung
- Raumsimulation
- multiple Messungen gleichzeitig (der größter Schwachpunkt in ARTA!)

Ich benutze für die Standardmessungen im Raum nur noch REW. Für Spezialmessungen am Lautsprecher muss ARTA dann ran. :)

Slaughthammer
04.01.2014, 17:32
- vollständige Kalibrierung aller Komponenten

Ist im REW doch auch kein Thema? Bzw man kann sich mit einem Multimeter doch ganz gut helfen. Wenn man allerdings immer kalibrierte Pegel bei 2,83 V haben will, ist ARTA wohl die bessere Wahl.



- Winkelmessungen und Diagramme
Lediglich ein Problem der Darstellungsform, Winkelmessungen kann man sehr gut mit dem REW machen... nur die Sonogrammdarstellung oder das normieren einer Kurvenschaar fehlt halt.



- THD über Spannung
Klirrspektrum sollte doch reichen?



- THD über Auslenkung mittels Laser
Wie viele Hobbyentwickler nutzen diese Möglichkeit von ARTA? Ist doch eigentlich eher in der Chassisentwicklung wichtig...





- multiple Messungen gleichzeitig (der größter Schwachpunkt in ARTA!)
Du meinst, dass man aus jeder Messung auch ein Wasserfall und ein Klirrspektrum etc bekommt? Ja, das ist in der Tat praktisch. Aber in manchen Fällen auch nur eingeschränkt sinnvoll.


Klar, ARTA hat eindeutig den größeren Funktionsumfang als REW, aber man kann auch ohne sich mit diesem doch recht sperrigem Programm auseinanderzusetzen Lautsprecher entwickeln.

Gruß, Onno

The Alchemist
04.01.2014, 17:34
Da gibt es auch diverse Videos auf Youtube.

Gruß

FoLLgoTT
04.01.2014, 17:42
Ist im REW doch auch kein Thema? Bzw man kann sich mit einem Multimeter doch ganz gut helfen. Wenn man allerdings immer kalibrierte Pegel bei 2,83 V haben will, ist ARTA wohl die bessere Wahl.

Naja, in ARTA kann Mikrofon, Messverstärker usw. alles einzeln eingegeben werden. In REW kalibriert man z.B. die SPL auf die gesamte Messkette. Das ist meistens auch völlig ausreichend. In machen Fällen aber eben nicht.


Du meinst, dass man aus jeder Messung auch ein Wasserfall und ein Klirrspektrum etc bekommt?

Nein, ich meine, dass ARTA immer nur eine Messung gleichzeitig geöffnet hat und man sich ältere nur als (fest geglättetes) Overlay merken kann. Das hat mich an ARTA immer gestört.

REW dagegen kann multiple Messungen geöffnet haben, die man jederzeit überlagern und manipulieren kann (Glättung, Offset). Das ist einfach enorm hilfreich.


Klar, ARTA hat eindeutig den größeren Funktionsumfang als REW, aber man kann auch ohne sich mit diesem doch recht sperrigem Programm auseinanderzusetzen Lautsprecher entwickeln.

Das ist richtig. Aber wieso so abweisend? Ich habe doch REW gar nicht schlechtgemacht, sondern nur seine Grenzen aufgezeigt. :)

Im Moment benutze ich kein Programm so oft wie REW. Aber manche Dinge kann es eben nicht.

Slaughthammer
04.01.2014, 17:54
Nicht abweisend. Ich empfand die Grenzen nur als etwas sehr eng Gesteckt, das wollte ich aus meiner Sicht etwas anders darstellen. :)


Aber manche Dinge kann es eben nicht.

Ja, was mich immer wieder störrt, ist dass man die Zeitachse beim Wasserfall nicht in Perioden skalieren kann. Oder halt die fehlenden Darstellungsformen für Winkelfrequenzgänge. Dafür behelfe ich mir im Moment mit VACS Viewer, das Interface zwischen den Programmen ist aber auch nicht gerade benutzerfreundlich...

