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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chlangs JX92SDigi-TML



Chlang
27.11.2011, 10:10
http://s7.directupload.net/images/111127/lb2ggee8.jpg (http://www.directupload.net)

Chlangs JX92S-TML

Hallo Kollegen,

es geht weiter in Chlangs digitalem Zirkus. Nach den sehr positiven Erfahrungen mit der Aktivierung und digitalen Entzerrung des B200 will ich jetzt wissen, ob sich das Ergebnis von Prinzip her auch auf ähnliche Konzepte übertragen lässt. Dazu bietet sich ein weiteres Breitbandkonzept mit gut beleumundetem Breitbänder an, das ich noch hier herumstehen habe: Eine Transmissionline auf Basis des 13er Aluchassis Jordan JX92S, das zumindest zum Zeitpunkt seines Erscheinens als eines der besten kleinen Breitbandchassis galt. Link: http://www.hifisound.de/oxid/oxid.php/sid/503c60714222a492b351090c7529f552/cl/details/cnid/50a4121cf43f1ac45.55883881/anid/50a4121de99db1092.67601652/E.J.JORDAN-JX-92---ALU-BREITBAND/
Analoges Vorspiel

Die Box ist eine Stufe auf meiner Suche nach Breitbandsystemen, die Musik meinem Geschmack entsprechend wiedergeben sollten. Der Sperrkreis zur Begradigung des Frequenzgangs wurde dabei gehörmäßig abgestimmt. Auch die TML wurde rein auf Basis von Erfahrungswerten entworfen und ebenfalls über langwierige Bedämpfungsversuche optimiert. Was hat man nicht früher alles gemacht, als man noch keine Mess- und Simulationsmöglichkeiten hatte…

Das Gehäuse ist 94 cm hoch, 20 cm breit und 26 cm tief. Der Querschnitt der mit einer Lauflänge von ca. 2,10 Metern relativ langen Transmissionline verjüngt sich vom ca. 1,8 Fachen der Membranfläche auf das ca. 0,6 Fache, wobei eine Vorkammer mit deutlich größerem Querschnitt vorgeschaltet ist (bis zu 4-facher Querschnitt). Der unten gezeigten Skizze kann man den Aufbau entnehmen, der sich trotz seiner relativen Komplexität recht einfach mit Baumarktzuschnitten realisieren lässt.

http://s1.directupload.net/images/111127/gddmczss.gif (http://www.directupload.net)

Skizze JX92-TML

Die Bauteilwerte für den verwendeten Sperrkreis müsste ich erst nachmessen, da großteils keine Standardkomponenten zum Einsatz kamen (wenn es jemanden interessiert mache ich das auch noch). Es handelt sich aber um einen klassischen Aufbau aus einer Parallelschaltung von Luftspule, Widerstand und Kondensator, wobei die Beipasswirkung des Kondensators wiederum über einen Vorwiderstand eingebremst wird. Insgesamt klingt das schon recht passabel – die jetzt durchgeführten Messungen zeigen auch ein für das rein empirische Vorgehen brauchbares Ergebnis.

http://s14.directupload.net/images/111127/sxwexkd4.jpg (http://www.directupload.net)

Messung JX92S-TML mit originärer empirischer Abstimmung

Jetzt mit der Unterstützung von Arta und Boxsim würde ich das ein bisschen anders machen. Dazu habe ich die Messdaten des in 1m Entfernung unter 10 und 30 Grad nackt in der TML gemessenen JX92S in Boxsim eingespeist und lossimuliert. Herausgekommen sind zwei Sperrkreise, von denen der erste den Bafflestep kompensiert und ein weiterer die Effekte der Kantenbeugung optimiert. Der zweite Sperrkreis verschlechtert zwar die Linearität des Frequenzgangs auf Achse, bei der ursprünglichen Abstimmung der Box war aber bei ausschließlichem Einsatz des den Bafflestep korrigierenden Sperrkreises immer eine gewisse Härte/Glasigheit im Klangbild geblieben, die sich sehr gut mit der unter Winkel auftretenden Überhöhung bei ca. 2,7 kHz deckt. Auch der Vorwiderstand im empirisch abgestimmten Modell senkt in diesem Bereich deutlich den Schalldruck – leider sehr breitbandig und auch in den Höhen, was aber gehörmäßig der bessere Kompromiss war.

