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Liebe Mitleserinnen, Mitleser, Foristinnen und Foristen,

wer sich von Euch in letzter Zeit mit dem Gedanken getragen hat, Mitglied unseres wunderbaren IGDH-Forums zu werden und die vorher an dieser Stelle beschriebene Prozedur dafür auf sich genommen hat, musste oftmals enttäuscht feststellen, dass von unserer Seite keine angemessene Reaktion erfolgte.

Dafür entschuldige ich mich im Namen des Vereins!

Es gibt massive technische Probleme mit der veralteten und mittlerweile sehr wackeligen Foren-Software und die Freischaltung neuer User ist deshalb momentan nicht mit angemessenem administrativem Aufwand möglich.

Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das Forum neu aufzusetzen und es sieht alles sehr vielversprechend aus.

Sobald es dies bezüglich Neuigkeiten, respektive einen Zeitplan gibt, lasse ich es Euch hier wissen.

Das wird auch für alle hier schon registrierten User wichtig sein, weil wir dann mit Euch den Umzug auf das neue Forum abstimmen werden.

Wir freuen uns sehr, wenn sich die geneigten Mitleserinnen und Mitleser, die sich bisher vergeblich um eine Freischaltung bemüht haben, nach der Neuaufsetzung abermals ein Herz fassen wollen und wir sie dann im neuen Forum willkommen heißen können.

Herzliche Grüße von Eurem ersten Vorsitzenden der IGDH

Rainer Feile
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  1. #1
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    Standard Kripstons Hornanalyse Zusammengefasst

    Teil 1:

    Moin Zusammen, ich wollte nur mal die tolle Analyse von Kripston zusammenfassen, um eine bessere Übersicht zu haben.

    Ich ruf das immer wieder gerne auf und such man dann nen Wolf.

    Hoffe es stört keinen.

    Gruss Gino

    Und nochmal vielen Dank an Peter Krips





    Hallo,

    mal ein Anfang....

    Wenn man sich mal in der Literatur umsieht, fällt zunächst eine erschreckende Erkenntnis auf: Das ideale Horn ist definiert als "infinite", also unendlich, bezogen auf Länge und Mundfläche.

    Da man sowas ja kaum realistisch bauen kann, ist streng genommen jede unterhalb von "unendlich" angeordnete Hornkonstruktion schon nicht mehr ideal, also ein Kompromiss.
    Aber, das schon mal vorab, da kommt es sehr darauf an, wie groß der Kompromiss wird.

    Was mach denn ein Horn prinzipiell ?
    Betrachten wir uns dazu mal einen freistrahlenden Treiber in z.B. einer CB.
    Bekanntlich haben direkstrahlende Treiber/Konstruktionen einen sehr mickrigen Wirkungsgrad, da wird z.T. weniger als 1 % der zugeführten elektrischen Leistung in akustische Wirkleistung umgewandelt.
    Warum ist das so ?
    Nun, die schwingende Membran soll ja seine Bewegung in Druckschwankungen in der Luft umwandeln.
    Nur haben die störrischen Luftmoleküle jede Menge Zeit und Platz, dem Ansinnen der schwingenden Membran auszuweichen.
    Dieses Verhalten ist nun aber abhängig von der Fläche der Membran, je größer sie ist, desto weniger Luftmoleküle können sich "aus dem Staub" machen, die Effizienz der Umwandlung von Membranbewegung in Schalldruck verbessert sich.
    Es gibt für die Effizienz einen Wert, den sogenannten Strahlungswiderstand, der ist von der Membranfläche und der Frequenz abhängig.

    Nun hindern wir mal die Luftmoleküle daran, dem Kompressionsbesteben der schwingenden Membran auszuweichen, indem man ein an beiden Enden offenes Rohr mit dem Innendurchmesser des Membrandurchmessers davorsetzt.

    Es ist wohl einsehbar, daß nun kaum noch Luftmoleküle ausweichen können und somit deutlich mehr dazu überredet werden können, Druckschankungen zu produzieren, die als Longitudinalwelle durch das Rohr laufen.

    Hält man nun ein Mikrofon in das Rohr, kann man folgerichtig auch einen wesentlich höheren Schalldruck messen.

    Misst man nun mit dem Mikrofon aber z.B. in 1 m Entfernung von offenen Rohrende entfernt nochmals, wird man leider feststellen, daß man von dem höheren Schalldruck, den man im Rohr gemessen hat, nichts mehr zu sehen ist.
    Das offene Rohrende verhält sich im Prinzip nicht anders, als wenn man den Treiber dorthin verpflanzt hätte.

    Nun bauen wir das Rohr etwas um und bauen stattdessen ein oben beschriebenes unendliches Horn davor und halten dann das Mikrofon nochmals davor.
    Da man das ja praktisch kaum machen kann, beschränken wir uns da mal auf eine Simulation.

    Für die Simulationen verwende ich einen "amtlichen" Bass, den Monacor SPH 450 TC:
    http://www.monacor.de/produkte/lauts...oll/sph-450tc/

    weil der u.A. den Vorteil hat, auch in CB und BR sinnvoll zu laufen, das wird später zu Vergleichszwecken noch benötigt.

    Soweit zum Vorgeplänkel, weiter in Teil 2

    Gruß
    Peter Krips

    Teil 2:

    Hallo,

    bevor jetzt ein aufgeweckter Realschüler die Frage stellen sollte: Wieso denn unendliches Horn, gibt es eh nicht.....
    Hier die Antwort: Weil es ums Prinzip geht.

    Wir haben ja schon im Teil 1 festgestellt, daß zwar der Aufsatz eines Rohstummels vor dem Treiber den Strahlungswiderstand erhöht, der verpufft aber ausserhalb des Rohrendes.

    Nehmen wir aber nun ein unendliches Horn, dann kann man den Strahlungswiderstandsgewinn in Treibernähe, das nennen wir von jetzt ab Hornhals dann fungiert die Konstruktion als akustischer Transformator, der den hohen Druck und die hohe Amplitude der Luftteilchen (verglichen zum freistrahlenden Treiber) so anpasst, daß sie auch in der freien Wildbahn (ausserhalb des Rohres/Horns ) den erhöhten Schalldruck realisieren können.

    Dazu konnte evtl. Dommii noch was schreiben.

    Schauen wir uns zunächst mal den Strahlungswiderstandverlauf eines freistrahlenden Treibers an (der gleiche Monacor wie in allen folgenden Simus)




    Der Verlauf ist übrigen ähnlich bei allen freistrahlenden Treibern, lediglich auf der x-Achse je nach Treiberfläche verschoben.
    Von tiefen Frequenzen her gesehen kommt der Realteil des Strahlungswiderstand quasi aus dem Nichts, steigt dann an, um sich mit abnehmenden Schwankungen auf einen Mittelwert einzupendeln. Dort, wo Max-Linie erreicht wird (hier 0,5) ist dann auch die Bündelungsfrequenz des freistrahlenden Treibers zu finden.
    Die rote Kurve ist dann der Imaginärteil, darin findet sich vor allen Dingen die auf dem Treiber lastende Luftmasse, die von ihm ohne Schalldruckgewinn nutzlos verschoben wird. Das sollten wir mal im Hinterkopf behalten, das wird uns später bei (zu) kleinen Hörnern noch begegnen.

    Nun der Verlauf der Strahlungsimpedanz bei idealisierten Horn.




    Das ist nun deutlich anders, da ist der Strahlungswiderstand über den gesamten Frequenzbereich konstant. Der dennoch sichtliche Abfall zu tiefen Frequenzen hin ist ein Artefakt des Simuprog, das keine unendlich grußen Mundflächen rechnen kann.
    Ich habe bei allen Simus einen Marker bei 35,2 Hz gesetzt, weil ich dann im weiteren Verlauf endliche Hörner mit der Grenzfrequenz simuliere.

    Hier der Impedanzverlauf:



    Unverdächtig, keine Welligkeiten

    Membranhubverlauf:



    Da sind zwei Membranhübe dargestellt:
    Oben dick eine CB mit dem gleichen Volumen wie die Vorkammer des idealen Hornes.
    Darunter dünner und schlechter zu sehen der des Hornes.
    Man erkennt, daß der Hub im Horn zwar geringer ist, aber eine so deutliche Hubentlastung (bei gleicher Eingangsleistung) wie oft behauptet ist da nicht zu sehen.

    Anders sieht es natürlich aus, wenn man die unterschiedlichen Pegel bei gleicher Eingangsleistung angleicht, dann hat das Horn sehr deutlich weniger Hub zu machen wie z.B. CB.

    Hier mal der Vergleich Pegel 1W/1m zwischen Horn und CB:




    da macht das Horn etwas über 20 dB mehr Pegel als die CB.

    Wobei noch erwähnt werden muss, daß hornresponse an der Stelle den Energiepegel darstellt und nicht den Achsenfrequenzgang.

    Nun zum Schluss noch der Maximalpegel der Konstruktionen bei 35,2 Hz, wobei schwarz die elektrische Limitierung und rot die mechanische Limitierung zeigt.

    zunächst die CB:



    und das ideale Horn:



    So, weiter dann im 3. Teil

    Gruß
    Peter Krips
    Geändert von nic-enaik (06.10.2015 um 13:08 Uhr)


  2. #2
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    Teil:3

    Hallo,
    nun bauen wir uns mal ein handlicheres Horn, so in etwa, wie das weiter oben verlinkte Realhorn.....

    Hornresponse hat eine Limitierung:
    Hornmundflächen größer 99999,99 qcm mag es nicht, also arbeiten wir zunächst mal damit und wählen für das zu berechnende Horn 2 Pi-Aufstellung, also auf dem Boden und nehmen die Max-Mundfläche.
    Nun ist es so, daß die benötigte Mundfläche für ein Horn mit jeder Begrenzungsfläche halbiert werden kann oder bei einem gegebenen Horn pro Begrezungsfläche die doppelte Mundfläche angenommen wird. Da wird das Prinzip der Spiegelschallquellen benutzt, daß ja auch bei anderen Gehäusekonstruktionen funktioniert.

    Nun benötigt ein noch als Horn funktionierender Tricher zunächst mal eine bestimmte Größe.
    Dabei wird gefordert, daß der Umfang des Hornmundes der größten zu übertragenden Wellenlänge entsprechen soll.
    Das ist die gleiche Berechnung wie die Bündelungsfrequenz bei einem Treiber zu ermitteln.

    Nun lehrt aber die Praxis, daß man die Hornmundgrenzfrequenz tiefer legen sollte als die niedrigste zu übertragende Frequenz, wenn man Frequenzgangwelligkeiten vermeiden will.
    Da wird von bis zu einer Oktave gesprochen.
    Das reizen wir nicht aus, die Hornmundfläche plus die Spiegelschallquelle haben einen Umfang, der der Wellenlänge bei 21,7 Hz entspricht.
    Der Abstand zu 35 Hz muß nun einfach genügen....

    Hier die Eingabemaske:



    Wir haben nun ein "handliches" Horn mit 3,568 m Munddurchmesser, 5,25 m Hornlänge und übersichtlichen 8348 Litern Innenvolumen.

    Hier der Verlauf der Strahlungsimpedanz:



    Die ist nun leider recht wellig geworden, aber erfreulicherweise hat sie genau bei unseren gewünschten 35,2 Hz ein Maximum.