Gruß, Onno

chro
02.02.2014, 09:32
Ich lese hier auch weiter mit, und bin ebenfalls dankbar für einen Thread für REW:)

Zwar bin ich des englischen mächtig. Dennoch dürfte es auf deutsch und von anderen interpretiert nochmals mehr aufschluss geben.


Zuerst benutzte ich auch Arta, wurde aber schneller mit REW warm. Inzwischen habe ich ganz passabel die aktiven LS auf den Raum angepasst.

Allerdings stehen solche spielchen wie das automatische korrigieren von REW noch aus. Da bin ich gespannt was sich noch machen lässt:D


Beste Grüße

tschense
21.08.2014, 16:23
Soweit erstmal. Werde hier die Tage noch ein kleines Setup Tutorial erstellen.

Gruß, Onno

Hi, gibt es irgendwo ein Tutorial zum messen mit REW? Für mich als Mac-Nutzer habe ich zumindest keine Probleme mit REW; Arta oder andere Programme müsste ich über Paralells laufen lassen und dann sind die Soundschnittstellen/routing schöne Fehlerquellen.

Nix für einen Messeinsteiger wie mich-

LG
Jens

Chaomaniac
21.08.2014, 17:47
… Arta oder andere Programme müsste ich über Paralells laufen lassen und dann sind die Soundschnittstellen/routing schöne Fehlerquellen.


Sorry, das ist Quatschsinn.
Nimm mal Startpage oder den glupschenden Datenkraken und gib in die Eingabezeile für den zu findenden Begriff so was wie „winebottler” oder „playonmac” ein (letzteres hab ich uff'm Mäck, den Flaschenabfüller davor, geht beides).
Wirst gucken, damit geht Arta, Boxsim, AJHorn und kollegen einwandfrei, wenn nicht gar besser als mit Windoof.

Alternativ kannst auch mal Carma probieren. Das ist wirklich easy2nutzen und kann nicht wenig.
Kommt halt auch immer drauf an, was genau man messen will.

tschense
21.08.2014, 18:02
danke für den Hinweis, mit crossover starte ich neben parallels öfters Windowsprogramme. playonmac werde ich testen. Aber es gibt für mich noch mehr Gründe für REW z.B. die Integration miniDSP und es scheint einfacher als ARTA.

LG
Jens

Chaomaniac
21.08.2014, 18:05
Wennst eh schon Crossover hast, brauchst Du kein Playonmac mehr.
Crossover ist eine kommerzielles grafisches Verwaltungstool für das freie Wine, Playonmac ein ebensolches, nur frei.
Bist ein braver, wenn Du Crossover nutzt, so bekommen die Mannen vom Wine-Projekt auch ein paar Öcken ab.
Ob REW jetzt einfacher ist als Arta? Ist wohl Ansichtssache. Ich blick bei REW irgendwie nicht durch, tu mir bei Arta aber recht leicht.
Die MiniDSP-Integration ist allerdings ein absolutes Argument pro REW.

F.A.Bi.A.N.
22.08.2014, 07:59
Zu dem Thema habe ich vor etwa 3 Jahren mal einen Artikel geschrieben. Hier die digitale Version:
http://www.tools4music.de/uploads/tx_wmitt4marchiv/1311329079_%20076_081_Mess-Software_low.pdf

tschense
22.08.2014, 12:17
Danke Fabian, das ist eine super Übersicht.
@ Chaomaniac: Carma kannte ich nicht, sieht sehr übersichtlich aus, danke für den hint.

br
Jens

Gaga
10.05.2015, 22:43
Moin zusammen,


Hi, gibt es irgendwo ein Tutorial zum messen mit REW?

es gibt inzwischen ein - wenn auch noch recht unvollständiges - 'rew-wiki (http://rew-wiki.de/index.php?title=Hauptseite)'.

Gruß,
Christoph

SNT
11.05.2015, 09:49
Also ich hab mal mit ARTA,REW und CARMA gearbeitet und abgesehen von Funktionen die das eine oder andere Programm nicht hat, war mir die REW Oberfläche zu verwirrend, CARMA irgendwie a bisserl zu wenig und ARTA erst mal zu kompliziert....