http://s1.directupload.net/images/111127/usigxjp4.jpg (http://www.directupload.net)

Boxsim-Simulation des JX92S im TML-Gehäuse unter 10 Grad ohne (gestrichelt) und mit dem ersten Sperrkreis

http://s1.directupload.net/images/111127/e2u5y8mf.jpg (http://www.directupload.net)

Boxsim-Simulation des JX92S im TML-Gehäuse unter 10 Grad mit dem ersten (gestrichelt) und zweiten Sperrkreis

http://s14.directupload.net/images/111127/w6b5qgtd.jpg (http://www.directupload.net)

Boxsim-Simulation des JX92S im TML-Gehäuse unter 30 Grad ohne (gestrichelt) und mit dem ersten Sperrkreis

http://s1.directupload.net/images/111127/ic8cca4f.jpg (http://www.directupload.net)

Boxsim-Simulation des JX92S im TML-Gehäuse unter 30 Grad mit dem ersten (gestrichelt) und dem zweiten Sperrkreis

http://s1.directupload.net/images/111127/d4j7ue2t.jpg (http://www.directupload.net)

Schaltbild der simulierten Sperrkreise

Gretchenfrage: Wie klingt’s denn so in der analogen, rein gehörmäßig abgestimmten Version? (Die oben gezeigte simulierte Version habe ich (noch?) nicht aufgebaut)

Was zuerst auffällt, ist der tiefe und voluminöse Bass, der sich aber deutlich weicher gibt als z.B. der der B200-TML. Ansonsten klingt die Box recht ausgewogen, wobei sie in den Höhen eher zurückhaltend tönt. Sie löst aber vor allem für einen Breitbänder recht gut auf, nur feine Details wollen eben erhört werden. Die räumliche Darstellung gelingt gut, ist aber nicht so exakt fokussiert und hat ihren Schwerpunkt mehr in der räumlichen Tiefe als in der Breite. Trotz des kleinen Chassis kann man Musik auch in nicht zu kleinen Räumen mit deutlich mehr als Zimmerlautstärke genießen. Gefehlt haben mir an der Box jedoch der Life-Charakter und der dynamische Umgang mit der Musik, den z.B. gute PA-Boxen und (großteils) auch der B200 bieten. Im besten Sinne ist die empirisch entwickelte JX92-TML eine wohlklingende relativ kleine Hifi-Standbox mit für die Treibergröße erstaunlichem Tiefbass, die die Musik sehr gefällig mit ansprechender Räumlichkeit, aber auch leicht geschönt wiedergibt.

Ich bin gespannt, ob sich mit einer digitalen Entzerrung und der damit möglichen weiteren Linearisierung des Frequenzgangs auch der oben geschilderte Grundcharakter der Box (im Rahmen ihrer dynamischen Fähigkeiten) ändert oder ob das im Wesentlichen so bleibt. Demnächst mehr…

Grüße
Chlang

mussigg
27.11.2011, 10:27
Hey Chlang,

das hört sich doch interessant an! Ich habe auch ein JX92S-Konstrukt daheim ("The Wall" aus K&T), und möchte die demnächst auch mal mit Dirac Live entzerrt ausprobieren.

Ein direkter Vergleich der beiden JX92 Konstruktionen bietet sich da direkt an, zumal Würzburg und Erlangen nicht sooo weit auseinander liegen?

Gruß, Rolf

Chlang
27.11.2011, 17:16
Ich habe auch ein JX92S-Konstrukt daheim ("The Wall" aus K&T), und möchte die demnächst auch mal mit Dirac Live entzerrt ausprobieren.
Ein direkter Vergleich der beiden JX92 Konstruktionen bietet sich da direkt an, zumal Würzburg und Erlangen nicht sooo weit auseinander liegen?
Hallo Rolf,

super Idee, das mit dem Vergleichshören. Wann bist du soweit, dass du auch digital entzerrt hast? Dann könnten wir sowohl analog als auch digital neben einander stellten. Das wäre für mich seeehr interessant! :thumbup:

Grüße
Chlang

mussigg
27.11.2011, 18:58
Hallo Chlang,

wann ich soweit bin, kann ich noch nicht sagen. Ich bin noch ein Suchender... Details siehe hier: http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=4110 (http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=4110)
Vor Weihnachten wird's knapp, zwischen den Jahren kann ich mir eine Hörsession gut vorstellen. Und weil ich mein System mobil aufbaue, bin ich sogar mit dem Ort flexibel.

