Kenmore 2.0 h65

[Jackman]

Hallo zusammen,

basierend auf Gazzas Entwicklung Kenmore/W4-1052 möchte ich hier die Weiterentwicklung zum 2-Wege-Lautsprecher vorstellen.

Die Idee kam mir, weil der Tang Band W4-1052 mir in einem anderen Gehäuse subjektiv zu wenig Höhen wiedergab. Deshalb habe ich beim Bau gleich einen Hochtöner vorgesehen.

Da ich in Sachen Weichenentwicklung noch eher unerfahren bin, habe ich die Dienste eines kompetenten Bekannten gesichert. Ohne ihn hätte ich dieses Ergebnis nicht erreicht.

Vergangenen Samstag war es dann soweit: Der Messaufbau stand bereit.

Die erste Überraschung und Enttäuschung bescherte uns der eigentlich geplante und schon montierte Hochtöner Monacor DT-25S, eine Gewebekalotte im Gewand der DT-25TI. Die hatte ich vor einiger Zeit mal als NOS günstig erworben.
Das NOS hat sich dann auch als Problem erwiesen. Die Kalotten spielen erst ab ca. 8-9 kHz und dann auch noch deutlich zu leise.
Das ist hier zu sehen:




Die Vermutung ist, dass durch zu lange Lagerung das Ferrofluid ausgetrocknet oder verhärtet ist und sich dadurch die Schwingspule kaum noch bewegt.
Wenn da jemand einen Tipp zur Abhilfe hat: her damit!

Da wir die Messungen und die Weichenentwicklung nicht nochmal vertagen wollten, musste Abhilfe her. Da die Chassis nicht eingefräst sind, musste der neue HT ungefähr die Maße der DT-25S haben, also ca. 66 mm Durchmesser. Unsere Wahl aus den vorrätigen HT fiel auf die Vifa BC25SC06-04, aus preislichen (unter € 20,-) und optischen Gründen... (Alternativen waren Tang Band Keramikkalotte oder Westra Konus aus der Tricky!...).

Also eine Box umgebaut und Neustart...

Die anvisierte Trennfrequenz sollte bei ca. 3 kHz liegen.
Der TMT-Teil war schnell erledigt mit 12dB. Im HT sollte das eigentlich auch kein Problem sein, also auch 12dB und Pegelabsenkung, aber das hatten wir uns so gedacht...

[Jackman]

Jetzt gingen die Probleme los! Der Vifa HT hat ein kleines WG, welches den unteren Frequenzbereich uterstützt. Statt eines gleichmäßigen Abfalls zu tiefen Frequenzen steigt der FG unter 3 kHz nochmal an, was schon etwas Trickserei erfordert, sowohl mit Spule und Kondensator als auch mit der Pegelabsenkung (Vorwidertand oder Spannungsteiler).
Nachdem der Achsenfrequenzgang recht gut aussah, wollten wir natürlich auch wissen, wie sich das Ganze unter Winkel verhält.... bööööse Falle! Durch die Konstruktion der Kalotte steigt der Pegel unter Winkel im Bereich der Trennfrequenz über den Pegel auf Achse.
Entweder mussten wir auf Achse entzerren und eine starke Überhöhung unter Winkel in Kauf nehmen --> inakzeptabel oder auf 30° entzerren mit Einbruch auf Achse --> ebenso inakzeptabel...


Also wieder alles auf Zero...

[Jackman]

Weiter gehts..

Wie kann man die Schweinereien, die einem der Hochtöner bereitet, umgehen?
Wir haben einen Breitbänder als TMT. Damit können wir die Trennfrequenz deutlich höher wählen als mit einem echten TMT. Wir entschieden uns für ca. 4,6 kHz. Damit haben wir die Möglichkeit, den Anstieg des HT zu tiefen Frequenzen ausblenden.

So ließ sich nun eine einfache und klassische 12dB-Beschaltung für beide Zweige realisieren, ergänzt umn einen Vorwiderstand für den HT zur Pegelanpassung.
Das sind nun 5 preiswerte Bauteile, was dem Ursprungsgedanken der Box wiederum entspricht.