Das ich am Ende bei ARTA geladet bin, verdanke ich der spitzenmäßigen Doku von Heinrich. Da wird einem auch die Hardware erklärt und man bekommt ne Menge Akustikwissen gleich mit. Ich hab mich also für die Software mit dem meiner Meinung nach gefühlt besten 'Support' und akademischen Ansatz entschieden.

DemonCleaner
11.05.2015, 11:44
Zudem gibt es eine gut strukturierte Hilfedatei zu dem Programm, die nicht so Übermächtig wie das ARTA-Kompendikum ist.

also irgendwie legst du hier grad den allergrößten pluspunkt von arta als nachteil aus. wann hat man schon mal eine produktanleitung die in deutsch besser ist als im englischen orginal :eek:

seit REW populär wurde, gibts im internet unglaublich viele schwachsinnsmessungen, wo vorher einfach nicht gemessen wurde. wenn man bei arta nicht weiss was man macht, gibts wenigstens kein ergebnis, was einem sowas wie brauchbarkeit vorgaukelt. da kann jetzt natürlich das programm nichts für, aber die beobachtung musst ich einfach mal los werden.


edit: huch das topic ist ja schon steinalt.

Slaughthammer
11.05.2015, 15:17
Und genau da liegt das Problem: Das ARTA Kompendium ist eine komplette Messanleitung, wohingegen beim REW nur die Handhabung des Programmes erläutert wird. Wenn man keine Ahnung vom Messen hat, hilft es natürlich nichts, dass man mit dem Programm klar kommt. Aber dann kann man immer noch das Kompendium lesen, die grundlegenden Sachen gelten für alle anderen Messprogramme genau so wie für ARTA. Also ja, REW setzt etwas Vorwissen vorraus, man sollte schon wissen, wann man welche Messung braucht und welchen Gültigkeitsbereich sie hat, auch Sachen SNR, Kalibrierung etc sollten keine Fremdworte sein. Wie viel Vorwissen ich da selber mitgebracht habe und auch erforderlich war, war mir beim Erstellen dieses Threads auch nicht vollständig bewusst, und ist auch der Grund, wesswegen es nicht weitergeht. Denn wer das gleiche Vorwissen wie ich hat, braucht diese Anleitung nicht, und wer es nicht hat, sollte das ARTA Kompendium (oder ähnliche Quellen) lesen ;)

Ach ja, eine weitere Limitierung gegenüber ARTA ist mir noch aufgefallen: Bafflestep Korrektur von Nahfeldmessungen, und das Zusammenfügen verschiedener Messungen ist soweit ich weiß nicht möglich.

Gruß, Onno

Slaughthammer
27.05.2015, 18:22
Da ich es jetzt eh geschrieben habe, hier mal eine kleine unvollständige Einführung in REW:

Für die allgemeinen Grundlagen zu gefensterten Messungen möchte ich jetzt nicht viel Schreiben, das ist an anderer Stelle (ARTA Kompendium...) schon ausreichend geschehen. Bitte selber recherchieren.

Generell bietet der REW hier die gleichen Möglichkeiten wie ARTA. Dafür muss man dann bei einer Messung sich den "Impulse" anzeigen lassen. Die Ansicht so zoomen, dass man den Impuls sieht, und ca 6-8 ms auf der x-Achse abdeckt. Sollte in etwa so aussehen:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22871
Jetzt betätigt man den Knopf "IR Windows". Es öffnet sich folgendes Fenster:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22872
Da sind jetzt schon die passenden Festerwerte eingetragen... Mit "Apply Windows" für diese Messung oder mit "Apply Windows To All" für alle Messungen in der Session übernehmen. zweiteres ist sehr sinnvoll, wenn man z.B. einen Satz Winkelmessungen gemacht hat, die alle die gleichen Fenstereinstellungen brauchen. Das Ergebnis sieht dann so aus:

http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22870

Wenn man jetzt zurück auf den Frequenzgang geht, hat sieh hier auch einiges geändert. Ungefenstert, geglättet 1/48 Okt. damit man überhaupt was erkennt:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22869
Gefenstert, ungeglättet:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22868
Da es sich hier um eine Hochtönermessung (BMS4524 an FTH100) handelt, spielt die untere Grenzfrequenz der Messung sowie der Auflösungsverlust keine Rolle. Mit diesem Fenster ist die Messung ab ca 450 Hz brauchbar. Das reicht alle mal, um den Übergangsbereich bei 2 kHz sauber zu erfassen.