Ach ja, dein B200 Konstrukt sieht für mich auch interessant aus...

Gruß, Rolf

Chlang
04.12.2011, 10:29
Hallo Kollegen,


es geht weiter...


Zur Aktivierung der JX92S-TML zur JX92SDigi-TML kam wie schon in der B200Digi-TML (Link: http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/showthread.php?t=4017) wieder das Hypex-Modul AS2.100 (Link: http://www.hypex.nl/index.php?option=com_content&view=article&id=75&Itemid=91) zum Einsatz, das mit je 12 sogenannten Biquads zur Beeinflussung des Frequenzverlaufs auf zwei Kanälen ausreichend Möglichkeiten besitzt, den Frequenzgang eines Stereopaars Breitbänder gerade zu ziehen. Wie der Name des Moduls schon andeutet, kann zusätzlich noch ein mit 6 Biquads gefilterter Ausgang für einen Sub (der allerdings einen eigenen Verstärker mitbringen muss) genutzt werden, der aber hier nicht zum Einsatz kommen soll.
Optimiert werden sollte der Frequenzgang der Box wieder unter einem horizontalen Winkel von 10 Grad zur Hauptabstrahlachse, da sich dies im Vorprojekt als günstig herausgestellt hatte und dies auch dem realen Abhörwinkel entspricht. Nachdem die Impulsantwort des JX92S in den „Filterdesigner“, der zum Hypex-Modul geliefert wird, geladen ist, stellt sich dort der Frequenzgang wie untern gezeigt dar.

http://s7.directupload.net/images/111204/ek375pue.jpg (http://www.directupload.net)

Frequenzgang der JX92SDigi-TML unter 10 Grad im Hypex-Filterdesigner

Da der Frequenzgang des JX92S vor allem im Mitteltonbereich wesentlich ausgeglichener verläuft als z.B. beim B200, konnte mit nur 5 Biquads (2 Shelf- und 3 Kerbfilter) bis in den Hochtonbereich ein sehr ausgeglichener Frequenzverlauf realisiert werden. Zusätzlich wurde mit zwei additiv geschalteten Hochpässen 2. Ordnung noch ein Hochpass 4. Ordnung erzeugt, der den kleinen Breitbänder unter 30 Hz deutlich entlastet und die Belastbarkeit steigert.

http://s1.directupload.net/images/111204/yu2mtwqt.jpg (http://www.directupload.net)

Frequenzgang der JX92SDigi-TML unter 10 Grad im Hypex-Filterdesigner mit der ersten Version des Filters (rote dicke Linie)

Im Hörtest konnte diese Entzerrung bereits mit einem ansprechenden Klang guter Räumlichkeit und Auflösung in den Höhen auf sich aufmerksam machen. Erstaunlich war wie schon bei der analogen Variante der lockere und tiefe Bass. Es entstand aber bei längerem Hören der Eindruck einer gewissen Glasigkeit und die räumliche Position von Klangereignissen schien etwas unschärfer, als es für einen sehr guten Breitbänder zu erwarten war. Erst der Blick auf den Frequenzverlauf unter größeren Abhörwinkeln zeigte als mögliche Ursache eine Überhöhung unter ca. 2.600 Hz, die sich auf Grund des gleichen Abstandes des Breitbänders zu drei der scharfen Gehäusekanten als besonders störend erwies. Die Entzerrung dieser Kanteneffekte hat einen äußerst positiven Einfluss auf den Gesamtklang der Box gezeigt. Dazu wurden Kurvenschaaren des Frequenzverlaufs unter Winkel aufgenommen, um einen möglichst ausgeglichenen Gesamtverlauf erreichen zu können.

http://s1.directupload.net/images/111204/zc9olqcu.jpg (http://www.directupload.net)

Kurvenschaar des Frequenzverlaufs in 10 Gradschritten von 0 bis 90 Grad mit erstem Filter

http://s7.directupload.net/images/111204/6jj9q74x.jpg (http://www.directupload.net)

Kurvenschaar des Frequenzverlaufs in 10 Gradschritten von 0 bis 90 Grad mit finalem Filter

http://s1.directupload.net/images/111204/kmhi4p8a.jpg (http://www.directupload.net)