    Hier dann noch der Impedanzverlauf:



    Ein Peak, ansonsten unverdächtig..

    Membranhubverlauf:



    Das ist aber nun ein wenig wellig geworden, zum Glück ein lokales Minimum bei 35,2 Hz, darunter steigt der Hub steil an, da mag das Horn wohl nicht mehr so recht....

    Nun der Energiepegel (eigentlich Durchschnittspegel) bei 1 Watt:



    Da fällt auf, daß unser handliches Horn bei 35,2 Hz 105,72 dB Pegel macht, unser ideales unendliches Horn aber nur 101,7 dB.
    Ein Wunder ?
    Nein, unser Horn steht ja auf dem Boden, als haben wir durch die Spiegelschallquelle ja noch 6 dB gegenüber dem idealen Horn im Freifeld gewonnen.
    "Schweißabwisch"....

    Nun schauen wir uns noch den Maxpegel an:



    Da gilt das Gleiche bzgl. Spiegelschallquellen.

    Ein wenig müssen wir uns mit der Dimensionierung von Vorkammer, Druckkammer und Halsöffnung des Horns unterhalten.
    Bei der Vorkammer mache ich es mir einfach: So klein wie möglich, aber nicht so klein, daß man sich den Hornfrequenzgang "untenrum" abwürgt.
    Druckkammer: Die nennt man zwar so, und sicher entsteht darin auch (Schall-)Druck, in erster Linie ist deren Volumen aber ein akustischer Tiefpass. Je größer das Volumen, desto tiefer die obere Grenzfrequenz.
    Zur Halsfläche wird ja gesagt, daß die auf den Wirkungsgrad Auswirkungen hätte. Dazu verändern wir jetzt mal die Halsfläche, die z.Z. 50 % von Sd beträgt auf 100 % und auf 25 % und schauen mal, bei ansonsten unverändertem Horn, was da bzgl. SPL passiert:

    Zunächst Halsfläche verdoppelt:



    Bringt mehr Tiefgang, kostet darüber aber Wirkungsgrad

    Halsfläche gegenüber Original halbiert:



    Kostet Tiefgang, bringt obenrum etwas mehr Wirkungsgrad.

    Wie, immer noch zu groß, dann bauen wir im nächsten Teil daraus ein Eckhorn.

    Gruß
    Peter Krips


  3. #3
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    Teil:4

    Hallo,
    nun schrumpfen wir unser Horn für die Eckaufstellung, da können wir die Mundfläche zwei mal halbieren, gibt 25000 qcm Mundfläche.
    Die Länge musste auch angepasst werden, bis die Performace dem vorigen Horn entsprach.
    Das Volumen des Horns ist nun auf "übersichtliche" 2155 Liter geschrumpft.
    Pegel liegen wieder höher, da ja nun noch zwei Spiegelflächen dazukommen.
    Ohne große Kommentare, da die Ergebnisse (bis auf die Pegel) dem vorigen Horn entsprechen.

    Eingabemaske:



    Akustische Impedanz:



    Elektrische Impedanz:



    Membranauslenkung:



    Pegel CD:



    Maxpegel:



    Ich denke, daß es keine Uneinigkeit darüber gibt, daß es sich bei den bisher vorgestellten zwei Hörnern um "echte" Hörner handelt.

    Das ist aber noch Alles deutlich größer als so übliche Eckhornkonstruktionen.

    Also versuchen wir mal, das Eckhorn weiter zu schrumpfen, bis dann "übliche" Abmessungen dabei herauskommen.

    Das folgt dann im nächsten Teil.
    Da gibt es zu Anfang aber ein "Zwischenspiel"

    Gruß
    Peter Krips

    Gruß
    Zwischenspiel.1:

    Hallo,
    ich möchte noch auf einen wenig beachteten Aspekt von praktischen Hornkonstruktionen hinweisen.
    Eigentlich alle Hornsimulationsprogramme gehen ja von einem geraden, nicht gefalteten Horn aus.
    Praktisch faltet man aber den Hornverlauf so zusammen, daß er irgendwie in ein halbwegs handliches Gehäuse passt.
    In dem linken PLan von Franky sieht man, daß da etliche Richtungsänderungen des Hornverlauf im rechten Winkel stattfinden und sich damit Hornteile ergeben, in denen sich stehende Wellen bilden können.
    Gerade bei BL-Hörner, um da mal vorzugreifen, wird andererseits der Frequenzverlauf des Horn gerne mehr zu höheren Frequenzen ausgereizt, dort gibt es dann aber schon die sich ergebenden Unlinearitäten durch die zusätzlichen Resos.

    Zusätzlich ergibt sich noch das Problem, daß insbesondere bei kürzeren Wellenlängen die aus dem Mund austretenden Wellenfronten verunstaltet werden.

    Ich habe das mal hier an einer Wellenwannensimulation visualisiert.
    Die Simu arbeitet zwar mit Transversalwellen, so muss man sich hier die Wellenberge (rot) und -täler (grün) bei einer Longitudinalwelle nur als Druckzone und Unterdruckzone vorstellen, dann passt es.
    Einmal ohne Umlenkung, wie z.B. in dem linken von Franky gezeigten Gehäuse und dann mal mit eingebauten 45 Grad-Umlenkungen (Einfallwinkel = Ausfallwinkel)

    Zunächst mal große Wellenlänge, ungefähr Länge des schematisierten Horns.

    Ohne Umlenkung:



    Mit Umlenkung:



    Bei der Wellenfront kaum Unterschied, aber, was man hier im angehaltenen Zustand nicht erkennen kann: Mit Umlenkung minimal mehr Pegel.

    Nun 1/5 Wellenlänge der Hornlänge:
    Ohne Umlenkung:



    Da erkennt man auf der linken Seite schon eine stehende Welle und die Wellenfront am Hornmund ist etwas "verbogen"

    Mit Umlenkung:



    Keine stehende Welle mehr erkennbar, Wellenfront besser, aber nicht perfekt, aber auch so zu sehen: mehr Pegel.

    Wellenlänge nochmals halbiert:
    Ohne Umlenkung:



    Stehende Wellen und Interferenzen nun unübersehbar, Wellenfront nicht sauber.

    Mit Umlenkung:


    Stehende Wellen: kaum
    Interferenzen: verringert

    Wellenfront nicht perfekt, aber akzeptabel.
    Deutlich (!!) höherer Pegel als im Horn ohne Umlenkung.

    Gruß
    Peter Krips


  4. #4
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    Teil 5:

    Hallo,

    nun bringen wir mal das "echte" Eckhorn auf Abmessungen, wie sich bei verbreiteten Konstruktionen üblich sind.
    Ich habe mich dabei am Stark-Eckhorn aus "Stark - Lautsprecherhandbuch" orentiert und an dem Eckhorn 18 aus HH 2/2003.
    Die Hornverläufe der Teile sind ja nur 1m bzw 1,3 m lang und Mundflächen von 3900 bzw. 5000 qcm.

    Ich habe also 1,15 m Länge und 5000 qcm Mundfläche gewählt.

    Eingabemaske:


    Das Horn hat nun insgesamt nur noch 325 Ltr. Innenvolumen. Das Volumen der Vorkammer (Vrc) ist auf 125 Ltr vergrößert, weil die Konstruktion mit 75 Ltr. wie bei den bisherigen Hörnern "untenrum" zu sehr schwächeln würde.

    Akustische Impedanz:


    Wie man sehen kann, ist der Bereich der maximalen Strahlungsimpedanz deutlich zu höheren Frequenzen hin verschoben worden , "untenrum" ist das nun deutlich weniger als bei den bisherigen Hörnern (0,002 gegen 0,1301 das ist nur noch 1/65 des vorigen Eckhorns)

    Elektrische Impedanz:



    Schallpegel CD 1W/1m:



    Da fällt es zu tiefen Frequenzen hin deutlich ab, macht da bei 35 Hz nur noch 101,5 dB, das echte Eckhorn 112 dB

    Maximalschallpegel:



    Maximalschallpegel 129,6 dB limitiert durch maximalen Membranhub, das echte Eckhorn konnte 142 dB, war da elektrisch limitiert.

    Membranhub:



    Hier erkennt man deutlich, daß der Membrabhub unterhalb des Maximums der akustischen Impedanz (so um 70-80 Hz) rasant ansteigt, und das im Nutzbereich der Konstruktion, wir wollen ja die 35 Hz haben....
    Eins ist auch offensichtlich: Nun bedarf die Konstruktion der Entzerrung, was ja die meisten Submodule ja glücklicherweise "an Bord" haben.

    Noch was nützliches kann Hornresponse ausrechnen, nämlich die Effizienz der Konstruktion. Die Kurven zeigen an, wieviel % der zugeführten elektrischen Leistung in Schallleistung umgewandelt werden.
    Zu beachten ist dabei, daß hornresponse nicht den Spannungswirkungsgrad berechnet, sondern die tatsächliche elektrische Eingangsleistung verwendet, die sich über Spannung und lokaler elektrischen Impedanz ergibt.
    Dadurch ist die Effizienz in Bereichen hoher Impedanz entsprechend hoch dargestellt, speziell im nächsten Diagramm um 35 Hz herum.

    Effizienz kleines Eckhorn:



    Effizienz großes Eckhorn:



    Ich denke, das ist deutlich.
    Bei der Interpretation dieser Diagramme also immer auch den Impedanzverlauf und den Verlauf der akustischen Impedanz im Auge behalten.

    So, nun mal kurze Pause.

    Gruß
    Peter Krips



  5. #5
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    Teil 6:

    Hallo,

    nachdem unser einreduziertes Eckhorn irgendwie nicht mehr so richtig mit dem echten Eckhorn mithalten kann, könnte man ja auch bösartigerweise das mal mit kleineren und einfacheren Gehäusekonstruktionen mit dem gleichen Treiber vergleichen.....

    Bauen wir den Treiber zunächst mal in eine CB mit 121 Litern ein, ergibt einen Qtc von 0,5 und stellen die Box in die Ecke.

    Hier der Pegel CB-SPL:



    Na ja, da liegt der Pegel gerade mal ca. 3,5 dB unter unseren Schrumpf-Eckhorn.....

    Schauen wir uns den Max-Pegel an:



    Da kann die CB immerhin 126,5 dB, das Schrumpfhorn kann da 129,6 dB, gerade mal 3,1 dB mehr.

    Da kann man sich dann schon mal fragen, ob die 3 dB mehr den Gehäuseaufwand und den Platzverbrauch im Raum tatsächlich lohnen.

    Basteln wir den Treiber mal in eine BR ebenfalls in 121 Liter abgestimmt auf 35 Hz, incl. Portvolumen dann insgesamt ca. 147 Ltr. netto:

    Ergibt folgenden CD-Spl:


    Pegel 104,8 dB, keine Entzerrung nötig und der Pegel liegt um 3,3 dB über dem Schrumpfhorn.

    Ergibt folgenden Max-Pegel:



    Das sind dann immerhin ca. 3,6 dB mehr als das Schrumpfhorn kann.

    Da stellt sich die Frage, ob Horn oder nicht eigentlich garnicht mehr.
    Die BR brauch ca. das halbe Volumen, macht mehr Pegel, braucht nicht entzerrt werden und kann mehr Maximalpegel.