Wenn man den Übergang mit z.B. Boxsim simulieren möchte, braucht man noch verlässliche Phaseninformationen. Bisher hat der REW einfach die Impulsantwort auf den stärksten Ausschlag hin durchsicht und das als Zeitreferenz genutzt. Dadurch wird ein vorhandener Tiefenversatz der Treiber, mit dem resultierenden Laufzeitunterschied natürlich ignoriert. Aber auch da gibt es Abhilfe:
http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/picture.php?albumid=1356&pictureid=22873
Diese Option ermögtlicht zweikanaliges Messen wie in ARTA. Man muss dafür den nicht zum Messen genutzten Soundkartenausgang mit dem nichtgenutzten Eingang verbinden, üblicherweise jeweils die rechte Seite. Das geht bei Klinkenbuchsen am besten mit Klinke-Chinch.Adaptern und Patchkabel. Ich habe leider gerade keine so gemachten Messungen archiviert, daher kann ich das nicht weiter mit Bildern dokumentieren, letztendlich muss man halt beim Fenstern seinen Nullpunkt manuell auf den Impuls legen, ansonsten ändert sich nicht viel. Wenn man jetzt Frequenz- und Phasengang exportiert und in ein Weichensimulationsprogramm importiert, werden die Phasenbeziehungen im Übergangsbereich korrekt dargestellt.


Gruß, Onno

Cap
31.10.2018, 11:13
Hi,

bitte mal für Dummies und REW-Noobs wie mich: Wie fenstere ich vernünftig und was muss ich hier eintragen?

46065

Messabstand ist ca. ein Meter, der Abstand zur Decke und zum Boden jeweils ca. 1,2 m. Demnach trifft der Direktschall nach ca. 3 ms ein, während die erste Reflexion nach ca. 10 ms ankommt. Wenn ich nun richtig mitdenke, darf das Fenster max. 7 ms groß sein.

Voreingestellt sind komische Werte wie "left side 125 ms". Die Automatik liefert mir dagegen komische Verläufe im Bassbereich. Überhaupt kann ich den Bass nur im extremen Nahfeld messen. Im Raum geht das nicht, selbst wenn ich die Raumeinflüsse gedanklich rausrechne. Ich erhalte bei Raummessungen (abseits der Lautsprechermessungen, also zur Einstellung der Anlage sprich Raumkorrektur) immer zum Tiefbass stark abfallende Kurven, was nicht plausibel ist. Nach Gehör müsste es grundsätzlich in etwa passen, eher pegelt man da ja sogar etwas zu hoch ein als zu tief.

Slaughthammer
31.10.2018, 12:01
Ich würde da nicht mit den Defaulteinstellungen rumspielen, sondern das für jede Messung Einzeln über den Button "IR Windows" machen. Turkey 0.25 ist eine praktikable Einstellung (bezieht sich auf das Öffnungs-/Schließverhalten des Fensters). Die "Window Ref Time" wird automatisch auf den größten Ausschlag der Impulsantwort gesetzt, mit Left und Right Window kannst du dann dein Fenster relativ dazu setzen. Guck dir dabei den passend gezoomten Impuls an, dann siehst du sehr schnell was da passiert. Ist eigentlich sehr Intuitiv. Mit der Automatik habe ich keine Erfahrung, bisher nicht den Bedarf gehabt die zu verwenden.