Das Ergebnis ist schon sehr überzeugend, wenn auch bisher nur mono gehört. Ich werde gleich noch die Weichen fertig machen und dann mal stereo hören...

So sieht das Gesamtergebnis messtechnisch aus:

Einzelzweige und Port:





Tang Band unbeschaltet im Vergleich zur Gesamtbox:




Gesamt und Zweige auf Achse:







Gesamt Achse mit TMT und Port Nahfeld/Halbraum:



Und so sieht das Ganze jetzt aus:






Das sind erstmal Testgehäuse, deshalb schraubbare Schallwände und Span roh (aber top Zuschnitt vom örtlichen Baumarkt).
Die Chassis werden bei den endgültigen Gehäusen eingefräst. Dann wird auch nochmal nachgemessen. Sollte sich an der Weiche etwas ändern, gebe ich das natürlich bekannt.

Bei den Messungen wurde übrigens der Portanteil/-reso nicht berücksichtigt, da der Port hinten liegt.

[Gazza]

Moin Günther,

das klingt interessant!
Du hast den Verlauf weiterbeschrieben, noch während ich gelesen habe. Das war beim Lesen auch direkt mein erster Gedanke: rauf mit der Trennfrequenz.

LG Gazza

[Jackman]

Hallo Tom,

mit der jetzigen Version lässt sich sicherlich mit nur geringen Änderungen auch ein anderer HT verbauen, möglicherweise lediglich mit Pegelanpassung...

Hätte ich hier bei mir schon die Messtechnik im Einsatz, hätte ich wahrscheinlich aus meinem Fundus die Dayton ND-20FA6 eingesetzt. Das hätte aber eine neue Front bedingt, was wir am Samstag schlecht auf die Schnelle machen konnten.

Der Tricky!-HT würde auch gehen, gefällt mir aber optisch zum Tang Band nicht so, obwohl ich ihn klanglich mag.

[newmir]

Also mit dem Monacor Hochtoener habt ihr doch vermutlich eine Impedanzmessung gemacht?!. Wie war die denn. Wenn Deine Vermutung richtig ist, dann muesste sich doch die Resonazfreqeunz auch ganz anders darstellen. Tut sie es?

Und was ist NOS?

[eltipo]

Und was ist NOS?

New old Stock

[Jackman]

Hallo zusammen,

so, weiter oben sind jetzt die Messungen eingefügt.

Bevor die ersten Anmerkungen zu dem Buckel um 800 Hz und dem Plateau von 1,2 bis 2 kHz kommen: natürlich kann man das auch noch besser machen.
Klanglich ist das aber nicht so aufdringlich, wie es aussieht und preislich sollte das Projekt ja auch nicht zu sehr ausufern.

Wie oben schon geschrieben, hätte ich durchaus auch einen günstigeren Hochtöner eingesetzt, aber für eine Frontplattenänderung war am Samstag nachmittag keine Möglichkeit mehr, so dass ein mechanisch passender Töner eingestzt werden sollte, der auch optisch dem Tang Band gerecht wird.

Ich kann mir gut vorstellen, im Wiederholungsfall eine 16er oder20er Dayton-Kalotte zu verbauen. Die ursprünglich geplanten Monacor-Kalotten haben mich zusammen unter € 30,- gekostet, was dem günstigen Tang Band absolut gerecht wird.

Zum Klang:

Ich habe vorhin eine ganze Weile verschiedenes Material mit unteschiedlichen Lautstärken gehört. Das war durchweg angenehm und nicht nervig. Tonal ist das für mich ziemlich ausgewogen, nicht zuletzt durch den sehr voluminösen Bass, der im Raum mit ca. 30-40cm Wandabstand in 14 m² locker bis 50 Hz reicht.
Der Hochtonbereich ist sauber aufgelöst und neigt nicht zum zischeln bei S-Lauten.

Natürlich sind damit keine sehr hohen Lautstärken möglich, aber es reicht im Mehrparteienhaus locker, um die Mitbewohner zu ärgern .

Die räumliche Abbildung geht mehr in die Breite als in die Tiefe, ist aber sauber und stabil.