    Mit anderen Worten: Bei dem geschrumpfen Horn ist ist im unteren Frequenzbereich gegenüber einer CB, die nur ein Drittel des Hornvolumens benötigt (!!), nur noch ein Restvorteil von 3 dB vorhanden.
    Die BR spielt das Schrumpfhorn bei dem halben Volumenverbrauch komplett an die Wand und braucht noch nicht mal entzerrt zu werden.

    Wie hat doch schon mal jemand gesagt ?
    Ein echtes Horn ist groß, bei Verkleinerung verliert es seine Eigenschaft, nämlich als Horn zu funktionieren.

    Im nächten Teil schauen wir uns mal das Eckhorn 18 aus der HH 2/2003 näher an.

    Gruß
    Peter Krips


  6. #6
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    Teil 7:

    Hallo Allerseits,

    zunächst mal eine höchst subjektive Zwischenbilanz des bisher dargestellten....

    Echte Hörner, die bis zu einer vorgesehenen unteren Grenzfrequenz (hier 35 Hz) noch voll nach der Hornfunktion arbeiten, sind riesig. Selbst das hier simulierte echte Eckhorn hat ja immerhin 2155 Liter Innenvolumen, da kann man bei einem realen Bau schon mit rund 3000 Litern Raumverbrauch rechnen.

    Wenn man dann das Horn soweit einschrumpft, daß dabei Abmessungen herauskommen, wie sie bei bekannten Eckhörnern bekannt sind, dann geht die Hornwirkung im unteren Frequenzbereich, wo man sie ja eigentlich am dringensten benötigt, weitestgehen verloren.

    Unser geschrumpftes Eckhorn hat (Sieht man in der Eingabemaske unter F 12) ein Horngrenzfrequenz von ca. 81 Hz, es wirkt also erst ein Stuck weit oberhalb dieser Frequenz als echtes Horn. Da man aber so ein Teil meist als Sub einsetzt, schneidet man aber durch den Tiefpass der Weiche genau den Bereich ab und "begnügt" sich mit dem Bereich, in dem die eigentlich erwünschte Segnung des Hornprinzips, nämlich die Erhöhung des Strahlungswiderstandes, mit fallender Frequenz rasant flöten geht.
    Entgegen macherorts zu lesenden Deutungen fällt der erhöhte Strahlungswiderstand aus dem Wirkbereich unterhalb nicht schlagartig auf Null. Er fällt zwar steil ab, ist aber dennoch auch unterhalb der Horngrenzfrequenz noch leicht erhöht.
    In unserem Fall bleibt davon bei den gewünschten 35 Hz gerade noch so viel übrig, daß es für 3 dB mehr Wirkungsgrad gegenüber einer geschlossenen Box reicht.

    Nehmen wir mal an, Jemand hätte sich das obige Schrumpfhorn gebaut und wäre mit der Performance nicht ganz zufrieden ....
    Soll er das Teil zu Brennholz verarbeiten und mit dem Treiber eine BR bauen, die (siehe oben) ja mehr bringt ?

    Muss nicht sein, man muss aber dennoch zu Werkzeug greifen und das Teil ein wenig umbauen.
    Wir bohren also die Vorkammer an und verpassen der einen geeigneten Reflexkanal, wandeln unser FL-Horn also in ein Hybridhorn um.
    Wie es der Zufall so will, führt eine Abstimmung des BR-Rohres auf 35 Hz, was ja unsere gewünschte untere Grenzfrequenz ist, zu einem recht guten Ergebnis.

    Hier die Eingabemaske dazu:



    Und das Schema des Hybriden:



    Das führt zu folgendem CD-Frequenzgang:



    Und folgenden möglichen Maxpegeln:



    Deutliche Veränderungen gibt es
    beim Impedanzverlauf:



    und beim Membranhubverlauf:



    Da wäre dann wie auch bei der weiter oben vorgestellten BR ein Subsonicfilter ratsam.

    Die akustische Impedanz unterscheidet sich nicht von der des Schrumpfeckhornes, da Hornresponse hier nur das Horn berücksichtigt.

    Das Ganze ist aber aus meiner Sicht nur eine nachträgliche Notfallmaßnahme. Kann man natürlich dennoch bei einem Neubau auch machen, wenn man unbedingt was stehen haben möchte, was sich Horn nennt, ansonsten täte es die weiter oben vorgestellte BR aber auch.

    Als nächstes und (fast) letztes FL-Horn schauen wir uns dann noch das Eckhorn 18 an, das in der HH 2/2003 vorgestellt wurde.

    Gruß
    Peter Krips


  7. #7
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    Teil 7 Nachtrag:

    Hallo,
    habe noch eine wichtige Sache vergessen.

    Ist aber vermutlich Niemand aufgefallen....

    Der in eine Vorkammer von 75 bzw. 125 Ltr eingesperrte TT-Treiber hätte normal eine fc von 52,72 bzw. 42,65 Hz.

    Wie man aber zu den Impedanzverläufen der echten Hörner und des kleinen Eckhorns sehen kann, liegt der einzelne Impedanzbuckel, der fc markiert, bei deutlich tieferen Frequenzen.

    Woran kann das wohl liegen ?
    Nun, im unteren Frequenzbereich unterhalb des hohen Strahlungswiderstandes der Hornfunktion gelingt es dem Treiber immer schlechter echte Druckschwankungen an die Luftsäule im Horn abzugeben. Da schiebt er im Prinzip irgendwann mal die gesamte Luftsäule des Horns hin und her.
    Nun wiegt Luft ja auch ein wenig und die vom Treiber nun herumgeschleppte Masse erhöht seine Mms, was dann eine niedrigere Resonanzfrequenz nach sich zieht.
    Das gesamte Verschiebevolumen des Treibers taucht nun gewissermaßen am Hormund wieder auf (dann mit mehr Fläche aber weniger Hub, was sich ausgleicht) und ergibt in erster Nährung dann dort eine Schallabstrahlung, als wenn da ein entsprechend großer Treiber mit weniger Hub zugange wäre. Das ergibt zwar nicht mehr Schalleistung, es kann dennoch zu geringfügig mehr Pegel führen, da die größere (virtuelle) Schallquelle nun mehr Richtwirkung als der kleinere eigentliche, im Gehäuse verborgeneTreiber hat.

    Gruß
    Peter Krips

    Teil 8:

    Hallo,
    war ja schon angekündigt, nun das Eckhorn 18 aus der HH 2/2003.

    Mittlerweile gibt es wohl den verwendeten Treiber nicht mehr und es wird ein Ersatztyp verwendet.
    Ich halte mich dennoch hier mal an das Original, da sich ja auch die Messungen in der HH darauf beziehen.
    Es wäre schön, die hier reinstellen zu können zwecks Interpretation, geht aber wegen copyright wohl nicht.

    Die Eingabemaske:



    Akustische Impedanz:



    Elektrische Impedanz:



    Membranauslenkung:



    CD-Spl:



    Max-Spl:



    Anzumerken ist hier, daß die effektive elektrische Treiberbelastbarkeit nicht bekannt ist, ich habe dafür die Max 200 Watt des empfohlenen Submoduls genommen. Spielt eh keine große Rolle, da die Kombi Treiber/Horn selbst mit der Leistung untenrum bereits mechanisch limitiert ist.
    Edit: Habe die Simu ausgetauscht, Maxpegel bei 35,2 Hz (mechanisch limitiert) wird mit 17 V Verstärkerspannung erreicht, das entspricht 72 Watt bezogen auf Nennimpedanz 4 Ohm

    Ich muss jetzt wohl nicht mehr die einzelnen Diagramme kommentieren.
    Die Horngrenzfrequenz liegt hier ein wenig tiefer als bei meiner (virtuellen) Konstruktion, dennoch arbeitet auch dieses Eckhorn im eigentlichen Einsatzbereich nicht mehr mit voller Hornwirkung, sondern unterhalb im Bereich des steil abfallenden Strahlungswiderstandes.

    Also im Prinzip die gleichen Probleme wie weiter oben bei meinem Schrumpfeckhorn besprochen.

    Nun hat Timmi ja in dem Heft auch Messungen im Raum gemacht, da reicht die Konstruktion in Messentfernung fast linear bis 30 Hz hinunter, da profitiert der abfallende Frequenzgang noch von Raumeinflüssen/Aufstellsituation und wohl auch Modenanregung.
    Andere Konstruktionen wie CB oder BR an der gleichen Stelle würden davon natürlich auch profitieren.

    Hier noch der verwendete Treiber in BR:
    Pegel-CD-Spl:



    und Max-SPL:


    Edit: Ausgetauscht, Mit 24 V simuliert, entspricht 144 Watt bezogen auf 4 Ohm

    Da gälte dann auch das schon gesagte, daß die BR mehr "kann", aber genau wie das Horn, nur in die andere Richtung entzerrt werden müsste, den Vorsprung zum Horn aber noch vergrößern würde, wie im Beitrag 87 angesprochen.

    Gruß
    Peter Krips


  8. #8
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    Teil 8.2:

    Hallo,
    hat sich schon mal jemand die Diagramme in der HH 2/2003 angesehen und sich gefragt, warum denn so ein mit starkem Abfall simuliertes Horn bei Timmis Messung so deutlich besser in der Raummessung aussieht ?

    Ich versuche mal eine Antwort darauf zu geben.

    Dazu verwende ich zunächst mal ein anderes Simulationsprogramm, das mal anschaulich macht, was bei einer frei wählbaren Raumgröße und Lautsprecheraufstellung und Hörplatzwahl an letzteren eigentlich ankommt.
    Das Programm rechnet mit Punktschallquellen die bis Null Hz hinunter konstanten Frequenzgang/Energieverlauf haben.
    Das Eckhorn habe ich hier mal mit zwei Punktstrahlern mittig der beiden Hornmundöffnungen angenähert.

    Dann kommt in etwa der Hörplatzfrequenzgang dabei heraus:




    Wie man sieht, steigt unterhalb von ca. 100 Hz der Hörplatzfrequenzgang mit fallender Frequenz (Es handelt sich hier um einen Raum mit 24 qm) kontinuierlich an .
    Die rote zu sehende Kurve ist angenährt der Gain meines Hörraumes, die blaue Linie ist die Zielkurve für meine Bassabstimmung, die dann als Ergebnis eine Kurve ergibt, die um die 0 dB-Kurve pendelt, aber das nur am Rande.
    Auch in diesem Falle hier wäre eine Energiekurve des Lautsprechers sinnvoll, die in etwa der blauen Linie entspräche, um auf Linearität um 0 dB und bis zu tiefsten Frequenzen zu kommen.

    Schauen wir uns dazu einmal die Frequenzkurven unseres schon weiter oben simulierten "Schrumpfhorns" an und die der geschlossenen Box.
    Da die Diagramme von Hornresponse etwas unglücklich skaliert sind, habe ich die mal auf der X-Achse um das 2,5-fache gestreckt.

    1. Schrumpfhorn:



    2. Geschlossene Box:



    Das sieht nun schon etwas der blauen Kurve ähnlicher aus.
    In der Raumsimu liegt bei 35 Hz der Raumpegelgewinn bei ca. 17 dB.