Also in deinem Fall sollte die Window Ref Time bei ~3 ms stehen, Left Window kannst du dann auf ca 0,5 bis 1 ms und Right Window auf ca. 7 ms. (Ich bezweifel aber, dass du im Wohnraum gemessen 7 ms ohne Reflexionen bekommst, vgl. Rechner von Jobsti: http://www.jobst-audio.de/tools-akustik/messabstand) Damit bekommst du allerdings unter ca. 300 Hz kaum noch sinnvolle Messwerte. Je Länger das Fenster, desto höher die Auflösung und desto niedriger die untere Grenzfrequenz. Wenn man den Lautsprecher bis in den Bass raumeinflussfrei messen möchte, kann man an die gefensterte Fernfeldmessung eine baffelstepkorrigierte Nahfeldmessung anfügen, dafür empfehle ich VituixCAD. Dazu die Messungen als Textdatei exportieren, dabei Option: "Use custom resolution: 96 PPO" Auswählen, in VituixCAD importieren und da dann Bafflestepkorrektur (Diffraction Tool) und Merging vornehmen. https://www.youtube.com/watch?v=cUGDhpleWD0

Den Bassverlauf des Lautsprechers kann man nur im echten Freifeld (alternativ Ground Plane) oder im Nahfeld messen. Für die Raumkorrektur braucht man allerdings den Raumeinfluss in den Messungen, diesen will man ja korrigieren. Ja, das sieht erstmal grausam aus. Das ist aber eigentlich alles OT hier, da das keine REW-Spezifischen Themen mehr sind...


Für die allgemeinen Grundlagen zu gefensterten Messungen möchte ich jetzt nicht viel Schreiben, das ist an anderer Stelle (ARTA Kompendium...) schon ausreichend geschehen. Bitte selber recherchieren.

Gruß, Onno

fosti
31.10.2018, 12:39
...... Oder halt die fehlenden Darstellungsformen für Winkelfrequenzgänge. Dafür behelfe ich mir im Moment mit VACS Viewer, das Interface zwischen den Programmen ist aber auch nicht gerade benutzerfreundlich...

Gruß, Onno

Moin,

VACS habe ich noch nie benutzt. Geht aber auch mit Excel, Matlab, Octave oder Scilab. Wenn man das Skript einmal erstellt hat, geht es recht fluchs.

Viele Grüße,
Christoph

Slaughthammer
31.10.2018, 12:55
Moin,

VACS habe ich noch nie benutzt. Geht aber auch mit Excel, Matlab, Octave oder Scilab. Wenn man das Skript einmal erstellt hat, geht es recht fluchs.

Viele Grüße,
Christoph

Mittlerweile mache ich das in VituixCAD, da hat man alle Visualisierungen die man braucht und kann auch gleich die Frequenzweiche/Korrekturfilter basteln. Mit der VACS-Geschichte war ich nie so richtig zufrieden, zu sperrig, zu umständlich.

Mein Workflow ist derzeit also: Messen mit REW, Fenstern in REW, dann alles mit 96PPO als Text exportieren, Rest passiert in VituixCAD. Gelegentlich erstelle ich noch PEQ-Setups in REW, aber seitdem ich einen Fix für die Kompatibilität von VituixCAD und EqAPO (https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?17527-Differenzen-aktive-Filter-zu-REW-und-Messungen-EqAPO&p=243233&viewfull=1#post243233) habe sehe ich da immer weniger Veranlassung zu.

Cap
31.10.2018, 20:34
Also in deinem Fall sollte die Window Ref Time bei ~3 ms stehen, Left Window kannst du dann auf ca 0,5 bis 1 ms und Right Window auf ca. 7 ms. (Ich bezweifel aber, dass du im Wohnraum gemessen 7 ms ohne Reflexionen bekommst, vgl. Rechner von Jobsti: http://www.jobst-audio.de/tools-akustik/messabstand)

Hi Onno,

erst mal danke für die ausführliche Erklärung. Nun weiß ich, dasd "Window Ref Time" der gesuchte Eintrag ist. Bin von Right Windiw ausgegangen, so nach dem Motto: Da schneiden wir jetzt mal ab.

Mit den 7 ms lagst Du richtig. Jobsti spuckt mir 4,5 ms aus. Hatte mich beim Laufweg verrechnet. Nun ist der Knoten gelöst.

Bis 300 Hz ist übrigens schon mal was.