Frequenzgang der JX92SDigi-TML unter 10 Grad im Hypex-Filterdesigner mit finalem Filter einschließlich der Berücksichtigung der Kanteneffekte

Einschließlich der Entzerrung der Kanteneffekte stellt sich ein äußerst natürliches Klangbild ein, das trotz der guten Auflösung vor allem im Hochton absolute Langzeittauglichkeit hat. Das (Er)Hören von Musik ist mit diesen kleinen Lautsprechern mehr als angenehm. Bei geschlossenen Augen wähnt man sich wesentlich größeren Boxen gegenüber, was sicher mit der als sehr tief und locker empfundenen Tiefbasswiedergabe zusammenhängen dürfte. Neben Bass und Hochton ist aber auch der Mittelton präsent, wobei die Hartmembran in diesem Bereich überdurchschnittliche Auflösung bietet. Bass und Hochton überraschen aber einfach mehr, weil man sie bei diesem Konzept einfach nicht in dieser Weise erwartet.
Auch die Räumlichkeit profitiert von der Entzerrung der Kanteneffekte. Sie ist luftig und punktgenau. Sowohl Breiten- als auch Tiefenstaffelung funktionieren vorbildlich. Sänfer stehen bei entsprechenden Aufnahmen auch deutlich vor dem Rest des Geschehens. Einziges größeres Problem ist Lautstärke, es geht zwar deutlich über Zimmerlautstärke und damit für diesen zierlichen Lautsprecher erschreckend laut, Konzertpegel sind aber natürlich nicht möglich. Für kleine Räume und kurze Abhördistanzen eine super Hifibox, der man den Breitbänder in der Tonalität wirklich nicht anhört.
Hifibox ist aber vielleicht ein Stichwort für mein allgemeines Geschmacksempfinden: Verglichen mit der B200Digi-TML ist die JX92SDigi-TML ausgeglichener, hat mehr Bass und spielt weiter nach oben, ABER das Ansatzlose, Impulsive und auch die Maximallautstärke fehlen mir etwas. Da geht der B200 mehr in Richtung PA und damit mehr zum Life-Erlebnis. Bei ihm stehen die Klangquellen nicht nur exakt im Raum platziert, hier vibriert auch die Luft dazwischen. Der Jordan macht das alles etwas dezenter, nicht so voll in die Fresse, wenn ihr wisst, was ich meine. Aber zum großen Teil ist das dann wieder Geschmacksache – manche mögen‘s einfach etwas runder, was es dann auch „gemütlicher“ macht :D;)

Und weil‘s so schön ist, noch ein paar Bildchen

http://s7.directupload.net/images/111204/ajbclnof.jpg (http://www.directupload.net)

JS92SDigi-TML Frequenzgang mit finalem Filter unter 0 und 30 Grad

http://s14.directupload.net/images/111204/gwi5uw4o.jpg (http://www.directupload.net)

JS92SDigi-TML Frequenzgang und Phase mit finalem Filter unter15 Grad

http://s14.directupload.net/images/111204/oumxqzaf.jpg (http://www.directupload.net)

JS92SDigi-TML Wasserfall mit finalem Filter unter 15 Grad

Nach den für mich erfolgreichen Versuchen mit der Aktivierung von Breitbändern mache ich mich jetzt an ein Zweiwegkonzept. Mal sehen, wie ich das hinbekomme. Gelernt habe ich auf alle Fälle schon mal, dass auch bei tonal weitgehend identischen Lautsprechern doch nochmal deutliche Unterschiede im Klang existieren…

Grüße
Chlang

Christoph Gebhard
04.12.2011, 11:00
Hallo Chlang,


Gelernt habe ich auf alle Fälle schon mal, dass auch bei tonal weitgehend identischen Lautsprechern doch nochmal deutliche Unterschiede im Klang existieren…

...die aber messtechnisch mit der passenden Interpretation erklärbar sind ;)

Danke für deinen nachvollziehbaren Bericht. Sehr schön zu lesen :ok:

Gruß, Christoph

timo
05.12.2011, 08:35
Super Bericht.

Nach den für mich erfolgreichen Versuchen mit der Aktivierung von Breitbändern mache ich mich jetzt an ein Zweiwegkonzept.

das sollte doch für dich PEANUTS sein.
Und der nächste Schritt ist ein Dreiwegerich. Trennungen bei 400 und 4000 Hz, das sieht man eindeutig aus deinen Messungen.

Gruß Timo