    Wenden wir das mal auf die beiden Kandidaten Horn und CB an:
    Dann kommt das Horn bei 35 Hz auf ca. 118,5 dB und die CB auf 115 dB.
    Nun hat das Horn aber bei 100 Hz ca. 112 dB Pegel, man müsste also beim Horn 6,5 dB bei 35 Hz absenken (!!), um auf gleichen Pegel wie bei 100 Hz zu kommen.

    Die CB kommt dann auf 115 dB bei 35 Hz, hat aber bei 100 Hz nur einen Pegel von ca. 104 dB.
    Sie müsste also bei 35 Hz um 11 dB abgesenkt (!!) werden, um dort gleichen Pegel wie um 100 Hz zu haben.

    Schauen wir uns noch die Maxpegel an, die weiter oben schon simuliert wurden.

    Die CB kann dann bei 35 Hz 143,5 dB, das Horn 146,6 dB

    Diese Pegel braucht im Raum kein Mensch, selbst die CB wäre dann schon mehr als überdimensioniert.

    Es macht also Sinn, und das betrifft nicht nur hier die Hornbetrachtung, den Raumgewinn jedweder Box mal abzuschätzen, um sich klar zu werden, was man an Verschiebevolumen / Spl tatsächlich benötigt.

    Eins muss noch erwähnt werden: In der Simulation habe ich alle reflektierenden Flächen so eingestellt, daß sie maximal ohne Verlust reflektieren. Das ist in der Praxis natürlich nicht so ideal. Fenster, Holzböden, Möbel, Polstermöbel, Türen knabbern da schon noch Einiges am Pegelgewinn weg. Konnte man ja bei Timmis Eckhorn 18-Vorstellung sehen, daß es dort ja zwar weniger, aber immer noch deutlicher Gewinn untenrum war. Allerdings hat er ja nicht am Hörplatz, sondern in 1 m Entfernung gemessen, da kann das dann auch noch ganz anders aussehen.

    Nebenbeibemerkt kann man an der Raumsimulation auch erkennen, warum linear freifeldabgestimmte Boxen im Raum oft zu Dröhnmonstern werden.
    Auch wenn man einen Lautsprecher nicht wie hier in die Ecke stellt, gibt es immer noch so viel Pegelzuwachs durch den Raum, daß es zu einem stark überzogenen Bassbereich führt.

    Die blaue Zielkurve oben ist übrigens für meine Situation Boden/Wand, da erreiche ich mit CB wandnah aufgestellt auf breiter Schallwand ohne Bafflestepentzerrung bei Qtc 0,5 bei 60 Hz fc linearen Schalldruckverlauf bis knapp unter 35 Hz am Hörplatz.

    So, Pause...

    Gruß
    Peter Krips

    Teil 9:

    Hallo,
    Dommii hat ja die Eingabemaske seines Betthornes hier eingestellt und möchte es mal simuliert haben.

    Damit die Dimensionen klar werden: Das Horn hat ein Innenvolumen von 1146 Liter, ist also schon recht groß.
    Simuliert habe ich nur Bodenaufstellung..

    Die anderen Angaben kann man aus der Eingabemaske ablesen:
    Es wurde eine Traktrixkontour gewählt.



    Hier der CD-SPL:



    Max-Spl:


    Edit: Ausgetauscht, mit 55 Volt simuliert, entspricht 312,5 Watt bezogen auf 8 Ohm
    Da sehen wir was merkwürdiges:
    um 40 Hz gibt es einen kleinen Bereich, wo das Horn voll elektrisch belastbar ist und oberhalb gibt es einen realtiv breiten Durchhänger, wo das Horn mechanisch limitiert ist. Wir werden gleich sehen, warum das so ist.....
    Edit: Diese Passage hat sich durch den Austausch erledigt, da nun im gesamten Einsatzbereich Xmax nicht überschritten wird.

    Akustische Impedanz:



    Da kann man es schon ahnen, ein paar sehr schmale und hohe Spitzen....

    Die elektrische IMpedanz:




    bestätigt den Trend...

    Nun noch die Membranauslenkung:




    Nun ist es ganz offensichtlich: Selbst dieses großvolumige Horn hat schon deutlich erkennbare TML-Längsresonanzen, mit anderen Worten, selbst hier ist der Hornmund noch zu klein, um die Konstruktion als reines Horn arbeiten zu lassen.
    Dennoch kann das Horn selbst im Bereich der Membranhubspitze bei 50 Hz noch 128,2 dB Pegel, das dürfte genügen.
    Wir haben hier also eine Gemengelage vorliegen, von nachlassender Hornfunktion "untenrum", die partiell durch TML-Resos unterstützt wird.

    So, damit wären wir zunächst mal mit FL-Hörnern durch, im nächsten Teil gibt es noch ein paar grundsätzliche Anmerkungen zu Hörnern und kommen danach -endlich- zu den deutlich weiter verbreiteten BL-Hörnern.

    Gruß
    Peter Krips


  9. #9
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    Zwischenspiel 2:

    Hallo,
    das Thema TML ist ja schon erwähnt worden, und wird uns auch noch weiter auf dem Weg zu BL-Hörnern begleiten.

    Dazu ein höchst subjektiver kleiner Ausflug in die Lautsprechergeschichte.

    Dynamische Tauchspulenlautsprecher tauchten so um 1925 auf und haben die bis dahin üblichen "Geräuscherzeugungskonstruktionen" fast vollständig abgelöst.

    Damals gab es fast keine Sicken, wie wir sie heute kennen, sondern fast durchgängig aus der Membranpappe gestaltete "zieharmonikartige" Wellen. Bei einigen PA-Chassis gibt es das auch heute noch.
    Auch die Zentrierspinnen sahen anders aus und der damals erfundene Begriff hat sich bis heute erhalten, obwohl die Konstruktionen nichts mehr mit den damaligen gemein haben.

    Die Lautsprecher damals waren eher hart eingespannt, konnten recht wenig Hub und hatten oft relativ hochliegende Resonanzfrequenzen.
    Themen wie Güte und TSP waren damals noch unbekannt.

    Schon bald, nachdem man solche Lautsprecher in Schallwände einbaute und die Basswiedergabe fast völlig fehlte, kam man dahinter, daß man den Treibern mehr Bass entlocken konnte, wenn man die Schallwand vergrößerte.
    Man erkannte nämlich die Auswirkungen des akustischen Kurzschlusses, da sich die gegenphasigigen Schallanteile der Membran Vorder- und Rückseite gegenseitig auslöschten.
    Bald kam man dahinter, daß ein Umweg einer halben Wellenlänge der tiefsten zu übertragenden Frequenz optimal war.
    Das führte zu etwas unhandlichen Schallwandabmessungen, die für den Heimbereich nicht so wirklich geeignet waren.
    In Kinos z.B. hat man dann aber schon so etwas aufgestellt...

    Dann hat man einen Teil der Schallwand nach hinten gefaltet, machte also ein hinten offenes Gehäuse, war schon besser, aber immer noch unhandlich.
    Also auch die Rückwand noch teilweise verschlossen, machte es noch etwas kleiner, führte aber zu Resonanzerscheinungen.
    Im nächsten Schritt machte man dann die Rückwand ganz zu, in der logischen Annahme, daß dann gar kein akustischer Kurzschluss mehr stattfinden könne.
    Funktionierte auch, nur war der Bass nun wieder weitestgehend weg.
    Die zusätzliche Federsteife der eingeschlossenen Luft trieb nun die Resonanzfrequenz des Treibers wieder nach oben und der Schallanteil der Membranrückseite war ja nun "ausgesperrt".

    Irgendwann wurde auch erkannt, daß ein Loch in der Box den Bassbereich auch verbessern kann.
    Nur war das damals rein eine Sache von Versuch und Irrtum, da die mathematischen Grundlagen und das Funktionsprinzip noch nicht "erfunden" waren.

    Dann hatte man die Idee, den Umweg zwischen zwischen Membranvorder- und -rückseite statt mit irgendwelchen gefalteten oder nichtgefalteten Schallwänden zu überbrücken, dafür einfach eine Röhre mit der Länge einer halben Wellenlänge zu nehmen, die zu falten und somit ein wesentlich kompakteres Gehäuse zu bekommen.
    Gesagt - getan...
    Nun stellte sich tatsächlich der Gewinn bei der unteren Grenzfrequenz ein, doch wirklich toll war die Summe nicht, denn die Phasenlage der Umwegleitung passte nicht immer zur Membranvorderseite.
    Obendrein stellte man bei Messungen am Rohrausgang fest, daß noch wesentlich tiefere Frequenzen aus dem Rohr verstärkt herauskamen als erwartet.
    Hätte man doch vorher mal bei den Orgelbauern nachgefragt...
    Die wussen nämlich schon sehr lange, daß eine einseitig verschlossene Röhre als 1/4, 3/4, 5/4 etc Wellenlängen-Resonator funktioniert.
    Das schien recht praktisch, da man damit ja die Röhre verkürzen könnte, um das gleiche Ergebnis zu erzielen.
    Wirklich ? Das betrachten wir uns im nächsten Teil anhand einiger Simulationen.

    Irgendwann traten die Herren Thiele und Small auf den Plan...
    Ihr Verdienst war und ist, daß sie die Analogien des Lautsprecherverhaltens zu längst bekannten elektrischen Filterfunktionen wie Bessel, Butterworth und Co erkannten (Linkwitz kam erst viel später), und mittels einfach zu messender Parameter (eben den TSP) das akustische Verhalten beim Gehäuseeinbau berechenbar machten. Auch die BR konnte so "erschlagen" werden, da es sich bei der lediglich um kombinierte Filter handelt.
    Irgendwann wurden auch die Lautsprecher mit "akustischer Aufhängung" erfunden, also Treiber mit weicher Einspannung, tiefer Resonanzfrequenz, bei denen dann die Federsteife der Luft im Gehäuse "überlebenswichtig" wurde. So sind im Wesentlichen auch heute die Treiber konstruiert.

    Warum der ganze Ausflug und die im nächsten Teil folgenden Simus ?
    Nun, wir sollten verstehen, was eine TML ist und wie sie funktioniert und wie sie sich von einem Horn unterscheidet und wo es z.T. fließende Übergänge gibt.
    Es soll dazu dienen, eine tatsächliche oder vermeintlich so genannte Hornkonstruktion richtig einordnen zu können.

    Warum ist das wichtig ?
    Nun, Hörner waren ja auch schon zu den oben beschriebenen Zeiten im Einsatz, als man mittels großer Schallwände etc. nach Möglichkeiten suchte, eine ähnlich tiefe und gute Basswiedergabe hinzubekommen, wie es Hörner konnten.
    Nur war den Leuten halt damals noch klar: Horn im Bass ist groß, unausweichlich.
    Da entstanden auch die positiv besetzten Begriffe für Horneigenschaften wie: Pegel, Tiefgang, Klirrarmut, Verringerung des Membranhubs, sauber etc.
    Und: Die Begriffe tauchen auch heutzutage bei arg geschrumpften "Hörnern" noch immer wieder auf.
    Das kann man dann schon mal zumindest hinterfragen.