Koaxfan
30.09.2020, 10:57
Wenn man den Lautsprecher bis in den Bass raumeinflussfrei messen möchte, kann man an die gefensterte Fernfeldmessung eine baffelstepkorrigierte Nahfeldmessung anfügen, dafür empfehle ich VituixCAD. Dazu die Messungen als Textdatei exportieren, dabei Option: "Use custom resolution: 96 PPO" Auswählen, in VituixCAD importieren und da dann Bafflestepkorrektur (Diffraction Tool) und Merging vornehmen. https://www.youtube.com/watch?v=cUGDhpleWD0

Den Bassverlauf des Lautsprechers kann man nur im echten Freifeld (alternativ Ground Plane) oder im Nahfeld messen. Für die Raumkorrektur braucht man allerdings den Raumeinfluss in den Messungen, diesen will man ja korrigieren.

Ich hole das mal hoch, da ich aktuell alles lese was ich zur Fensterung von Messungen finden kann.

Objekt der Messungen ist der Kuba-Musikschrank https://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?20665-Ich-muss-wohl-ne-passive-Weiche-bauen bei dem ich herausfinden möchte ob ich die Chassis zumindest teilweise behalten kann. Nun möchte ich in 1m Abstand mit Fensterung messen. Primär geht es mir ja um den Tieftöner, der könnte am ehesten erhaltenswert sein. Ins Freifeld kann ich den Schrank leider nicht transportieren, der Raum ist jedoch halbwegs groß mit ca. 50m², hat sehr wenige parallele Wände und es stehen inzwischen auch dämpfende Elemente drin.

Nicht unter 300Hz messen wäre für den Tieftöner recht schlecht - gibt es Empfehlungen wie ich die Messung erreichen kann? Ich schaue mir auch gerne Tutorials an und arbeite die durch, wollte nur erst fragen welches Vorgehen denn überhaupt sinnvoll ist.

Slaughthammer
30.09.2020, 16:12
Moin,

mit so einer Musiktruhe hast du dir aber auch gleich was rausgesucht, was nicht nach 0815 abzufrühstücken ist.

Wie groß der Raum ist oder wie bedämpft er ist spielt für eine (quasi)Freifeldmessung erstmal keine Rolle, weil man da gar keinen Raumeinfluss haben will. Das einzige was da Zählt ist, wann die erste Reflexion in Relation zum Direktschall am Mikro ankommt. Alles davor kann man nutzen, alles danach nicht.

Bei so einer Musiktruhe könnte man jetzt aber sagen, dass man die Effekte von Boden und Rückwand mit in die Abstimmung einbezieht, also mit diesen beiden Flächen und deren Reflexionen misst. Die Truhe wird eh immer diese beiden Flächen zur Verfügung haben, von daher ist das Teil des Lautsprechers.

Messtechnisch würde ich da so vorgehen: Truhe in die Mitte der längsten Wand stellen, Mikro in etwa 90 cm Höhe in etwa 1,5 m Abstand in 15° Schritten um die Truhe bewegen (Rotationsmittelpunkt ungefähr da wo die Chassis sitzen, also die Ecke wenn ich das richtig sehe) und jeweils Frequenzgang von allen Chassis einer Seite einzeln ohne Weiche aufnehmen. Dabei möglichst in jeder Mikroposition alle Treiber nacheinander weg messen ohne das Mikro zu bewegen. Die nächste störende Reflexion wird dann wahrscheinlich die Decke sein, bei 2,5m Raumhöhe kommst du so auf ein Gate von ~ 5,5 ms. Von Tieftöner und Mitteltöner würde ich dann noch Nahfeldmessungen machen, inwiefern sich die dann aber korrekt Bafflestepentzerren lassen? Müsste ich auch rumprobieren, und mir die Truhe mal etwas genauer angucken. Im Zweifelsfall taugen die Nahfeldmessungen aber als "Schätzhilfe" für den Bereich unter 300 Hz. Da sollte eh nicht allzu viel spannendes am Lautsprecher selber passieren, Bafflestep und Resonanzbereich des Tieftöners kann man auch ganz gut ohne Messtechnik abschätzen. Man kann dafür auch immer die ungefensterte Messung im Hörraum zu Rate ziehen.