Ich habe ja vor, am Sonntag zum Forentreffen zu kommen. Wenn das klappt, werde ich die Teile wohl mitbringen.

[Jackman]

Vergessen:

@newmir: Wir haben zwar die Impedanz der Monacor-Kalotten nicht mehr gemessen, aber oben kannst Du jetzt die Frequenzgänge der beiden Exemplare sehen.

Da die Teile schon etliche Jahre nicht mehr im Programm von Monacor sind und unbenutzt gelagert wurden, ist unsere Fehlervermutung naheliegend...

[Jackman]

So, hier zu guter Letzt auch noch die Weiche:

[tiefton]

Hallo Günther,

sehr fein, ich mag so kleine Dinger ja.
Schade, dass es den HT nicht mehr gibt, hab ich gerne gehört.
Das allerbeste aber:
simple Weiche, weil brauchbares CHassismaterial

Viel Spaß damit, am besten gleich verschenken und schön machen

[Jackman]

Hallo Thomas,

danke fürs Lob, ich gebs auch weiter .

Schön machen ja, verschenken nein . Die Tang Bands waren im Angebot und die HT waren auch recht günstig. So günstig bekomme ich das Material nicht wieder...
Die jetzigen Gehäuse kann ich ja dank schraubbarer Front noch für andere Projekte nutzen.

Holz in ordentlichem Zuschnitt mit Gehrung werde ich mal hier bestellen. Da hat Olli (hoschibill) gute Erfahrungen gemacht.

Korpus aus 16er MDF auf Gehrung und Front aus 18er MPX für um die € 20,- ist doch super...

Auf welchen HT beziehst Du Dich? Ich nehme an, auf den Monacor, denn den Vifa/Tymphany gibts ja noch neu.

[Gazza]

Moin Günther,

schicke Teile. Mit wenig Einsatz an Material ein Optimum erzielt. Mit der recht einfachen Weiche bleibt die Kenmore 2.0 damit auch meiner 'Ur-Version' treu.

Die kleinen Buckel im FG sind vermutlich der Einbausituation des W4 geschuldet, der ja nach unten 'wandern' musste. Kann man sich drum kümmern, muss man nicht, wenn es gehört passt. Bin gespannt auf das Forentreffen und Deine Kisten.

LG Gazza

[bAD kARMA]

Hi,

da ich eine Variation der 2.0 baue, allerdings mit anderem HT, bin ich gerade dabei, mit Messungen meine EDGE-Gehäuseformen zu überprüfen. Das anhängende Bild zeigt schön wie gut Simulation und Messung am Umbau eines alten Versuchs harmonieren.
Bin aktuell noch am Optimieren, am kommenden Wochenende will ich den endgültigen Entwurf mal wasteln.

[Woodman]

Bin ja hier recht neu. Hat sich bei diesem Bausatz weiterhin was getan ? Hab hier ein Gehäuse, das förmlich nach diesem Setup schreit.
Auf dem Schaltplan ist der HT unten, mit dem Widerstand ?

[holly65_MKII]

Moin,

Auf dem Schaltplan ist der HT unten, mit dem Widerstand ?

Jupp.


LG

Karsten

[Woodman]

Danke für die Antwort. Gibt es über diese Box mehr Infos bezüglich des BR Ports ?

[Olaf_HH]

Schreib doch Jackmann aka Günther ne PN

[Jackman]

Moin,

da die Version 2.0h65 auf der Kenmore von Gazza basiert und bis auf die Chassispositionen das gleiche Gehäuse benutzt, hatte ich mir zusätzliche Angaben zur Bemaßung damals gespart.

Das BR-Rohr habe ich vorhin nachgemessen, ist ein BR50 mit 10cm Länge, positioniert auf der Rückseite. Position dort ist bei mittig montiertem Anschlussterminal etwa die Mitte zwischen Terminal und Unterkante der Box.

Die restlichen Maße müsste ich am Gehäuse nachmessen, geht aber nicht so schnell, da die Teile "ausgelagert" sind.

[Woodman]

Danke schön, das ist ja super von dir, mich mit den Infos zu versorgen.