    Gruß
    Peter Krips



  10. #10
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    Teil 10:

    Hallo,

    nun wollen wir mal das aus Zwischenspiel - 2 gehörte mal ein wenig visualisieren und dann endlich zu BL-Hörnern einschwenken.

    Für all die nun folgenden Simus verwende ich den Breitbänder Monacor SPH 60 X, weil der schon mal in einem CT verwendet wurde und auch ich schon mal was mit dem gemacht habe.

    Die folgenden TML-Simus sind rein mit einer geraden Röhre hinter dem Treiber gemacht worden, um das Prinzip zu zeigen.
    Real konstruierte TML-Lautsprecher sind anders konstruiert, da verengen sich oft die Röhren zum Ausgang hin und es werden z.T. größere Vorkammern verwendet.
    Meist sind derartige Konstruktionen dann eine Mischung aus TML und BR-Funktion, auch die TQWT gehört genaugenommen in diese Kategorie.
    Aber das soll zunächst hier nicht Thema sein.

    Zunächst einmal habe ich den SPH 60 X in ein riesiges geschlossenes Gehäuse gesperrt, um mal zu sehen, was er eigentlich bei offenem Einbau so alleine bringen könnte:


    Nun, der macht ca. 87 db obenrum und fällt bis 40 Hz, was ich mal eigenmächtig als wünschenswerte untere Grenzfrequenz gewählt habe um ca. 10 dB ab.
    Mal schauen, ob wir die fehlenden 10 dB mit einer irgendwie gestalteten Röhre hinter dem Treiber reinholen können.....

    Hier zunächst einmal ein Rohr mit der Fläche des Treibers und 4,30 m Länge (das wäre die Umleitung 1/2 Wellenlänge bei 40 Hz):



    Nun, das resoniert offensichtlich wesentlich tiefer, als wir gebrauchen können, also kürzen wir die Röhre dann doch mal auf eine 1/4 Wellenlänge, so auf 2,15 m:



    Sieht schon eher aus wie benötigt....
    Simulieren wir mal Treiber und TML gemeinsam:



    Nun haben wir bei 40 Hz schon Pegelzuwachs, wobei hier die Röhre das mit seiner Resonanz fast alleine macht, da der Treiber auf der Rohrresonanz ähnlich wie bei einer BR so gut wie keinen Hub macht:



    ...wie auch auf den höheren Resonanzen nicht, dafür dazwischen "etwas" mehr.
    Hier die elektrische Impedanz:



  11. #11
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    So ein Sägezahn ist typisch für eine Röhre mit ausgeprägten Längsresos, eine TML eben...
    Das ist NICHT ein Beweis für eine korrekte Hornfunktion, wie es jüngst mal in der HH stand, ganz im Gegenteil...
    Hier nun noch die akustische Impedanz, die uns ja als Vergleich zu den nun folgenden Hornkonstruktionen interessieren sollte.:



    Wie man sehen kann, ist der Strahlungswiderstand durchgehend sehr niedrig nur auf den Resos gibt es einen hohen Peak.

    Ich habe noch ein paar ebenfalls gerade Röhren mit größerer Querschnittsfläche simuliert.
    Es kommt dabei heraus, daß mit steigendem Querschnitt der Pegel auf der Grundreso bei 40 Hz steigt.
    Im gleichen Maß steigt auch der Strahlungswiderstand.
    Das ist eigentlich nicht überraschend, daß eine resonierende Luftsäule mit größerer Austrittsfläche mehr Pegel macht.

    Den Effekt müssen wir auch bei zu kleinen Hörnern beachten, denn die arbeiten, wie wir noch sehen werden, "untenrum" ebenfalls hauptsächlich als TML-Resonator, der tritt dort also auch auf.
    Der Schalldruckgewinn hat dann nämlich (noch) nichts mit der Hornfunktion zu tun, sondern mit einem größeren, auf eine größere Austrittsfläche resonierendem Luftvolumen.

    Alle folgenden Simus sind so angepasst, daß die Grundreso möglichst exakt auf den 40 Hz liegt, das hat zur Folge, daß mit größerer Mundfläche unser Rohr länger werden muss.
    Ich zeige dann jeweils nur die akustische Impedanz und den Summenpegel. Alle Konturen folgen der hyperbolischen Kontour.
    Als Mundfläche habe ich Treiberfläche genommen, keine Druckkammer. Aufstellung jeweils Boden (Also 2 Pi)
    Mundfläche 175 qcm:
    Akustische Impedanz:


    Summenpegel:



    Mundfläche 350 qcm
    Akustische Impedanz:


    Summenpegel:



    Mundfläche 700 qcm:
    Akustische Impedanz:


    Summenpegel:






    Mundfläche 1400 qcm:
    Akustische Impedanz:



    Summenpegel:




    Mundfläche 2800 qcm:
    Akustische Impedanz:



    Summenpegel:




    Mundfläche 5600 qcm:
    Akustische Impedanz:



    Summenpegel:




    Mundfläche 11200 qcm:
    Akustische Impedanz:



    Summenpegel:




    Mundfläche 22400:
    Akustische Impedanz:



    Summenpegel:


    Geändert von nic-enaik (08.10.2015 um 12:29 Uhr)


  12. #12
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    Betrachten wir uns mal die Ergebnisse:
    Mit steigender Mundfläche werden die Peaks auf den TML-Resos bei der akustischen Impedanz breiter und gleichzeitig nehmen die Welligkeiten im Summenpegel ab.
    Der Strahlungswiderstand nimmt von höheren Frequenzen her beginnend immer mehr zu, wirklich markant wird es "untenrum" aber erst bei den letzten beiden größeren Hörnern.
    Berechnen wir mal die Mündungsgrenzfrequenzen für die gezeigten Schallführungen jeweils gerundet:
    175 qcm 518 Hz
    350 qcm 367 Hz
    700 qcm 260 Hz
    1400 qcm 184 Hz
    2800 qcm 130 Hz
    5600 qcm 92 Hz
    11200 qcm 65 Hz
    22400 qcm 46 Hz

    Jeweils bezogen auf die 2-Pi Aufstellung.
    Bei allen Hörnern liegen wir mit der Mundfrequenz noch über der gewünschten unteren Grenzfrequenz von 40 Hz, daher "steht" auch beim größten Horn noch die 40 Hz-TML-Reso.
    Bei den Summenpegeln sehen wir, und zwar umso schlimmer, desto kleiner die Mundflächen werden, derbe Welligkeiten, die Interferenzen zwischen Membranvorderseite und Öffnung der Schallführung sind und natürlich Welligkeiten der Schallführung selbst.
    Diese Interferenzen sind dann besonders schlimm, wenn die Pegelunterschiede Treiber/Mundfläche relativ klein sind.

    Je mehr Schallpegel die Schallführung "kann" desto mehr nehmen die Welligkeiten in der Summe auch ab.
    Ich hoffe, jetzt wird auch klar, warum zu kleine Hörner meist ordentlich bedämpft werden müssen und einer Druckkammer als Tiefpass bedürfen: Man muß den Output der Mundüffnung auf den Bereich beschränken, den man wirklich ganz unten benötigt.

    Alle simulierten Hörner arbeiten mit TML-Resos, die meisten sogar überwiegend, sind somit technisch keine Hörner.
    Selbst die beiden größten, die noch eher an Horn erinnern, arbeiten ganz unten noch mit TML-Resos, sind also von ideal noch ein Stück entfernt.

    Nun schauen wir uns mal an, welche der Schallführungen jetzt geeignet sein könnte, unseren Breitbänder bis 40 Hz auf die Sprünge zu helfen und scheren wir uns mal nicht darum, ob es nun ein Horn oder eine TML ist (Auch wenn mir das in der Seele weh tut...)

    Rein vom Pegel bei 40 Hz würde ja das 700er reichen....
    Da man aber noch Maßnahmen/Änderungen machen muß wie Druckkammer als akustischen Tiefpass und Bedämpfung im Hornverlauf, dürfte das noch zu klein sein.
    Durch die Maßnahmen verliert man ja auch bei 40 Hz noch Pegel.
    Da würde sich eher das 1400er anbieten, das hätte bei 40 Hz noch ca. 3 dB Pegelreserve, oder gleich das 2800er mit 6 dB Pegelreserve.
    Nun kommts: Die Größe:
    Das 1400er hätte nur die Schallführung 125 Ltr. Volumen,
    das 2800er hätte 232 Ltr. Volumen.

    Und das sogar dann, wenn es noch keine nach dem Hornprinzip funktionierenden Hörner sind.

    Pause...

    Gruß
    Peter Krips


    Teil 11:

    Hallo,
    die Ergebnisse aus Teil 10 müssen wir noch etwas mehr analysieren.
    Der SPH 60 X hat eine Nennbelastbarkeit von 30 Watt und einen linearen Max-Hub von +- 1,3 mm.
    Sicher kann er real noch deutlich weiter auslenken, aber darüber werden dann die Verzerrungen, insbesondere dann im Mitteltonbereich deutlich zunehmen.
    Da befindet sich der Treiber allerdings in bester Gesellschaft, so gut wie alle insbesondere Hochwirkungsgrad-Breitbänder haben das Problem mit dem geringen linearen Maximalhub auch.
    Und zwar auch und gerade die bekannten und beliebten (auch z.T. reichlich teueren) Fostex, Lowther und Co.
    Ein immer wieder zu hörendes Argument für BL-Hornkonstruktionen ist ja, daß dort der Hub reduziert würde und nur mit einem Horn der Treiber laut Bass könne.

    Schaun wir mal, ob das tatsächlich so ist.....

    Zunächst einmal habe ich den SPH 60 X in eine BR-Box verfrachtet (10,5 Lt. Volumen, Tuningfrequenz 44,9 Hz),
    ergibt folgenden Frequenzgang:



    Nun lassen wir uns von dem Prog den Max-Spl ausrechnen mit der Nennbelastbarkeit und dem Maxhub, schwarz ist dabei die elektrische Limitierung, rot die mechanische:



    Da kann der Treiber mechanisch limitiert gerade noch 87 dB bei 62,4 Hz.
    Nun versuchen wir mal hinter die effektive elektrische Belastbarkeit zu kommen und fahren die Maxpegelsimulation erneut, setzen nun mal 1 Watt elektrische Belastbarkeit ein (einen kleineren Wert akzeptiert das Prog nicht):



    Oha, selbst mit 1 Watt limitiert der Treiber schon mechanisch, seine effektive elektrische Belastbarkeit liegt also unter 1 Watt !!

    Schaun wir mal, ob das mit Schallführung besser ist. Ich nehme mal das 700er "Horn", weil das eine Mundfläche ist, die man bei BL-Hörnern öfters findet.
    Hier der Max-SPL bei 30 Watt:


    Sieht nun auch nicht so prickelnd aus, immerhin kann das Konstrukt bei 52,5 Hz noch 91,2 dB.

    Nun erneute Simulation mit 1 Watt:


    Selbst hier ist der Treiber noch mechanisch limitiert.

    Schaun wir uns noch unser größtes Horn mit 22400 qcm Mundfläche bei 1 Watt an:



    Hüstel....
    Das ist auch schon mit 1 Watt hubmäßig am Ende, kann noch 103,6 dB bei 46,2 Hz.