Gruß, Onno

Azrael
10.02.2021, 14:57
[...] dann alles mit 96PPO als Text exportieren, [...]
Warum das bzw. was bewirkt das?

Ansonsten:

Hat schon mal jemand mit der akustischen Timingreferenz gearbeitet anstatt mit einem Loopbackkabel? Nicht, dass ich das selber vorhätte, aber wie präzise funktioniert das? Für USB-Mikrophon-User wäre das ja ganz praktisch.

Ich könnte mir nur vorstellen, dass ein fetter Tieftöner mit einer niedrigen oberen Grenzfrequenz Probleme haben könnte, das akustische Timingsignal wiederzugeben, oder?

Viele Grüße,
Michael

*edit zur ersten Frage*:
PPO heißt wohl "Points per octave". Ich nehme an, das soll die Messpunkte über die übliche logarithmische Darstellung der Frequenz gleichmäßig verteilen, oder?

Slaughthammer
10.02.2021, 16:08
Warum das bzw. was bewirkt das?

*edit zur ersten Frage*:
PPO heißt wohl "Points per octave". Ich nehme an, das soll die Messpunkte über die übliche logarithmische Darstellung der Frequenz gleichmäßig verteilen, oder?
Genau richtig. Vor allem limitiert das die Menge an Messpunkten. Wenn man mit voller Auflösung exportiert, kommt VituixCAD da schnell an die Grenzen Änderungen der Weiche in Echtzeit zu visualisieren. 96 Messpunkte pro Oktave sollte aber für alles was mit Weichenentwicklung zu tun hat ausreichen.



Hat schon mal jemand mit der akustischen Timingreferenz gearbeitet anstatt mit einem Loopbackkabel? Nicht, dass ich das selber vorhätte, aber wie präzise funktioniert das? Für USB-Mikrophon-User wäre das ja ganz praktisch.
Ich habs noch nicht selber getestet, aber ich habe von Leuten gelesen, die damit schlechte Erfahrungen gemacht haben.


Ich könnte mir nur vorstellen, dass ein fetter Tieftöner mit einer niedrigen oberen Grenzfrequenz Probleme haben könnte, das akustische Timingsignal wiederzugeben, oder?
Das ganze funktioniert nur, wenn man einen zweiten Lautsprecher für das Referenzsignal benutzt, der währen der gesamten Messsession relativ zum Mikrofon auch nicht bewegt wird. Anders bekommt man ja kein absolutes Vergleichsnormal, mit dem man die zeitliche Beziehung zweier Treiber zueinander untersuchen könnte.

Gruß, Onno

Azrael
11.02.2021, 07:19
GDas ganze funktioniert nur, wenn man einen zweiten Lautsprecher für das Referenzsignal benutzt, der währen der gesamten Messsession relativ zum Mikrofon auch nicht bewegt wird. Anders bekommt man ja kein absolutes Vergleichsnormal, mit dem man die zeitliche Beziehung zweier Treiber zueinander untersuchen könnte.
Da fällt's mir doch wie Schuppen von den Augen, vielen Dank. :prost:

Ich frage mich nur gerade, was genau wohl bei dieser Methode zu Ungenauigkeiten führen könnte. Ein Szenario ist mir dazu eingefallen:

Bis jetzt habe ich alle Treiber eines Mehrwegers immer von einer Position aus gemessen, die später der Abhörachse entspricht, also etwa aus Höhe des Hochtöners. Da würde die Methode wohl gut funktionieren.

Das nächste Mal will ich aber versuchen, jeden Treiber auf seiner Achse zu messen. Da würde die Methode ja nur funktionieren, wenn für die Höhenanpassung der zu messende Lautsprecher umpositioniert wird und nicht das Mikrophon, das ja seine Position in Bezug zum Lautsprecher, der das Timingsignal wiedergibt, nicht verändern darf.

Ich messe ja semi-zweikanalig, aber für USB-Mikrophon-Nutzer ist das sicher interessant. :)

Viele Grüße,
Michael

Ausgeschiedener Benutzer
11.02.2021, 12:52
REW nutze ich für Wedelmessungen und Equalizing ("Raumanpassung") und da auch gerne mit USB-Mikro. Für den Zweck finde ich die Software genial. ARTA kann das nicht.