    Was lernen wir daraus ?
    Nun, offensichtlich war es etwas "sportlich", dem 130er BB 40 Hz untere Grenzfrequenz abzutrotzen.
    Andererseits..., 40 Hz kann man aber schon von einem ernstzunehmenden Lautsprecher verlangen.
    Wir werden es aber noch sehen, daß der SPH 60 X mit dem Problem nicht alleine dasteht, da befindet er sich in bester Gesellschaft.

    Nun wird ja von Hornfreunden immer wieder behauptet/berichtet, daß die in BL-Hörner eingebauten Treiber laut könnten und der Bass "schnell" , sauber, impulsiv etc, auf jeden Fall besser wäre als aus anderen Gehäusen.

    Warum könnte der Eindruck wohl entstehen ?
    Nun, wenn der Treiber oberhalb seines linearen Hubes betrieben wird, damits lauter wird, wird er mehr klirren. Mehr klirren bedeutet verstärkte Obertöne im Vergleich zum Grundton, der dann auch komprimieren wird. Und (leider) wird mehr Klirr und weniger Grundton zunächst als "knackiger" empfunden. Dagegen wird gerne ein Bass nach anderer Konstruktion, der gleichen Pegel ohne Verzerrungen und Kompression wiedergibt als "langweilig" und "lahm" beschrieben.
    Mit anderen Worten: Wir bewegen uns dann im Mienenfeld der Psychoakustik.

    Unterm Strich wäre der Treiber wohl in einer sogenannten FAST besser aufgehoben, das haben zwei Mitstreiter und ich ja hier
    http://www.hifi-forum.de/index.php?a...4&thread=22774
    auch schon gemacht.
    Dann geht es auch lauter, denn oberhalb 3-400 Hz kann man die elektrische Belastbarkeit auch ausnutzen ohne mechanisch limitiert zu werden.

    Pause

    Gruß
    Peter Krips
    Geändert von nic-enaik (07.10.2015 um 11:31 Uhr)


  13. #13
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    Zwischenspiel Teil 3:

    Hallo,
    ich möchte noch ein wenig auf einem Thema "herumhacken", das ich im Verlauf des Thread schon erwähnt habe, nämlich die in Selbstbaumagazinen veröffentlichen Messdiagramme.

    Solange es keine Hörner sind, wird ja durchweg der sogenannte Freifeldfrequenzgang dargestellt.
    Wie weiter oben im Thread schon beschrieben, führt das mit Raumeinfluss dann aber zu einer deutlichen Bassbetonung.

    Hornkonstruktionen (und auch soche, die sich nur so nennen, aber keine sind ) werden aber immer MIT Raumeinfluss gemessen und dargestellt.
    Dann ergibt sich meist im unteren Frequenzbereich eine mehr oder weniger ausgeglichene Betriebsschallpegelkurve im Raum.

    Würde man diese Konstruktionen auch unter Freifeldbedingungen messen und darstellen, würde kein Hahn nach denen krähen, da Jeder sagen würde: "Die können ja keinen Bass"

    Seltsam für mich ist, daß Konstruktionen, die ebenfalls so abgestimmt sind, daß sich eine ähnlich ausgeglichene Betriebsschallpegelkurve im Raum ergibt, von Vielen als zu schlank und bassarm beschrieben werden.

    Genauso seltsam ist für mich, daß das dann bei hornähnlichen Konstruktionen hingenommen wird, denn da ist es ja dann "knackig", "impulsiv", "dynamisch", "differenzierend" etc. pp.
    Stellt man dann eine andere (Nicht-Horn) Box mit exakt der gleichen Betriebsschallpegelkurve im Raum auf, ist es plötzlich zu schlank oder bassarm.

    Manchmal befürchte ich, daß da die menschliche Psyche in dem Zusammenhang eine entscheidende Rolle spielt.
    "Horn" ist mit bestimmten positiven Begriffen besetzt, dann will man die auch hören.

    Ich behaupte jetzt einfach, wenn man die beiden unterschiedlichen Boxen mit gleichem Betriebsschallpegel hinter einem Vorhang verbergen würde, wäre der gehörte Unterschied weg und man könnte den Probanden auch die konventionelle Box als "Horn" "verkaufen".

    Alle bisher gezeigten Simus sind mit Bodenaufstellung gemacht, also unter 2Pi-Bedingungen, die die Simus ohnehin schon besser aussehen lassen als die bei anderen Boxen üblichen 4Pi-Bedingungen.

    Erst die hier im Thread schon simulierten wirklich großen Hörner können unter 4Pi-Bedingungen im Frequenzverlauf untenrum mit konventionellen Konstruktionen mithalten, werden dann aber mit Raumeinfluss ebenfalls die Bassüberhöhung produzieren wie andere Boxen auch.

    Ich möchte hiermit dafür sensibilisieren, daß da Messungen unter unterschiedlichen Bedingungen verglichen werden, man also Äppel mit Birnen vergleicht...


    Gruß
    Peter Krips

    Teil 12:

    Hallo,

    Franky hat ja in dem Post:
    http://www.diy-hifi-forum.eu/forum/s...6&postcount=69

    zwei Hornkonstruktionen Vorgestellt, denen man mal auf den Zahl fühlen könnte.

    Hier nun die Konstruktion mit dem Fostex FE 103 E im "recommanded Horn"

    Alle Simus sind unter 2Pi-Bedingungen gemacht worden.

    Hier zunächst die Eingabemaske für die Konstruktion..




    Dann der Spl nur der Schallführung:



    Und der Spl nur der Membran:


    Da sind jede Menge Hubeinbrüche zu sehen, die sehr nach kräftigen TML-Längsresonanzen aussehen.

    Hier der Summen-Spl:



    Und nochmal in einem etwas gestreckten Diagramm:



    Nun die elektrische Impedanz:


    Hier auch viele Peaks, die auf Resonanzen, aber eher nicht auf Hornfunktion hindeuten.

    Nun die akustische Impedanz:



    Nun ist es vollend klar, mit Horn hat die Konstruktion absolut nix zu tun, keine Spur in allen Einzeldisziplinen von Hornfunktion.
    Es handelt sich also um eine resonierende Umwegröhre, was man gemeinhin TML nennt.

    Das eigentliche Problem kommt aber noch:
    Hier mal der Membranhub bei 1W:



    Um mal die ganze Tregweite des Problens zu erkennen, sollte man wissen, daß der Treiber einen linearen Hub von +-0,35 mm (!!!) "kann".
    Sicher ist der absolute Hub des Treibers damit noch nicht am Ende und kann daher möglicherweise mechanisch die ca. +-1,5 mm Hob oberhalb 50 Hz auch verkraften.
    Macht das aber Sinn ?
    Ich meine nein, zumindest bei einem fullrange betriebenen Breitbänder.
    Man darf ja nicht übersehen, daß der Antrieb, wenn man mehr als den linearen Hub auslenkt immer unlinearer wird, was insbesondere im Mitteltonbereich zu einer dramatischen Zunahme von Verzerrungen (Klirr) führen wird.
    Nun erklärt sich (für mich) auch die Hörerfahrung, daß nahezu alle fullrange betriebenen BB's gerade bei komplexem Material "die Übersicht" verlieren und anfangen, unerträglich zu klingen, insbesondere, wenn es mal lauter wird.

    Um den Bereich, in dem die Schwingspule ihren liearen Arbeitsbereich verlässt, zu vermeiden, dürfte man die se Treber/Gehäusekombination gerade mal mit einem 16tel Watt belasten, dann ergäbe sich folgender Membranhub:



    und folgender Maximalpegel als sinnvolle zu nutzende Obergrenze :



    Somit muss man wohl auch die angeblich so tollen Dynamikeigenschaften von kleinen Fullrange"hörnern" wohl auch in den Bereich der Legenden verschieben.

    Noch eine Lehre muß man aus dem geringen linearen Hub ziehen:
    Die in Selbstbaumagazinen gezeigten Klirrmessungen speziell von Breitbändern sind mit äusserser Skepsis zu interpretieren.
    Klirrmessungen werden ja meist mit einem Gleitsinus gemacht, bei bestimmten Pegeln. Da ist dann in höheren Frequenzbereichen, in denen die Schwingspule noch im linearen Arbeitsbereich ist, die Welt noch in Ordnung.
    Im Anwendungsfall, wenn also tiefe Töne und mittlere Frequenzen von Treiber gleichzeitig gefordert werden, treiben die tiefen Töne die Spule aus der Linearität heraus und die mittleren Töne klirren deswegen plötzlich wie Sau.
    Das kann man aus den üblichen Klirrmessungen aber nicht ablesen.


    Subjektivmodus ein:
    Ich verstehe den Sinn der Konstruktion nicht. Einen kleinen BB, der, wenn man den Herstellermessungen vertrauen kann recht anständig innerhalb seines linearen Hubes oberhalb 4-500 Hz einsetzen werden kann, in so eine Fullrangekonstruktion einzubauen, in der er zu einer Klirrschleuder verkommt, finde ich völlig Sinnfrei.
    Subjektivmodus aus..

    In der Hoffnung, daß es auch besser geht, wenden wir uns im nächsten Teil mal dem BK 206 zu, daß Timmi in der HH 1/2014 mit dem Treiber Fostek FE206En vorgestellt hat.

    Pause
    Peter Krips


  14. #14
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    Teil 12.2:

    Hallo Christian,

    anbei zunächst die Simu der BR-Box, die Fostex vorschläht, die ist auch in obigem Bild von Franky zu sehen.

    Eingabemaske:



    Summenpegel 1 W:



    Membranhub 1 W:



    Dann mal Eingangsleistung auf 1/8 Watt reduziert, um den Maxhub nicht zu überschreiten:



    Ergibt dann noch folgenden Maxsummenpegel:




    Dann habe ich mal fB statt auf 95 Hz auf 72 Hz herabgesetzt, ergibt folgenden Summenpegel 1 W:



    Aber auch den Membranhub 1 W:



    Das ganze dann nochmal mit 1/16 Watt, Summenpegel= Maxpegel:



    Und der Membranhub dazu:



    Alles etwas wenig Pegel, evtl, als Schreibtischhupe im Nahfeld verwendbar.

    Noch eine Anmerkung zu den Simus mit den Schallführungen in Teil 12:
    Da sehen die Pegel durch die vielen Resonanz- und Interferenzwelligkeiten z.T. höher aus, als sie in der Realität sein werden.
    Die wird man ja noch mit Bedämpfungsmaßnahmen in der Druckkammer und in Teilen des "Horn"verlaufs ja noch zu bekämpfen versuchen, was dann ja noch Pegel kostet.

    Gruß
    Peter Krips


  15. #15
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    Teil 12.3:

    Hallo Christian,

    Zitat:
    Zitat von Christian G
    Hallo Peter,

    danke, dass Du Dir die zusätzliche Mühe gemacht hast!

    Klar, das "Horn" verliert durch Bedämpfung, selbst wenn diese optimal angepasst ist, schnell nochmal 2-3dB, vielleicht sogar mehr. Im Vergleich mit der ersten BR-Variante (ich nehme jetzt mal die, weil ihr Pegelverlauf dem "Horn" im Bassbereich ähnlicher ist) ist das Horn trotzdem einige dB im Vorteil, im Wirkungsgrad und somit auch in der maximalen Lautstärke.


    Schon, nur muß man halt sehen, warum das so ist.
    Selbst wenn wir der Umwegleitung keine Resonanzen oder Erhöhungen der akustischen Impedanz zugestehen, und annehmen, daß keine Phasenverschiebungen zwischen Leitungsausgang und Treiber stattfinden, würde diese den Summenpegel ja theoretisch um ca. 6 dB breitbandig erhöhen.

    In der Realität resonieren die aber und es gibt einen frequenzabhängigen Phasenversatz zwischen Rohröffnung und Treiber.

    Es greifen hier dann noch mehrere Effekte.
    1. bei einer resonierenden Röhre ist der Pegel auf den Resos abhängig von der Öffungsfläche.
    Hier mal für den Treiber bei gleicher Rohrlänge wie das "Horn" mal gezeigt für 2 gerade Rohre mit Faktor zwei unterschiedlichen Rohrflächen:



    Die graue Kurve ist die Röhre mit der doppelten Fläche.
    Der reine Treiberpegel liegt hier bei knapp 80 dB, die Resospitzen ragen da weit darüber hinaus.

    Nun die Gegenüberstellung des größeren TML mit dem Hornverlauf:


    Die unterste Reso ist im Horn fast weg, und die Spitzen der anderen Resos liegen geringfügig unter denen der reinen TML.
    Weiterhin ist zu erkennen, daß die Täler zwischen den Resospitzen nicht so tief sind wie bei der reinen TML.
    Das ist nun aber keine hornbedingte Erhöhung der akustischen Impedanz !!
    Wenn man sich das Diagramm genau ansieht, kann man sehen, daß die Resospitzen beim "Horn" breiter sind, also eine geringere Güte als bei der TML haben.
    Da greift eine bisher nicht besprochene Eigenschaft von Nicht-Parallelen Schallführungen:
    Sie wirken auch als akustische Filter und beeinflussen so die Güte der Resos.
    Haben die Resos also einen breiteren "Fuß", dann überlappen sie sich dort, was zu einem höhren Pegel führt.
    Bei Resos mit höherer Güte gibt es diese Überlappungen halt nicht so.

    Zitat:
    Dadurch reduziert sich im Umkehrschluss auch der Hub des Treibers.
    Das möchte ich ein wenig differenzieren:
    Bezogen auf die elektrische Eingangsleistung tut sich da kaum was, vergleicht man akustische Ausgangsleistungen, kann es sein, aber je nach Phasenlage Treiber zur "Horn"-Öffnung kann es dann auch schlechter sein.

    Zitat:
    Durch den höheren Wirkungsgrad der Konstruktion muss das "Horn" zum Erreichen der gleichen Lautstärke mit weniger Leistung gefüttert werden, daher macht der Treiber auch weniger Hub. Das erweitert wiederum den Dynamikbereich der Gesamtkonstruktion.

    So gesehen erfüllt das "Horn", auch wenn es kein echtes Horn ist, doch schon einen Zweck, oder verstehe ich da irgendwas falsch?
    Klar erfüllen solche Schallführungen einen gewissen Effekt, nur erreicht man den, wie beschrieben, auch völlig ohne Hornfunktion (im Sinne von erhöhter akustischer Impedanz), und kann mit anderen Eigenschaften einer resonierenden Röhre erklärt werden.

    Gruß
    Peter Krips


  16. #16
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    Teil 13:

    Hallo,
    nachdem die Ergebnisse mit dem kleinen Fostex nun nicht so prickelnd waren, wenden wir uns nun mal einen ausgewachsenen 200er zu, dem Fostex FE206En im BK206 Horngehäuse.

    Diese Kombination ist in der HH 1/2014 besprochen worden und auch messtechnisch dokumentiert. Leider kann ich ja aus copyright-Gründen hier keine Scans aus dem Heft hier einstellen, daher sind interessierte Mitleser leider darauf angewiesen, in dem fraglichen Heft nachzusehen, wenn ich darauf Bezug nehme.
    Die Hornparameter habe ich der HH 1/2014, Seite 28 entnommen, die Treiberparameter der Seite 24.
    Der Treiber hat zwar die 4-fache Membranfläche wie der FE103E und auch mehr linearen Hub, allerdings sind das auch nur +- 0,8 mm.

    Zunächst habe ich den Treiber mal in einer BR simuliert, um zu sehen, welchen SPL er da so 1W/1M packt:


    Das sind beeindruckende 95 dB bis 1000 Hz. Nur das interessiert zunächst, denn oberhalb 1000 Hz legt der Treiber um 5-6 dB zu, da wäre es also nützlich, wenn man mit einem Horn eine Unterstützung des Treibers um 6 dB bis 1000 Hz hinbekommen könnte.

    Schauen wir uns aber erst einmal den Membranhub des Treibers bei 1 Watt in BR an:



    Nun ja, viel Luft ist da hubmäßig nicht mehr, mit mehr als 1 Watt könnte man die BR nicht belasten.
    Gut, die macht dann zwar ca. 95 dB, müsste aber oberhalb 1000 Hz kräftig entzerrt werden.

    Mal sehen, was das BK206 verändern kann.

    Zunächst die Eingabemaske:


    Hier der SPL der Schallführung:


    Sehr wellig, sieht nach diversen TML-Längsresos aus....
    Hier der SPL des Treibers:


    Viele Einbrüche, die ebenfalls auf TML-Resonanzen hindeuten.
    Nun der Summenpegel daraus:


    Das sieht der AJ-Simu in HH1/2014, Seite 28 recht ähnlich, allerdings ist der Pegel unterschiedlich.
    Bei AJ ist wohl mit 4Pi und einem Rg von 0,5 Ohm simuliert worden, ich habe 2Pi und ohne Rg simuliert, daher die Pegeldifferenz.
    Wir haben nun mehr Pegel als eigentlich benötigt, allerdings sind ja noch keine Pegeleinbußen durch notwendige Bedämpfungsmaßnahmen Druckkammer/Hornverlauf berücksichtigt, wie auf Seite 28 gezeigt.

    Schaun wir uns mal den Membranhub an:


    Nun, da sind wir schon am Ende des liearen Hubs angelamgt, wesentlich mehr als 1 Watt sollte man der Kombination wohl nicht zumuten, macht dann aber immerhin fast 100 dB, das sollte reichen....
    Nun versteh ich auch, warum bei BL-Horn Liebhabern leistungsschwache Röhrenverstärker angesagt sind..., mehr sollte man den Lautsprechern auch nicht zumuten.
    Was fehlt noch ?
    Elektrische Impedanz:


    Tja, das schaut auch eher nach TML als nach Horn aus....

    Akustische Impedanz ? :


    Tja, auch hier von erhöhter akustischen Impedanz, wie man es von einem Horn erwarten konnte/solle/müsste keine Spur, auch da nur einsame TML-typische Spitzen.
    Zum Schluß noch der Max-Pegel bei 1 Watt:


    Tja, da ist die Konstruktion schon bei 1 Watt hublimitiert, und so bei 119 Hz geht nicht mehr wie 92 dB, nach Hornbedämpfung eher noch nur knapp 90 dB....
    Immerhin kann das Teil im Raum bis 55-60 Hz um die 95 dB Pegel liefern, das dürfte dann aber die sinnvolle Obergrenze sein.
    Noch ein Hinweis zu den Klirrmessungen in der HH auf Seite 24 und 25:
    die sind bei 90 dB gemessen, also mit einer Eingangsleistung für den Treiber irgendwo zwischen 1/4 oder 1/2 Watt.

    Es ist echt frustrierend, nun haben wir uns schon ein paar bekannte als Horn beschriebene Konstruktionen angesehen, denen das Wesen von Hörnern, nämlich erhöhte akustische Impedanz völlig fehlt.

    Versuchen wir es im nächsten Teil mal mit dem Schmackshorn.....

    Pause

    Peter Krips


  17. #17
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    Teil 14:

    Hallo,

    nachdem wir ja bei zwei bekannten BL-Hörnern vergeblich nach Hornfunktion gesucht haben, betrachten wir uns mal eine Uraltkonstruktion, ebenfalls ein BL-Horn:
    Das Schmackshorn.
    Das fand sich schon im meinem RPB-Band "Lautsprecher und Lautsprechergehäuse für HiFi" von H.H. Klinger aus dem Jahre 1968.
    Die Konstruktion hat also mindestens 48 Jahre "an den Füßen" und die damals verwendeten Treiber gibt es auch nicht mehr.
    Die Box war insofern eine Besonderheit, da ihr Innenleben aus bituminierten Weichfaserdämmplatten aufgebaut war.
    Da die Box auch heute noch nahezu Kultstatus genießt, lag es nahe, die mal simulatorisch zu überprüfen.
    Es gibt noch einen weiteren Grund.....

    Die Box ist für 200er Treiber vorgesehen, daher habe ich mal ein paar 200er damit simuliert.
    Ich habe dazu in der Simu die 1Pi-Aufstellung gewählt, weil das Schmacks für die Aufstellung an einer Wand konzipiert ist.
    Zunächst den Visaton BG 20:



    Sieht doch schon ganz ordentlich aus.....
    Dann der Max-Spl, der mit dem maximalen mechanischen Hub erreichbar ist:



    o.k., da ist mit 2Watt Ende der Fahnenstange erreicht.

    Dann das Gleiche mal mit dem SP-8/150PRO von Monacor:



    Auch nicht schlecht, siehr recht ähnlich aus wie oben....
    Max Pegel bei immerhin 30 möglichen Watt:


    o.k., mit 6 mm linearem Hub geht schon was.....

    Dann eine Simu mit dem Monacor SPH-200 CTC, Spulen parallelgeschaltet:



    Und der Max-SPL mit 8 Watt und linearem Hub von +- 3,75 mm:


    Geht so....

    Wie es der Zufall so will, habe ich da eine Messung des Treibers im Schmacks zu bieten.
    Ein weiterer Zufall will, daß es sich um die Uraltvariante mit Weichfaserinnenaufbau handelt.
    Hier allerdings bei quasi Eckaufstellung und mit weit offenem Messfenster mit viel Raumeinfluss gemessen:



    Oberhalb 100 Hz erkennd man ebenfalls die Einbrüche wie in der Simu, unterhalb 100 Hz sieht es etwas anders als die Simu aus, vor allen Dingen reciht es deutlich tiefer, da packt die Aufstellung und der Raum wohl noch was drauf.
    Da geht es dann schon gut bis knapp unter 40 Hz.
    Wer es nicht glaubt: hier die Teile als "Scheunen-Spaß-Prügel" verwurstet in derselben.



    Da ich nur einen SPH-200TCT habe, kamen andere verfügbare Treiber rein....

    Da der Monacor SP-8/150PRO da die beste Figur in den Simus abgegeben hat, schauen wir uns von dem die restlichen Simulationsdaten an.
    Zunächst das Eingabefenster:


    SPL und Max-Spl hatten wir ja oben schon...
    Die elektrische Impedanz:


    Tja, da sind wir wohl noch ein wenig von idealer Hornfunktion entfernt....


  18. #18
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    Membranhub:


    Auch da gibt es Einbrüche durch wohl vorhandene TML-Längsresos....

    Akustische Impedanz:


    Die Welligkeiten sagen, daß es doch ruhig ein wenig größer sein dürfte, andererseits ist die akustische Impedanz zwischen den Peaks deutlich oberhalb der Null-Linie, wir haben also einen durchaus erhöhten Strahlungswiderstand.
    Da kann man trotz der TML-Längsresonanzen schon von einer noch erkennbaren Hornfunktion ausgehen.
    Eigentlich nicht verwunderlich:
    Das schon simulierte BK206, das ja auch mit einem 200er Treiber arbeitet, hat ein Gesamtinnenvolumen von 105 Litern, das Schmacks immerhin 233 Liter und den größeren Hornmund.

    Schauen wir und noch etwas an, was hornresponse simulieren kann, nämlich die Effizienz des Systems in % :


    Das ist schon ganz ordentlich, wenn man mal vergleicht, was direktstrahlende Treiber dagegen zu bieten haben.
    Da wirkt sich hier die doch schon erkennbar erhöhte akustische Impedanz wohl positiv aus.

    Auch wenn das Schmacks noch nicht ein ideales Horn ist, zahlt sich da doch die Größe aus (Brutto hat die Box ja 300 Liter), da kann man dann schon anfangen, von Horn zu reden.

    Im nächsten Teil schauen wir uns dann ein weiteres Horn aus der Zeit des Schmacks an, das ist dann allerdings ein FL-Horn.

    Pause

    Gruß
    Peter Krips


  19. #19
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    Zwischenspiel Teil 4:

    Hallo,
    weiter oben wurde ja schon ein Gehäuse mit dem SPH-60 X simuliert, mit dem Ergebnis, daß ein Backloaded Horn üblicher Abmessungen die elektrische Belastbarkeit und auch den Pegel auf unter 1 Watt beschränkt.

    Nun hat mich die Aussage von Postern hier: "Man nehme (irgend
    -) einen Treiber und man macht halt was damit" doch irgendwie provoziert.

    Also habe ich mir den Treiber noch mal vorgenommen und ein paar Vorgaben gemacht (Konzept !)
    1. bei ein Watt kann er nur um die 88-89 dB, über 100 sollen es dann schon sein.

    2. Angesichts seines Wirkungsgrades sollte man ihn mir 20 Watt ansteuern können (er verpackt ja noch ein wenig mehr).

    3. Die 40 Hz soll er auch noch packen......

    Also mal wieder die Simu angeworfen:
    Hier der Summenpegel 20 Watt:



    Der Treiber alleine macht da knapp über 100 db (um 1000 Hz) darunter hat es deutlich zu viel.....
    Elektrische Impedanz:
    Sieht mehr nach TML als nach Horn aus.....


    Membranhub bei 20 Watt



    Das ist nun nicht nur mehr als der lineare Maxhub von 1,3 mm, sondern wohl überhaupt zu viel......

    Ende Gelände, oder wie bekommen wir das Problem gelöst ?

    Achtung, was jetzt folgt, ist eine absolute sensationelle Weltneuheit und ihr könnt euch glücklich schätzen exclusiv dabei sein zu können.

    Jetzt wird nämlich ein neues Prinzip nämlich
    BLHHP
    erstmalig der Weltöffentlichkeit präsentiert.
    BackLoaded Horn Hochpass Gefiltert.

    Findet ihr ein wenig dick aufgetragen (??) (ich auch ), aber was Andere können, kann ich schon lange....

    Hochpassfiltern wir das Konstrukt mal.....


    Schwarz ist original, rot gefiltert.
    Die Überhöhung ist bis knapp über Treiberpegel "gebügelt"
    Stören wir uns jetzt nicht an so einigen Peaks, die bekommen wir mit Bedämpfung noch geregelt.
    Stören wir uns jetzt nicht an dem Abfall unter 100 Hz, denn wir wissen ja mittlerweile zweierlei:

    1. Hornähnliche Konstruktionen misst man nicht Freifeld wie andere Konstruktionen, sondern in irgendeinem Abhörraum.

    2. So gemessen päppelt sich nämlich der obige Abfall im Raum noch auf mit Wandreflexionen, Raummoden, Druckkammereffekt etc, so daß es dann vorzeigbar wird.

    Schauen wir uns die elektrische Impedanz der gefilterten Variante an.


    Welligkeiten weg und starker Anstieg mit fallender Frequenz, das soll ja untenrum den Membranhub begrenzen......

    Nun die eigentliche Sensation...:
    Der gefilterte Membranhub:


    Wie nett, nun liegen wir überall unter dem maximalen linearen Hub und unser Konstrukt kann nun nicht mehr zur Klirrschleuder werden durch zu viel Hub und kann dennoch ordenlich Pegel, der Bass ist vom Pegel angepasst und 20 Watt gehen auch..
    Alles Bestens also....

    Ach so, da fehlt noch was....
    Die Eingabemaske für das Konstrukt:



    Und das Volumen der Konstruktion:



    Ich denke schon, daß man die 400 Liter in einem Gehäuse mit Brutto unter 500 Liter unterbringen kann.
    Z.B. 50 cm breit, 135 cm hoch und ca. 70-75 cm tief, je nachdem, wie geschickt und "verlustarm" man die 4,5 m Schallführung falten kann. Tipp: Hornmündung nach hinten, so habe ich auch simuliert.....

    Das Konzept: "Man nehme einen (x-beliebigen) Treiber und versuche daraus was (gescheites ? ) zu machen" hätte aber ohne die obige Weltneuheit nicht funktioniert...

    Gruß
    Peter Krips


  20. #20
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    Teil 15:

    Hallo,
    die bisherigen Betrachtungen von mit Breitbändern fullrange betriebenen BL-Konstruktionen haben ja ein paar allem Anschein nach gemeinsame offensichtlich sytembedingte Probleme gezeigt.

    Bei so gut wie Allen (ausser beim BLHHP ) läuft der Membranhub gewaltig aus dem Ruder, die Teile sind daher, wenn man innerhalb des linearen Hubs bleiben will, um Verzerrungen im Mitteltonbereich zu vermeiden, so gut wie nicht belastbar und können daher nicht wirklich laut.
    Andererseits kann man an den bisher gezeigten Simus erkennen, daß der Bass- und Grundtonbereich meist sogar gewaltig überbetont ist.
    Das ist den jeweiligen Konstrukteuren ja auch nicht verborgen geblieben, daher ist es ja Standard meist Pläne zur Bedämpfung Druckkammer/Hornverlauf mitzuliefern, da die Konstruktionen ansonsten völlig unausgeglichen mit viel zu lautem Bassbereich wären.

    Das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
    Da baut man erst eine wirkungsgradsteigernde Schallführung und vernichtet dann den Schallpegelgewinn wieder weitestgehend durch Bedämpfungsmaßnahmen.

    Bin ich da der Einzige, der das unlogisch, ja sogar unsinnig findet ?

    Betrachten wir uns das einmal anhand einer weiteren bekannten BL-Konstruktion, dem Buschhorn (die Urversion MK 1 mit dem Visaton FRS 8 als Treiber)

    Zunächst wie üblich die Eingabemaske:


    Hier gleich für Eckaufstellung konfiguriert, laut den Infos im Netz soll der rückseitige Hornmund ja in die Ecke strahlen.

    Hier zunächst einmal der Summenpegel auf 2 Pi, also Halbraum simuliert:



    Unter Halbraumbedingungen kann der FRS 8 ja nur 82 dB Pegel bei 1 Watt, da liegt in der Simu der Summenpegel der markierten Frequenz schon ca. 15 dB darüber. Insbesondere macht der FRS 8 den Pegel im oberen Frequenzbereich >1000 Hz.

    Nun der Summenpegel bei 0,5 Pi, also Eckaufstellung :


    Nun liegt der Summenpegel bei der ausgewählten Frequenz sogar 25 dB oberhalb der 82 dB.
    Es sind "obenrum" beim FRS 8 trotz Eckaufstellung tatsächlimmer immer noch die 82 dB, weil ja mit zunehmender Frequenz und ab der Bündelungsfrequenz des freistrahlenden Treibers sowieso ja kein Schallpegelgewinn mehr durch die Eckaufstellung stattfindet.
    Um einen ausgeglichenen Frequenzgang zu erzeugen, müsste man nun also mit reichlich Bedämpfungsmaterial die 25 dB "vernichten", um auf einen ausgeglichenen Pegel um die 82 dB zu kommen.
    Nun macht der Treiber bei 1 Watt aber schon zu viel Hub:


    Hier habe ich mal den Hub 2 Pi und 0,5 Pi übereinandergelegt, macht kaum einen nennenswerten Unterschied.
    Da bleiben dann nach Linearisierung durch Bedämpfung noch nicht mal die 82 dB Pegel übrig, wenn man innerhalb des linearen Hubes bleiben will.

    Meiner Meinung nach muß man das Problem auf der elektrischen Seite lösen, entweder mit DSP oder mit passiver Beschaltung.
    Die nachfolgenden Simus sind nur eine "Krücke", da Sperrkreise in dem Prog nicht "gehen", der Weg und das Ergebnis ist aber erkennbar.
    Zunächst einmal simulieren wir jetzt mit 10,95 Volt, also 15 Watt....
    Da macht der FRS 8 "obenrum" ca. 94 dB / 2Pi.
    Nun versuchen wir den Pegel "untenrum" in die Nähe zu bringen....
    Bei der passiven Simulation hat es sich als nützlich herausgestellt, zunächst einen Widerstand in der Größe der Nennimpedanz parallel zu schalten.

    Das verändert nämlich die Gesamtimpedanz von:



    zu:



    Das ist schon deutlich weichenfreundlicher.

    Nun nehmen wir noch einen Hochpasskondensator und schauen uns das Ergebnis an:



    Nun verlieren wir Tiefgang, aber der Pegel ist nun ähnlich (noch ein wenig mehr) wie "obenrum".
    Und: Es sind tatsächlich nur 22 MicroFarad.......

    Die Gesamtimpedanz sieht nun so aus:



    Und der Membranhub:


    liegt nun bei 15 Watt (bzw. Eingangsspannung entsprechend 15 Watt an 8 Ohm) innerhalb der linearen Hubgrenze von +- 0,5 mm. Der Verstärker sollte nun natürlich 30 Watt an 4 Ohm "können".

    So wie hier (oder anders beschaltet) könnte der FRS 8 in 2.1 mit einem Sub oberhalb 100 Hz verwendet werden und kann dann dort knapp 100 dB Pegel innerhalb seines linearen Hublimits.

    Zusammenfassung:
    Es erscheint sinnvoller, kleinere BLH-Konstruktionen elektrisch zu linearisieren, anstatt mühselig erzeugten Schallpegelgewinn dann durch Bedämpfung zu vernichten, zumal man dadurch beim Membranhub und unverzerrtem Maximalpegel kaum was gewinnt.

    Pause

    Gruß
    Peter Krips

    P.S. Noch die akustische Impedanz bei Eckaufstellung:



    Auch da im Ergebnis erkennbar: Überwiegend resonierende Röhre, leichte Erhöhung der akustischen Impedanz bei Frequenzen >100 Hz erkennbar.
    Als Satellit bei Frequenzen >100 Hz konnte man ein Auge zu, das andere geblinzelt, annährend von Hornfunktion sprechen.


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