Für die Messungen zur Entwicklung von Frequenzweichen finde ich ARTA in Verbindung mit einem "normalen" Mikro und Mikro-VV einfacher.

Darakon
11.02.2021, 21:27
in dem REW-Guide von Kimmo wird für die Timing-Referenz eine noch geschicktere Methode genutzt.
Die 'Semi-Dual-Channel-Connection'.
Einfach den 2. Output der Soundkarte in den 2. Input routen.
Channel 1 wird für das zu messende Signal genutzt.

Channel 2 und Input 2 als Timing Reference festlegen.
Klingt erstmal genial und einfach. Werde ich demnächst mal ausprobieren.

Voraussetzung ist natürlich eine halbwegs vernünftige recording-Soundkarte mit 2 inputs und 2 outputs.

Slaughthammer
11.02.2021, 22:04
So habe ich auch immer gemessen, bevor ich Svens (SNT) STIC in Betrieb genommen habe.

Und wie gesagt, der ganze Hickhack mit der akustische timing reference ist eine Notlösung für die Leute, die ein USB-Micro ohne zweiten Eingang nutzen.

Ich hab da noch ein bisschen drüber nachgedacht, und bin zu dem Schluss gekommen, dass wenn ich sowas nutzen müsste ich einfach einen Piezopiepser direkt ans Mikro tapen würde. Dann bewegt sich das relativ zueinander nicht mehr, auch wenn man das Mikro neu positioniert oder den Messaufbau am nächsten Tag nochmal neu aufbaut.

Gerade noch ein Idee: Über Asio4all sollte man in der Lage sein, sich den ref-Input von einer anderen (onboard)Soundkarte zu holen... ein schneller Test zeigt, dass sich das zumindest konfigurieren lässt, ob das wie erwartet genaue Zeitreferenzen liefert müsste man mal testen. Hab gerade kein passendes Kabel da.

Gruß, Onno

Darakon
11.02.2021, 22:07
Hi Onno,
das meinte ich doch.
Allerdings brauchst du bei einer Mehrkanal-Soundkarte nicht mal Asio-4-All oder eine zweite Soundkarte.
Einfach einen Ausgang und einen Eingang miteinander verbinden.

Slaughthammer
11.02.2021, 22:20
Wenn man ein ordentliches Audiointerface (min. 2in/2out) mit normalem Mikro benutzt ist das alles kein Problem, darum geht es ja auch gerade gar nicht.

Michael und ich reden über den Fall eine USB-Mikros wie dem UMIK von Minidsp oder ähnlichen. Da hat man keinen zweiten Eingang um das Loopback anzuschließen, das muss dann auf einer anderen Soundkarte stattfinden. Mit dem Java-Audiotreiber in REW ist das aber nicht möglich, den Mic Input und den Loopback Input auf verschiedenen Soundkarten zu haben. Das kann man dann aber mit Asio4all realisieren. Wie gesagt, wie reproduzierbar genau das timing zwischen den beiden Soundkarten dann ist bleibt zu testen, ich habe da so meine Befürchtungen...

Gruß, Onno

Azrael
12.02.2021, 05:36
Ja, genau, ich messe ohnehin schon ewig mit Loopbackkabel als Timing-Referenz, daher käme für mich das Verwenden einer akustischen Timing-Referenz nicht in Frage.

Ich wollte aber trotzdem mal wissen, was mit der letzteren Methode möglich ist, wie sie überhaupt genau funktioniert. Schließlich sind USB-Mikrophone ziemlich verbreitet. Für Nutzer solcher Gerätschaften könnte das hier dann ja ganz nützlich sein. :)

Viele Grüße,
Michael

Krid
14.02.2021, 12:59
Ich bin mal ganz kurz (halb) OT.
Ich bin neu hier und weiß nicht ob ich schon freigeschaltet bin. Das werde ich ja gleich wissen.
Warum hier...., ich werde bald in die Kunst des Messens einsteigen.

@mod, ich hab mich noch nicht vorgestellt, öffentlich :mad: